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Iphofen: Steht die Zukunft des Iphöfer Weinbaus auf dem Spiel?

Iphofen

Steht die Zukunft des Iphöfer Weinbaus auf dem Spiel?

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    Von der Sonne beschienen sind die Weinberge rund um den Schwanberg bei Iphofen. Ein Pilotprojekt soll klären, ob und wie die 260 Hektar Rebfläche künftig bewässert werden kann.
    Von der Sonne beschienen sind die Weinberge rund um den Schwanberg bei Iphofen. Ein Pilotprojekt soll klären, ob und wie die 260 Hektar Rebfläche künftig bewässert werden kann. Foto: Günther Fischer

    Es war ein Schreckensszenario, das der Vorsitzende des Weinbauvereins an die Wand malte: "Ohne Bewässerung ist in 30, spätestens 50 Jahren Schluss mit Weinbau in Iphofen", sagte Hansi Ruck. Fast hätte man es vergessen am Montagabend, dass es in Zeiten der Corona-Krise auch noch ein anderes elementares Problem gibt auf dieser Welt: den Klimawandel.

    Über längere Zeit war das Thema Weinbergsbewässerung quasi in den Tiefen des Tagesgeschäfts versickert. Dass es Bürgermeister Josef Mend nun, in der letzten Arbeitssitzung dieser Legislaturperiode, noch einmal auf die Agenda des Stadtrats setzte, erstaunte, ja befremdete manchen im Gremium. Noch mehr aber wunderten sich etliche, dass sie schon jetzt, in diesem Frühstadium, das vom Staat geförderte, mögliche Pilotprojekt auf den Weg bringen sollten. Immerhin geht es um eine Summe, die Experten auf mindestens 14 Millionen Euro schätzen.

    Für die Winzer geht es um ein Millionengeschäft

    Auch wenn das Problem nicht so akut und unmittelbar ist wie Corona: Die immer heißeren und trockeneren Sommer verderben den hiesigen Winzern das Geschäft. Ein Millionengeschäft. Nicht nur Mend stellt die Winzer für Iphofen als systemrelevant dar. Deshalb hat die Stadt schon vor mehr als zehn Jahren damit begonnen, nach Mitteln und Wegen zu suchen, sie zu stützen.

    Die Idee: den Weinbergen mittels Tröpfchenbewässerung über die kritische Zeit zu helfen. Das Problem: Bei aller Anstrengung ist es den Experten nicht gelungen, in oder um Iphofen brauchbares Wasser in ausreichender Menge zu finden. Entweder erwiesen sich die Quellen als zu unergiebig oder das Wasser war zu salz- oder sulfathaltig. Als Ausweg blieb letztlich nur, das Wasser vom Main herbeizupumpen. Das ist teuer und kompliziert. Ein Speichersee mit 180 000 Kubikmeter Volumen soll dazu errichtet werden. Ob der Untergrund das hergibt? Ungewiss.

    Die Staatsregierung weiß, dass die zunehmende Trockenheit in den nächsten Jahren zum existenziellen Problem zu werden droht. In 18 bayerischen Pilotprojekten will sie Erfahrungen sammeln, wie der Sache möglichst effizient begegnet werden kann.

    Es geht um Hopfen- und Kartoffelanbau, und eben wie in Franken um die Weinwirtschaft. Bis zum zweiten Quartal dieses Jahres muss sich die Stadt Iphofen erklären, ob sie an dem Pilotprojekt teilnehmen will. "Wir hätten gute Chancen", sagt Mend. Denn die Stadt hat bereits eine Machbarkeitsstudie in der Schublade. Und Winzer Ruck ergänzt: "Es ist eine historische Chance. Verschlafen wir sie, bekommen wir sie nicht mehr." Ein deutliches Signal wolle er nach München senden, sagte der Bürgermeister am Montag.

    Wird ein Berufsstand unzulässig subventioniert?

    Manchen Räten aber geht das alles zu schnell. Zwar würde der Freistaat mit der Studie die Hälfte der auf 14 bis 18 Millionen Euro geschätzten Gesamtkosten übernehmen, doch je ein Viertel müssten die Winzer und die Stadt tragen. Otto Kolesch sieht vor allem den Anteil der Stadt kritisch, spricht von "Subventionierung" eines Berufsstandes und weist darauf hin, dass solches Gebaren "rechtlich gar nicht erlaubt" sei. Vor allem aber würden der Stadt jetzt Zusagen abverlangt, die sie ohne eine ausreichende Grundlage treffen müsse.

    "Von den Winzern gibt es keine verbindliche Aussage zu einer Kostenbeteiligung und einem möglichen Anschlusszwang." Die Frage der Betriebskosten sei ebenso ungeklärt wie der städtische Personalaufwand. Kolesch brachte die Gründung eines Wasser- und Bodenverbandes ins Spiel, um Kosten und Aufgaben eindeutig zu regeln. Ihm könne neben den Winzern dann auch die Stadt angehören.

    Thema kurzfristig auf die Tagesordnung gesetzt

    Mend lehnt einen solchen Verband ab: Es sei schon für die Stadt "schwer genug", Wasser vom Main zu beschaffen. Um die von Kolesch aufgeworfenen Fragen zu klären, brauche es zunächst eine Planung. Erst danach könne man sagen, welche finanziellen Lasten die Winzer zu tragen hätten. Weshalb er das Thema so kurzfristig auf die Tagesordnung gesetzt habe? "Der alte Rat ist mit der Sache vertraut."

    Und doch gab es auch hier große Bedenken. Klaus Brehm sagte, er sehe es kritisch, dem neuen Stadtrat ein "solches Erbe" zu hinterlassen. Ingrid Stahl erklärte, sie habe "ein Problem, die Winzer zu subventionieren", während andere Betroffene leer ausgingen. "Es geht mir um soziale Gerechtigkeit." Und Dritter Bürgermeister Jörg Schanow stellte fest, er sehe die städtische Hilfe zwar unter dem Aspekt der Wirtschaftsförderung, aber zwei Punkte müssten geklärt sein: die Leistungsfähigkeit der Stadt und die Beteiligung der Winzer.

    Wie stehen die Winzer selbst zur Bewässerung?

    Aber wie stehen die 21 Iphöfer Weingüter mit ihren rund 260 Hektar Rebfläche zu dem Projekt? Josef Olinger, der am Montagabend unter den Zuhörern saß, sagte: "Die Mehrheit der Winzer will es nicht. Es gibt dazu auch keinen Beschluss im Weinbauverein."

    Vom Vereinsvorsitzenden Ruck kam der Hinweis, er habe im vergangenen Jahr alle Betriebe zu einer Versammlung eingeladen. Nicht jeder sei gekommen, aber die "überwiegende Mehrheit" der Teilnehmer habe erklärt, dass sie sich eine Beteiligung vorstellen könnten. Auch Mend sagte, er wisse von "vielen Winzern", dass die Bewässerung gewünscht sei.

    Dem Stadtrat genügte das, um das vom Bürgermeister erhoffte Signal an das Umweltministerium zu senden. Einzige Bedingung: Die Finanzierung durch Stadt und Winzer müsse gesichert sein. Ob und wann das Projekt tatsächlich umgesetzt wird, steht mit dieser Absichtserklärung noch lange nicht fest. Otto Kolesch, Ingrid Stahl und Bernd Hartmann stimmten gegen den Beschluss. Für sie seien derzeit noch zu viele Fragen offen.

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