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Martinsheim: Strom aus der Nachbarschaft: Wie regionale Energieprojekte den Alltag und die Natur verändern

Martinsheim

Strom aus der Nachbarschaft: Wie regionale Energieprojekte den Alltag und die Natur verändern

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    Martinsheim investiert die freiwillige Gewinnbeteiligung je erzeugter Kilowattstunde Ökostrom zum Beispiel für den Kindergarten. Das Bild zeigt (von links) Rainer Ott, Florian Betzold (N-Ergie Kraftwerke), Jochen Link, André Nagler (beide Energietechnik Link), Ruth Albrecht und Jürgen Lang (Kommunale Kundenbetreuung N-Ergie).
    Martinsheim investiert die freiwillige Gewinnbeteiligung je erzeugter Kilowattstunde Ökostrom zum Beispiel für den Kindergarten. Das Bild zeigt (von links) Rainer Ott, Florian Betzold (N-Ergie Kraftwerke), Jochen Link, André Nagler (beide Energietechnik Link), Ruth Albrecht und Jürgen Lang (Kommunale Kundenbetreuung N-Ergie). Foto: Gerhard Krämer

    Martinsheim und Seinsheim stellen Flächen für die regionale Energiewende zur Verfügung. Dafür zahlt der Nürnberger Energieversorger, der dort Solaranlagen betreibt, freiwillig 0,2 Cent pro erzeugter Kilowattstunde an die Gemeinden. Pressereferentin Andrea Rudolph von der N-Ergie, Bürgermeisterin Ruth Albrecht (Seinsheim) und Bürgermeister Rainer Ott (Martinsheim) sprechen darüber, welchen Einfluss die Projekte auf die Natur haben, wie die Bürgerschaft denkt und was für Unverständnis sorgt.

    Frage: Warum beteiligt N-Ergie Kommunen an Gewinnen aus regenerativer Stromerzeugung und welche profitieren davon?

    Andrea Rudolph: Bei großen Photovoltaik- oder Windkraftanlagen handelt es sich um technische Anlagen, die für die Energiewende notwendig, aber vor Ort sichtbar und ein Eingriff in die Natur sind. Daher ist es fair, die Kommunen vor Ort zu finanziell zu beteiligen. Aktuell profitieren Martinsheim und Seinsheim davon.

    Wie groß sind die Solarparks, wie wurden sie finanziert und welche Kapazität haben sie?

    Rudolph: Bei Martinsheim gibt es zwei Solaranlagen: Der PV-Park Fuchsloch hat eine Leistung von rund 19 Megawatt, der PV-Park Rossgraben von rund 10 Megawatt. Die beiden Anlagen produzieren rund 31 Millionen Kilowattstunden pro Jahr und liefern Sonnenstrom für rund 8000 Haushalte.

    Kunden und Kundinnen der N-Ergie, die das regionale Ökostromprodukt Strom Purnatur gewählt haben, zahlen einen Cent mehr je Kilowattstunde. Damit haben wir anteilig den Bau der beiden Solarparks mit unterstützt. Den weiteren Teil des Eigenkapitals haben wir selbst aufgebracht. Das Fremdkapital wird üblicherweise von regionalen Banken zur Verfügung gestellt.

    In Wässerndorf steht das erste Solarkraftwerk der N-Ergie (Leistung: 9,13 Megawatt), für welches sie keine EEG-Vergütung in Anspruch nimmt. Die Fläche wird extensiv bewirtschaftet und als naturbelassenes Dauergrünland angelegt. Um die Anlage herum sind Bäume und Sträucher gepflanzt. Der Strom aus dieser Anlage liefert Sonnenstrom für rund 2.500 Haushalte. Ertragsprognose: rund 9,68 Kilowattstunden pro Jahr.

    Welche ökologischen Auswirkungen haben diese auf die Umgebung?

    Rudolph: Bei der Planung unserer Anlagen liegt ein besonderes Augenmerk auf Ökologie und Artenschutz, unter anderem durch das Anlegen von Blühwiesen entlang der Erzeugungsanlagen sowie Stein- und Totholzhaufen mit Lebensraum für Insekten und Kleintiere. Ziel ist, Flächen zu schaffen, die sowohl der Energiewende als auch dem Naturschutz dienen. Die Flächen werden regelmäßig gepflegt. Wir orientieren uns hierbei an der "Triesdorfer Biodiversitätsstrategie – Biodiversität auf PV-Freiflächenanlagen", bei welcher die N-Ergie Mitinitiator ist.

    Wie wird die dort erzeugte Energie genutzt?

    Rudolph: Der erzeugte Sonnenstrom wird ins Stromnetz der N-Ergie eingespeist und versorgt die privaten Haushalte und Unternehmen der Region mit Strom.

    Wie viele Solarparks/Windparks betreibt N-Ergie aktuell?

    Rudolph: Aktuell betreibt die N-Ergie rund 30 Solarparks und ist an sieben Windparks (insgesamt 37 Windräder) beteiligt.

    Wo gibt es eine Beteiligung der Bürger, wo soll es eine geben und wie funktioniert diese?

    Rudolph: Unsere aktuellen Angebote richten sich exklusiv an Bürger und Bürgerinnen in Hilpoltstein, Ellingen, Altdorf, Abenberg und Schwarzach am Main – jeweils inklusive aller Ortsteile.

    Wie können sich Bürgerinnen und Bürger beteiligen? Was kostet sie das und welchen finanziellen Ertrag bekommen sie daraus konkret?

    Rudolph: Sie können zwischen 1000 und 25.000 Euro einbringen (Zinsen 3,5 oder 3,6 Prozent pro Kalenderjahr, Mindestlaufzeit fünf Kalenderjahre).

    Sind die Bürgermeister zufrieden, wie die Projekte gelaufen sind?

    Rudolph: Wir arbeiten seit Jahrzehnten – in Teilen seit über 100 Jahren – partnerschaftlich und vertrauensvoll mit den Kommunen der Region zusammen und schätzen diese sehr lange Zusammenarbeit sehr.

    Ruth Albrecht: Nachdem das Projekt zu Beginn meiner Amtszeit und in die Pandemie gefallen ist, wurde es wirklich gut umgesetzt. Natürlich gab es auch Situationen, die nicht rund gelaufen sind, aber es wurde immer eine Lösung gefunden.

    Rainer Ott: Wir sind zufrieden, wie es gelaufen ist.

    Wie hoch ist die freiwillige Gewinnbeteiligung für Martinsheim und Seinsheim und wie nutzen die Gemeinden diese?

    Albrecht: Wir haben eine Zahlung von 19.680,89 EUR erhalten. Nachdem der Saal in der alten Schule in Wässerndorf federführend vom Feuerwehrverein saniert und umgebaut wird, unterstützt die Gemeinde dieses Vorhaben bis maximal 20.000 Euro und schon ist die Zahlung investiert.

    Ott: Martinsheim bekommt knapp 62.000 Euro. Wir investieren diese Summe in den Anbau des Kindergartens und in die Sanierung von Ortsverbindungsstraßen.

    Wie ist die Akzeptanz in der Bevölkerung?

    Albrecht: Gemischt. Der Bereich der Solarflächen Hammermühle und Winkelhof sind in unserer Flur doch sehr dominant, was aber für mehr Unverständnis gesorgt hat, sind die Strompreise, die uns für die Hammermühle angeboten wurden, der Strompreis vor der Haustür gehörte zu den teuersten.

    Ott: Die Akzeptanz ist bislang in Ordnung. Wir haben fünf Prozent unserer Ackerflächen für solche Anlagen vorgesehen. Mit neuen Anlagen wegen der Privilegierung sieht es jetzt etwas anders aus.

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