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ALTENSCHÖNBACH: Süßer Wolf stellt Insolvenz-Antrag

ALTENSCHÖNBACH

Süßer Wolf stellt Insolvenz-Antrag

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    Mit der Geschäftsführung der Unternehmen in Altenschönbach und dem Werk Arnstadt bei Erfurt ist Rechtsanwalt Bruno Fraas aus Zellingen beauftragt. Dieser hat seit Donnerstag die Geschäfte aufgenommen. Insolvenz-Antrag wurde für die Firma Paul Wolf mit den Werken in Altenschönbach und Arnstadt sowie für die Spreeback GmbH in Krieschow bei Cottbus gestellt. Für letztere Firma wurde ein Insolvenzverwalter aus Berlin bestellt.

    Betroffen sind in Altenschönbach rund 150 Mitarbeiter sowie in den neuen Bundesländern 170 in Arnstadt und 120 in Krieschow. Die erst genannten beiden Unternehmen führte Rainer Wolf als Inhaber; der GmbH in der Lausitz stand er als geschäftsführender Gesellschafter vor. "Wir produzieren und liefern vorerst weiter; alle Betriebe werden normal weitergeführt, unsere Leute sind momentan damit beschäftigt, den Verkauf unserer Produkte abzuwickeln und den Kunden unsere Situation zu schildern", sagte Rainer Wolf gestern auf unsere Anfrage.

    Insolvenz-Ausfallgeld

    Lohn sei den Mitarbeitern bis Dezember gezahlt worden; ab dann gibt es für die folgenden drei Monate Insolvenz-Ausfallgeld, führte Rainer Wolf zur Situation der Beschäftigten an, die in Altenschönbach am Donnerstag über den Stand der Dinge informiert wurden.

    Wolf hat in seinem Produkt-Angebot hauptsächlich Mohrenköpfe, Waffeln und Gebäck; in der Gegend von Cottbus werden auch Salzstängchen hergestellt. Zu finden sind sie in großen Lebensmittelläden, zum Beispiel bei Kaufland, Rewe, Edeka, Spar oder den Wal-Mart-Märkten.

    Große Investitionen

    Seinen Geschäftspartnern schilderte Firmeninhaber Rainer Wolf die Gründe für seinen Schritt in einem zweiseitigen Schreiben. Darin führt er die "enormen Investitionen" in Ost-Deutschland mit Verbindlichkeiten gegenüber Banken in Höhe von bis zu 60 Millionen Mark an. Diese habe er auf 40 Millionen Mark reduzieren können. Für Kredite und Leasing-Verbindlichkeiten habe das Unternehmen pro Jahr Zinsen und Leasingraten von 4,5 Millionen Mark aufbringen müssen. Die Investitionen bescherten Kapazitäten, die ausgelastet werden mussten. Dazu Wolf: "Um dies zu erreichen, wurden Produkte zu extrem niedrigen Preisen verkauft."

    Um Überkapazitäten zu verringern, hat Wolf seine Werke in Gerolzhofen und in Schifferstadt geschlossen. In Gerolzhofen wurden bis Mitte 1996 Waffeln hergestellt. Weitere Maßnahmen zur Kostensenkung (gestrafftes Sortiment, Umstellung der Logistik, straffere Produktionsabläufe und neue Verkaufsstrategien) hätten bis zum April 2000 zu einer Verbesserung der Geschäftsergebnisse geführt, so Rainer Wolf.

    Dann aber ging es wieder abwärts. Hier geht Wolf auf den Preiskampf im Lebensmittel-Einzelhandel ein und führt Beispiele für zwei seiner wichtigsten Produkte an: 12-er Schaumküsse wurden statt für 1,99 Mark nur noch für 1,59 Mark verkauft und bei den Mini-Schaumküssen sei der Preis von 2,99 auf 1,99 Mark gedrückt worden. Dazu seien im Jahr 2000 zwei wichtige Kunden abgesprungen. "Ein Konkurrent aus der Slowakei unterbot uns um 20 Prozent", führt Rainer Wolf an.

    Kostensteigerungen

    Erschwerend für die Süßwarenbranche war vergangenes Jahre der frühe, heiße Sommer, der im restlichen Jahresverlauf nicht ausgeglichen werden konnte. Auch musste das Unternehmen seit Mai Preiserhöhungen bei Kunststoffolie, Wellpappe, Kartonagen und für Öl, Strom und Gas schlucken (die Erhöhung summierte sich Wolf zufolge bis Januar auf eine Million Mark). Ferner belasteten Zinserhöhungen das Unternehmen um weitere 300 000 Mark. "Diese Kostensteigerungen konnten wir an unsere Kunden nicht weitergeben", teilte Wolf mit.

    Seit Mai verhandelt Wolf mit Interessenten wegen Übernahmen; bisher ohne Ergebnis. Auch Verhandlungen mit Banken nach zusätzlichen neuen Finanzmitteln für eine Umstrukturierung waren erfolglos.

    Zweitgrößter Betrieb

    Im Prichsenstädter Rathaus hat die Nachricht vom Insolvenz-Antrag Wellen geschlagen. Bürgermeister Klaus Linz bedauert die Lage besonders in Sorge um die Arbeitsplätze, denn Wolf ist nach Mero (rund 260 Beschäftigte) der zweitgrößte Arbeitgeber der Stadt. "Selbstverständlich war die Firma auch ein bedeutender Steuerzahler", weiß Linz.

    Paul Wolf, der Vater des Firmenchefs Rainer Wolf gründete das Unternehmen in Altenschönbach im Jahre 1960. Die Anfänge waren eine Bäckerei. Seit 15. November 1997 ist Rainer Wolf an der Spitze der Schaumzucker- und Dauerbackwaren-Fabrik.

    Die Belegschaft in Altenschönbach ist gewerkschaftlich nicht organisiert. Ein Betriebsrat existiert nicht, bedauert der Geschäftsführer der zuständigen Gewerkschaft Nahrung-Genuss in Würzburg, Ibo Ocak.

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