Wie die tägliche Arbeit von Journalisten in Redaktionen aussieht, wissen Außenstehende in der Regel nicht. So geht es auch vielen Schülern der elften Klassen des Armin-Knab-Gymnasiums (AKG) in Kitzingen, als sie an diesem Morgen den leeren Klassenraum betreten. Doch das soll sich heute ändern: Dieses Mal empfängt Lehrerin Michaela Lindner-Berndt sie zusammen mit einem Gast, der Licht ins Dunkle bringen soll: Christian Ruffus, Autor und Reporter beim ZDF .
Grund für das Zusammenkommen ist der jährlich am 3. Mai gefeierte Tag der Pressefreiheit. Initiiert wurde das Projekt, bei dem Journalisten ihre alte Schule besuchen, von der Deutschen Journalistenschule. Seit zwei Jahren ist auch die RTL Journalistenschule dabei, die Christian Ruffus ausgebildet hat. Der 27-Jährige kennt die Räumlichkeiten des AKG nur zu gut, er selbst hat 2011 sein Abitur dort gemacht. Und auch Michaela Lindner-Berndt kennt er – noch als Referendarin – von damals.

Für ihn und seine Kollegen ist das Projekt ein besonderes Anliegen: "Wir merken, dass Jugendliche in dem Alter kaum mehr klassische Medien konsumieren", sagt er. In einem eineinhalbstündigen Workshop steht Ruffus den Schülern daher nicht nur für seine tägliche Arbeit als Fernsehreporter Rede und Antwort, er diskutiert mit ihnen auch über sogenannte Influencer. Der Begriff ist unter den Schülern präsent – alle melden sich bei der Frage, wer deren Inhalte regelmäßig konsumiert.
Artikel-13-Debatte als Aufhänger
Als Aufhänger für den Workshop nennt Ruffus ein Interview bei ZDF heute plus mit einem bekannten Influencer über die Urheberrechtsreform und Artikel-13-Debatte. Der Moderator der Sendung stellte kritische Fragen und steckte damit für seine journalistische Arbeit mächtig Kritik ein: Diese wurde unter dem Video als "von objektiver seriöser Berichterstattung weit entfernt" bezeichnet.

Es wird deutlich, wo das Problem liegt: Es sind blinder Konsum und Naivität, die auch Michaela Lindner-Berndt immer wieder beobachtet: "Was die Schüler lesen, ist wahr. Egal, wo sie es lesen." Dabei sind sich auch die Schüler am AKG bewusst, dass bei großen Influencern häufig auch große Werbefirmen mit ihm Boot sind und die Meinung beeinflussen könnten.
Aufklärungsarbeit und Berufsorientierung
Als er den Workshop beendet, fragt eine Schülerin, ob ein Journalist unbedingt Journalismus studiert haben muss – er verneint. Er selbst hat vor seinem Volontariat VWL und Kommunikationswissenschaft studiert. Hinter der Veranstaltung zum Tag der Pressefreiheit steckt also nicht nur der Aufklärungsgedanke, es geht auch darum, den Schülern eine Berufsorientierung zu geben. "Egal, wer zu uns ins AKG kam, und etwas anderes erzählt hat: das bleibt hängen. Ich würde mich freuen, wenn Leute dadurch auch Begeisterung für den Beruf des Journalisten entwickeln", erinnert er sich an seine eigene Schulzeit.