Die Preise für Lebensmittel steigen. Nicht nur deshalb träumen viele Leute davon, Obst und Gemüse selbst anzubauen. Während der Corona-Pandemie ist das Interesse am eigenen Garten oder Balkon ohnehin gestiegen: "Viele entdeckten das Gärtnern für sich", sagt Frank Schunke, Inhaber der Gärtnerei Schunke in Hüttenheim (Lkr. Kitzingen). Und auch auf dem dem kleinsten Raum lassen sich Kräuter, Obst und Gemüse anbauen: Frank Schunke und Claudia Taeger, Gartenexpertin am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kitzingen, haben Tipps.
1. Kapuzinerkresse: Blüten zum Essen

Sowohl die Blüten als auch die Blätter und Knospen der Kapuzinerkresse sind essbar, sagt Gartenexpertin Claudia Taeger. Wie Brunnen- oder Gartenkresse schmeckt auch die Kapuzinerkresse würzig und etwas scharf. Das Aroma entsteht durch die enthaltenen Senföle, die die Verdauung anregen. Dazu hat Kapuzinerkresse einen ein hohen Vitamin-C-Gehalt. "Die Kapuzinerkresse keimt schnell, wächst schnell und garantiert zu 100 Prozent Erfolg", sagt Taeger. Ihr Tipp: Die Knospen kann man mit Salz und Essig wie Kapern einlegen. Aus den Blättern kann man Pesto machen oder man mischt sie einfach unter den Salat.
Standort: sonnig bis halbschattig
Pflanzzeit: ab Mai im Topf oder im Garten
Blütezeit: zwischen Juni und Oktober
Mehr Sorten: ebenfalls essbar sind Veilchen, Eisbegonie oder Borretsch
2. Schnittlauch und andere Kräuter: Frisches für die Küche

Kräuter dürfen auf keinem Balkon fehlen. Als Nummer eins unter den Küchenkräutern gilt die Petersilie die laut Claudia Taeger auch überall gut gedeiht. Bekannt und beliebt sind auch Schnittlauch, Basilikum, Thymian, Oregano und Rosmarin. Und es gibt ausgefallene Sorten: Wie wäre es mal mit Blutampfer, Schnittsellerie oder Schnittknoblauch? "So ein Kräuterkasten hält im Prinzip das ganze Jahr über und sorgt für reichlich Pepp in Suppen, Soßen und Salaten", sagt Gärtner Frank Schunke. Und er nennt noch einen Vorteil: Kräuter hielten abgesehen von Basilikum auch schon mal niedrigere Temperaturen aus und bekämen keinen Frostschaden.
Standort: sonnig bis halbschattig
Pflanzzeit: ab März, bis auf Basilikum vertragen Kräuter auch leichten Frost
Pflege: Viele Kräuter bevorzugen eher trockene Böden und dürfen nicht zu oft gegossen werden

3. Snackpaprika: Leuchtend rot und lecker

Wer sagt, dass im Balkonkasten immer ausschließlich Blumen wachsen müssen? "Die Mischung macht's", sagt Gartenexpertin Claudia Taeger. Snackpaprika klingt etwas niedlich, sie ist besonders beliebt bei Kindern und den Naschkatzen unter den Gartenfreunden. Selbst in Kübeln bringt sie einen guten Ertrag, sagt die Gartenbauberaterin. Die Früchte seien zwar klein, aber knackig, sehr süß und prima auch fürs Balkon-Hochbeet geeignet. "Nach den Eisheiligen wachsen die Paprikas gut im Freien", erklärt Gärtnermeister Frank Schunke. Reiche Ernte gebe es dann von Juli bis Ende Oktober. "Dafür sollte man die Paprika regelmäßig gießen und an einen schön sonnigen Platz stellen."
Standort: sonnig, vor Wind und Regen schützen
Pflanzzeit: ab Mitte Mai
Erntezeit: je nach Sorte und Witterung ab Ende Juli/ Anfang August
Tipp: genauso unkompliziert im Anbau sind Chilis
4. Pflücksalate: Täglich Frisches auf den Teller

Salat geht immer und auf kleinstem Raum: Auch im Kasten oder im Balkon-Hochbeet lassen sich Salate einfach kultivieren. "Bis zum Frühsommer sind Kopfsalat und Eichblattsalat ideal, im Sommer Lollo Rosso, Batavia oder Romana-Salat, die etwas mehr Hitze vertragen. Rucola wird ganzjährig geerntet", sagt Claudia Taeger. Für das Ernten empfiehlt Frank Schunke: "Einfach immer die äußersten Blätter abzupfen und direkt in der Küche verwenden." Sein Tipp: Im Hochbeet vertragen sich Kohlrabi oder Mini-Karotten gut mit den Pflücksalaten: "Frühe Sorten wachsen schnell heran und sind dann als Baby-Möhren besonders zart." Das Grün der Karotten könne für Smoothies oder Pesto verwendet werden, junge Blätter auch im Salat. Am einfachsten sähe man Möhren mit einem Saatband aus, sagt Claudia Taeger: "Das Band dazu einfach auf die Erde legen, anfeuchten und mit einer dünnen Schicht Erde abdecken."
Standort: sonnig und halbschattig
Pflanzzeit: ab Anfang April
Ernte: bis in den Oktober, immer rechtzeitig nachpflanzen
5. Zitronen: Sehen gut aus und schmecken

Zitronenbäumchen sind ein echter Hingucker auf dem Balkon. Sie verbreiten nicht nur Urlaubsstimmung, sondern sehen auch einfach gut aus. Ein weiterer Pluspunkt ist laut Claudia Taeger der herrliche Duft. Doch sind die Zitruspflanzen auch pflegeleicht? "Zitronen sind nicht winterhart und müssen vor dem Wintereinbruch nach drinnen geholt werden", erklärt Gärtnermeister Frank Schunke. Am besten überwintern sie in einem kühlen Hausflur. Zitronen brauchen Dünger und Substrat, bei der Topferde sollte man auf eine gute Struktur achten. Ein sonniger, warmer und windgeschützter Standort ist laut Schunke ideal.
Standort: vollsonnigen, möglichst regen- und windgeschützt
Pflanzzeit: nach den Eisheiligen nach draußen stellen
Blütezeit: Hauptblüte April und Mai, bei guter Pflege auch im Winterquartier
Pflege: im Frühling reicht Gießen einmal in der Woche aus, im Sommer etwas mehr

6. Erdbeeren: Kleines Schlaraffenland in der Ampel

Mittlerweile gibt es viele Erdbeersorten, die von Juni bis Oktober immer wieder blühen und fruchten. Da sie viele Kindel bilden - so nennt man die neuen Pflanzen, die mit der Mutterpflanze verbunden sind-, eignen sie sich auf dem Balkon hervorragend zum Hängen: "Erdbeeren sind relativ pflegeleicht", sagt der Gärtnermeister aus Hüttenheim. Allerdings würden Hängeerdbeeren nicht ganz so viele Früchte tragen. "Wer mehr Erdbeeren ernten möchte, der sollte die Pflanzen besser in ein Hochbeet pflanzen."
Standort: sonnig, windgeschützt, warm
Pflanzzeit: ganzjährig möglich
Pflege: regelmäßig gießen und organisch düngen
7. Säulenapfelbaum: Alle Jahreszeiten auf dem Balkon

Je nach Sorte und Veredelungsunterlage kann ein Säulenapfelbaum eine Höhe von vier Metern und mehr erreichen. "Sie können ihn aber problemlos auf einer Höhe von zwei bis drei Metern halten, wenn Sie den Mitteltrieb in dieser Höhe abschneiden", sagt Frank Schunke. Seine Lieblingssorte heißt "Red Cats" und trägt viele kleine, knackige Äpfel. In der Anschaffung seien diese Bäume etwas teurer. Aber sie blühen, tragen mehrere Jahre Früchte und ihr Laub färbt sich im Herbst. In Gärtnereien sind auch Säulenzwetschgen und Säulenkirschen erhältlich.
Standort: sonnig bis maximal halbschattig
Pflanzzeit: im April
Pflege: am besten gleich in einen großen Kübel pflanzen und regelmäßig flüssig düngen
8. Minze: Die Cocktail-Zutat ist immer parat

Ein Feierabend-Drink mit frischen Kräutern vom Balkon? Minze gedeiht problemlos, sagt Claudia Taeger: "Es gibt viele Sorten von eher süßlich bis minzig-scharf." Der Klassiker ist die Pfefferminze, besonders frisch schmecken die Sorten Spearmint oder marokkanischer Minze, aber es gibt auch Erdbeer- oder Ananas-Minze. "Da findet bestimmt jeder seine Lieblingssorte für den Mojito, egal ob mit oder ohne Alkohol." Minze schmeckt außerdem auch als Tee oder frisch im Zitronenwasser. "Minze im Kübel kann problemlos draußen überwintern", sagt die Kitzinger Gartenexpertin. Und wer sie im Sommer blühen lässt, der merke, wie begehrt der Nektar bei Wildbienen ist. Auch Verbene ist blütenreich, pflegeleicht und anspruchslos: Das Eisenkraut macht im Topf oder Balkonkasten wenig Arbeit - und schmeckt auch als Tee.
Standort: fast überall, außer im Dauerschatten
Pflanzzeit: ab März, Minzen sind in der Regel winterhart
Pflege: relativ pflegeleicht, aber besser nicht zu viel gießen
9. Beerenstämmchen: Oben Obst, unten Blüten

Frische Beeren fürs Müsli wachsen auch auf dem Balkon. Neben Johannisbeere in rot, weiß oder schwarz sind vor allem Stachelbeeren ideal für Garten-Einsteiger. In einem Topf, der mindestens 30, besser 50 Liter Erde fasst, gedeihen sie gut. Und als Stämmchen lassen sich die Gehölze auch mit Blumen oder Kräutern unterpflanzen. Das spart Platz, sagt Gärtner Frank Schunke. Beerensträucher lieben feuchten Boden, andernfalls werfen sie Blüten oder Früchte auch mal ab. Sie sind pflegeleicht, sollten aber nicht dauerhaft austrocknen: "Eine Schicht Mulch schützt davor", sagt der Gärtner. Wer einen ganz robusten Strauch sucht, der ist mit Maulbeeren gut beraten, erklärt Claudia Taeger. Das Gehölz liefere leckere Beeren, die an Brombeere und geschmacklich an Birne und Melone erinnern.
Standort: sonnig bis halbschattig
Pflanzzeit: das ganze Jahr möglich
Pflege: regelmäßig gießen, nach der Ernte zurückschneiden
10. Tomaten: Der Klassiker auf dem Balkon

Für Tomaten braucht es am besten ein Hochbeet oder Töpfe mit mindestens zehn Liter Volumen. "Ansonsten Sonne, Wasser und regelmäßig organischer Dünger, dann steht dem Aroma frisch geernteter reifer Tomaten nichts im Wege", sagt Gartenexpertin Claudia Taeger. Der ideale Standort sei ein nach Süden ausgerichteter Balkon, denn Tomaten lieben Sonne und Wärme: "Den Topf am besten dicht an die Hauswand stellen und, wenn möglich, unter einem Dachüberstand platzieren. So ist die Pflanze vor Regen geschützt." Mittlerweile sind in Gärtnereien auch sehr dunkle, fast schwarze Sorten erhältlich, zum Beispiel "Indigo Rose". Nach draußen dürfen die kälteempfindlichen Pflanzen erst im Mai nach den Eisheiligen.
Standort: sonnig, windgeschützt, überdacht
Pflanzzeit: nach den Eisheiligen
Pflege: regelmäßig gießen und düngen