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Landkreis Kitzingen: Überlastete Kinderärzte im Landkreis Kitzingen: "Die Praxis ist übervoll und weit über der Kapazitätsgrenze"

Landkreis Kitzingen

Überlastete Kinderärzte im Landkreis Kitzingen: "Die Praxis ist übervoll und weit über der Kapazitätsgrenze"

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    Von einem Aufnahmestopp kann in den Kinderarztpraxen des Landkreises Kitzingen (noch) keine Rede sein. Die Lage ist aber angespannt.
    Von einem Aufnahmestopp kann in den Kinderarztpraxen des Landkreises Kitzingen (noch) keine Rede sein. Die Lage ist aber angespannt. Foto: Ivana Biscan

    Wie weit graue Theorie und gelebte Praxis auseinanderklaffen können, erleben derzeit alle drei Inhaber von Kinderarzt-Praxen im Landkreis Kitzingen. Und zwar im Wortsinn: Denn in ihrer Praxis ist das Wartzimmer oft voll, Vorsorgetermine werden weit im Voraus vergeben. Und das, obwohl die Lage laut der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) im Landkreis gut ist. Der Versorgungsgrad liegt demnach aktuell bei 117 Prozent.  Zeit für einen Blick auf die wichtigsten Fragen und Antworten.

    Was sagt die KVB zur Lage der Kinderarztpraxen im Landkreis?

    Axel Heise, stellvertretender Pressesprecher der KVB, schreibt auf die Frage zur Lage im Landkreis Kitzingen: "Versorgungsengpässe sind dem Beratungscenter aktuell nicht bekannt, da insbesondere zu Beginn des Jahres bzw. Ende letztes Jahres neue Kinderärztinnen und Kinderärzte angestellt wurden." Man merke immer wieder, dass "vor Ort oft nur Praxen und die Namen der Praxisinhaber gezählt werden und so nicht korrekte Zahlen kursieren". Heutzutage sei es ganz normal, dass in Praxen oder noch mehr in Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) angestellte Ärztinnen und Ärzte arbeiten.

    Diese Mediziner zähle, so Heise, der Versorgungsatlas mit  – in Vollzeit oder Teilzeit. Und in dieser Übersicht ist festgehalten, dass im Landkreis Kitzingen fünf Ärztinnen und drei Ärzte in der Kinder- und Jugendmedizin arbeiten (Stand Ende Januar). In Stellen umgerechnet sind das 6,25. Sie haben dem Atlas zufolge ein Durchschnittsalter von 45,8 Jahren und sind somit jünger als der bayernweite Schnitt von 52,6 Jahren.

    Wo arbeiten diese Ärztinnen und Ärzte im Landkreis?

    Die Praxis von Dr. Axel Quattländer in Volkach hat insgesamt drei Kassensitze, allerdings sei im Ärzteteam eine Kollegin schwanger, so dass sie nur noch reduziert arbeiten könne. "Bald wird sie uns in den Mutterschutz verlassen; die Situation wird eventuell also noch schwieriger werden", beantwortet Quattländer die Anfrage dieser Redaktion. Die Praxis von Dr. Stephan Küntzer in  Kitzingen hat seit Januar 1,5 Kinderarztsitze. Und bei Dr. Alexander Wagner, der zweiten Kitzinger Praxis, arbeiten er und zwei Teilzeit-Angestellte auf 1,75 Kassensitzen.

    Mit einem Otoskop untersucht eine Kinderärztin das Ohr eines Mädchens. Der Check ist Teil einer U9-Untersuchung (Symbolfoto).
    Mit einem Otoskop untersucht eine Kinderärztin das Ohr eines Mädchens. Der Check ist Teil einer U9-Untersuchung (Symbolfoto). Foto: Christian Charisius

    Wie schätzen die drei Praxisinhaber die Lage selbst ein?

    Besonders deutlich widerspricht Stephan Küntzer der Einschätzung der KVB. "Aus meiner Sicht spiegelt die angebliche Überbesetzung an Kinderarztsitzen in keiner Weise die aktuelle Situation wieder. Die Praxis ist übervoll und bereits seit Längerem weit über der Kapazitätsgrenze." Auch Alexander Wagner hält den Versorgungsgrad nicht für aussagekräftig. Er schreibt, die Situation habe sich höchstens geringfügig entspannt. Axel Quattländer sieht die Situation ebenfalls immer noch als angespannt an.

    Nehmen die drei Praxen im Landkreis Kitzingen neue Patienten auf?

    Alle drei Praxisinhaber nehmen neugeborene Kinder auf, teilen sie auf die Anfrage dieser Redaktion mit. Alexander Wagner versucht, "immer wieder auch Zugezogene aufzunehmen". Das sei aber zunehmend schwierig. Und er spricht noch ein weiteres Problem an: "Unzufriedene, die schon einen Arzt haben, müssen leider 'froh sein' überhaupt einen zu haben, auch wenn das keine optimale Lösung ist." Ähnlich ist das in der Volkacher Praxis, die nur Neugeborene und Geschwisterkinder aufnimmt. "Ganz neue Kinder, die von anderen Kinderarztpraxen zu uns wechseln wollen, lehnen wir ab", erklärt Axel Quattländer. Allerdings nehme man Kinder nach Umzug in den Landkreis Kitzingen auf. Bei Stephan Küntzer finden derzeit nur Neugeborene Einlass.

    Wenn Kinder einen Termin in der Arztpraxis brauchen, kann die Wartezeit schon einmal mehrere Monate betragen.
    Wenn Kinder einen Termin in der Arztpraxis brauchen, kann die Wartezeit schon einmal mehrere Monate betragen. Foto: Carmen Jaspersen, dpa

    Wie lange müssen Patienten auf einen Vorsorgetermin warten?

    Eltern kennen das: Bei den sogenannten U-Untersuchungen wird regelmäßig die Gesundheit des Kindes gecheckt. Im ersten Lebensjahr geschieht das noch in kurzen Abständen, später dann meist einmal pro Jahr. In Volkach müssen Eltern ihren Nachwuchs nach dem Baby-Alter dafür gut sechs Monate im Voraus anmelden, aktuell gebe es ab Anfang 2024 wieder freie Termine, so Dr. Quattländer. In der Kitzinger Siedlung bei Dr. Wagner sind es je nach Vorsorge zwei bis drei Monate Wartezeit, bei Schulkindern aber auch ein halbes Jahr. Ähnlich erklärt das Dr. Küntzer: Bei den Säuglingen bekommen Eltern aufgrund der kürzeren Fristen schneller einen Termin. Bei der Vorsorge für ältere Kinder sei man teilweise im nächsten Jahr. Der Praxisinhaber lobt aber die Eltern, die sich normalerweise zeitig um Termine kümmerten.

    Ist der Fachkräftemangel in den Kinderarztpraxen angekommen?

    Bei den Medizinischen Fachangestellten (MFA) scheint die Lage in den drei Praxen (noch) in Ordnung zu sein. Stephan Küntzer hat "aktuell erfreulicherweise keine Probleme". Bei den letzten Ausschreibungen sei aber ein deutlicher Rückgang an Bewerbungen im Vergleich zu früher festzustellen. Auch die Praxis von Axel Quattländer kann noch auf ausreichend Mitarbeiterinnen bauen. "Bei den MFAs haben wir Glück gehabt, derzeit sind wir gut besetzt." Alexander Wagner nennt es ebenfalls eine Glückssache, Mitarbeiter zu finden, "die wirklich unterstützen können und nicht unmotiviert oder ständig krank sind". Er fügt hinzu: "Gott sei Dank sind aktuell alle Stellen besetzt. Ich bete, dass das so bleibt."

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