Ausgerechnet sie. Die Frau, die über 40 Jahre lang Kranken geholfen hat, braucht nun dringend selbst Hilfe. Die Frage ist nur: Gibt es die? Und wenn ja, wo? Claudia Schubert, Allgemeinmedizinerin aus dem mittelfränkischen Bullenheim, wirkt beim Besuch in ihrer Wohnung über der Arztpraxis zart und zerbrechlich. "Ich wiege gerade 34 Kilo", sagt die 76-Jährige.
Jahrzehntelang sei sie so gut wie nie krank war gewesen. Jetzt kann Claudia Schubert nur noch unter Schmerzen laufen. Sie hat eine Vielzahl körperlicher Beschwerden, manchmal spielt ihr auch ihre Merkfähigkeit einen Streich. Nur soviel ist klar: Ihre Leiden passen in kein Schema.
Weder ihre drei Kinder, die allesamt selbst Ärzte sind, noch Kollegen aus allen möglichen Fachrichtungen wissen, wie man Claudia Schubert helfen und heilen könnte. Verschiedene Kliniken mit rheumatologischen und neurologischen Zentren konnten das komplexe Krankheitsbild nicht erklären – und deshalb auch keine spezifische Therapie beginnen. Durch Medikamente gelingt es der Bullenheimerin lediglich, die Erkrankung etwas auszubremsen.
Großflächige Einblutungen und Hände wie aufgeblasene Latexhandschuhe
Ob es in Ordnung ist, wenn sie sich während des Gesprächs gegen ein großes Kissen lehnt und die Beine auf die Couch legt, fragt die Hausärztin: "Mein Körper ist immer so müde." Trotzdem wird sie während der folgenden zweieinhalb Stunden mehrfach aufstehen, Unterlagen suchen und herbeiholen. Das kostet die 76-Jährige viel Kraft, aber es ist ihr wichtig. Claudia Schubert will, dass man nachvollziehen kann, was mit ihr passiert.

"40 Jahre lang war ich als Ärztin glücklich", erzählt die Ehrenbürgerin des kleinen Örtchens im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim. "Ich war nie zimperlich, immer kerngesund." Doch im September 2022, zwei Wochen nach ihrer zweiten Impfung gegen Covid-19, habe das begonnen, was sie "meinen Verfall" nennt: "Angefangen hat alles damit, dass mir plötzlich die Rückseite der Arme und die linke Schulter höllisch wehtaten."
Als sie die Arme nicht mehr heben konnte, Ausfall- und Sensibilitätsstörungen bekam, dachte Claudia Schubert an einen Bandscheibenvorfall. Doch dann kamen großflächige Einblutungen am ganzen Körper dazu, "für die es keinen Grund gab". Außerdem massive Schwellungen: "Meine Hände haben ausgesehen wie aufgeblasene Latexhandschuhe."
An der Einstichstelle der Nadel entstand Krebs
An der Einstichstelle der Impfnadel habe sich ein "roter Knubbel" gebildet, ein sogenanntes Granulom. Schubert ließ es von einem Kollegen entfernen und ins Labor schicken. Die Analyse ergab: ein Basalzellkarzinom, Hautkrebs.
"Normalerweise entsteht diese Art direkt auf der Haut, bei mir war es oberhalb des Muskels, wo das Vakzin aus der Spritze getreten war", sagt die Medizinerin.
Als die körperlichen Beschwerden und Schmerzen immer schlimmer wurden, übergab Schubert ihre Praxis an ein Nachfolger-Team. Sie selbst fühlte sich, als müsse sie in einem fort gegen Dämonen im eigenen Körper kämpfen. "Mein Blutbild war miserabel, ich bekam Entzündungshemmer wie Cortison und Methotrexat." Es sei auf- und abwärts gegangen.

Im September 2023 habe sie gedacht, es gehe ihr gut genug, um eine Runde auszureiten, wie tausende Male zuvor. "Doch ich bekam das Bein nicht mehr über den Sattel." Abends brach Claudia Schubert bewusstlos zusammen. Einer ihrer beiden Söhne fand sie mit hohem Fieber in ihrer Wohnung. Schuberts Nieren hatten versagt.
Kampf gegen Dämonen im Körper: Blutvergiftung, Lungenentzündung, Rheuma-Schübe
Das folgende Jahr glich einer medizinischen Odyssee: Blutvergiftung, Lungenentzündung, unklare rheumatologische Schübe, Polyarthritis, im Februar 2024 mehrere Operationen an der Halswirbelsäule. "Mein Immunsystem beziehungsweise eine systemische Entzündung hatte die Wirbel angegriffen und teilweise zersetzt. Sie mussten stabilisiert werden", sagt die 76-Jährige.
Nach den Krankenhausaufenthalten habe sie sich schwergetan, wieder auf die Beine zu kommen. Immer wieder stürzte sie. Aktuell nimmt Claudia Schubert 17 Medikamente pro Tag. Sie komme damit einigermaßen über die Runden: "Schmerzen habe ich aber trotzdem immer. Auf dem rechten Auge kann ich nur noch Licht und Schatten unterscheiden. Und immer wieder kommen neue Krankheitsschübe."
"Mein Körper frisst sich von innen selbst auf."
Hausärztin Claudia Schubert
Was hinter ihrem Leiden steckt? Claudia Schubert sagt: "Ich war 40 Jahre lang eine klassische Schulmedizinerin. Lange Zeit habe ich das Wort Impfschaden nicht in den Mund genommen - auch, weil ich nicht in eine Ecke gestellt werden wollte." Noch immer sei sie keine Impfgegnerin, glaube aber schon, dass bei ihrer zweiten Impfung "etwas schiefgelaufen ist". Allein das Granulom an der Einstichstelle, das könne kein Zufall sein.
Gesundheitsstörungen und Krebs nach der Impfung: Keine konkreten Zahlen
Wie oft kommt eine solche Post-Vac-Krebserkrankung vor? Andreas Porsch, Pressereferent der zuständigen Landesbehörde "Zentrum Bayern Familie und Soziales" (ZBFS), die dem Sozialministerium zugeordnet ist, sagt: "Konkrete Zahlen zur Häufigkeit liegen nicht vor." Das Infektionsschutzgesetz berücksichtige sowohl Gesundheitsstörungen, die durch die Impfstoffe verursacht wurden, als auch Störungen, die durch den Impfvorgang selbst entstanden.

Auf die Frage, wie viele Menschen in Bayern bisher Impfschäden geltend machen wollten, sagt Porsch: "Bezogen auf die Impfungen gegen Corona sind, Stand 20. Januar 2025, bei unserer Landesbehörde bisher 2911 Anträge eingegangen, davon wurden 143 als Impfschaden anerkannt."
Dass nur so wenige anerkannt wurden, liege nicht daran, dass die meisten Antragsteller Simulanten seien, sondern an gesetzlichen Hürden. Es sei nicht einfach, das Post-Vac-Syndrom kausal auf die Impfung zurückzuführen, erklärt der Behördensprecher.

Vor wenigen Wochen habe sie Post von einem Facharzt für Neurochirurgie in Würzburg bekommen, den sie aufgesucht hatte, sagt Claudia Schubert. Er habe eine autoaggressive Erkrankung diagnostiziert und festgehalten: "Sie hatten nach Covid-19-Impfungen ein ausgeprägtes multi-inflammatorisches Syndrom entwickelt, mit enormen Auswirkungen auf verschiedenste Körperfunktionen, Abbau von Muskulatur (....) und zuletzt fiel auch eine Anämie auf."
Doch auch der Facharzt stellte fest, dass alle ihre Klinikaufenthalte "bisher noch keinen eindeutigen richtungsweisenden Befund im Sinne eines Therapieansatzes gebracht haben".
Niemand weiß Rat, wie man die autoaggressive Erkrankung stoppen kann
Und nun? Niemand weiß offensichtlich Rat, wie man diese autoaggressive Erkrankung stoppen könnte. Sie passe in kein Schema, in keine medizinische Schublade, sagt die Ärztin. Sie selbst beschreibt ihre Lage plastisch: "Mein Körper frisst sich von innen selbst auf und ich weiß nicht, was ich dagegen tun könnte."
Selbst wenn ihre Erkrankung als Corona-Impfschaden anerkannt werde – der Antrag dazu läuft –, würde das höchstens eine finanzielle Absicherung bedeuten, meint Claudia Schubert. Es klingt fast wie Galgenhumor, wenn sie sagt: "Medizinische Hilfe wäre wichtiger."

Ihr Körper mag zart und zerbrechlich sein, ihr Geist aber ist stark. Solange sie noch ein wenig laufen und sich an Mensch und Tier erfreuen kann, will sie kämpfen, sagt die 76-Jährige. Aber sie gibt auch zu: "Die zunehmende Atemnot und Muskelschwäche macht mir schwer zu schaffen. Wenn es noch schlechter wird und meine Lebensqualität weiter sinkt, dann möchte ich am liebsten kurz und schmerzlos sterben. Tot umfallen wäre gut."
Noch aber ist ihr Kampfgeist groß. Irgendwo auf der Welt wird es doch vielleicht die Antwort auf die Frage geben: Was ist in Claudia Schuberts Körper los?