Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kitzingen
Icon Pfeil nach unten

Iphofen/Würzburg: Unterfränkischer Gips-Konzern "Knauf" ist trotz des Krieges weiter in Russland aktiv

Iphofen/Würzburg

Unterfränkischer Gips-Konzern "Knauf" ist trotz des Krieges weiter in Russland aktiv

    • |
    • |
    Unterfränkischer Konzern in Russland: Wie mit diesem Werk vor den Toren von Moskau ist Knauf nach wie vor in Russland wirtschaftlich aktiv.
    Unterfränkischer Konzern in Russland: Wie mit diesem Werk vor den Toren von Moskau ist Knauf nach wie vor in Russland wirtschaftlich aktiv. Foto: Knauf (Archivbild)

    Seit Wladimir Putin vor einem Jahr die Ukraine angreifen ließ, gelten hierzulande Geschäfte mit Russland moralisch als Unding. Trotzdem sind deutsche Unternehmen in Russland nach wie vor aktiv, darunter der Gipskonzern Knauf aus Iphofen bei Kitzingen.

    Wie schon zu Beginn des Krieges im Februar 2022 begründet die Unternehmensleitung das mit "der Verantwortung für die 4000 Mitarbeiter" in Russland. Auf weitere Fragen zu den Tätigkeiten geht Knauf jetzt zum Teil aber nur vage oder gar nicht ein.

    Wie viel Umsatz macht Knauf aktuell noch in Russland?

    Die Frage nach dem derzeitigen Umsatz des Konzern in Russland lässt Knauf offen. Geschäftsführender Gesellschafter Uwe Knotzer hatte im April 2022 durchblicken lassen, dass es 2021 – also vor dem Krieg in der Ukraine – etwa eine Milliarde Euro gewesen waren. Das Unternehmen aus Iphofen bestätigt diese Zahl auf die aktuelle Nachfrage nun nicht. Der Konzern hält sich bei solchen Fragen meistens bedeckt.

    Wie Knauf auf Anfrage mitteilt, seien in den vergangenen 30 Jahren 14 Produktionsstätten in Russland aufgebaut worden. Die Aktivität dort sei allerdings nach Beginn des Ukraine-Krieges gedrosselt worden: Knauf habe "jegliche Neuinvestitionen und Marketingaktivitäten in Russland sowie den Warenaustausch zwischen Russland und der EU gestoppt". Daran habe sich nichts geändert.

    Auch andere Unternehmen aus Westeuropa haben Russland faktisch nicht verlassen

    Trotz der jüngsten EU-Sanktionen und trotz des moralischen Aspekts: Nur ein Bruchteil westlicher Unternehmen scheint sich wirklich aus Russland zurückgezogen zu haben, wie eine Studie der Universität St. Gallen und der Schweizer Wirtschaftshochschule IMD zuletzt ergab.

    Ob außer Knauf weitere Unternehmen aus Mainfranken in Russland noch Geschäfte machen, "kann man schlecht sagen", meint Auslandsexperte Kurt Treumann von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt. Zahlen dazu habe er nicht. Er habe aber in der regionalen Wirtschaft ein grundsätzliches Verständnis für die mittlerweile zehn Sanktionspakete gegen das Putin-Regime ausgemacht.

    Andererseits sei zu erkennen, dass sich der internationale Güterverkehr bisweilen über Drittstaaten an den Sanktionen vorbei bewege, sagt Treutmann: "Die Waren finden ihren Weg."

    Knauf: Keine Sanktionsauflagen erhalten

    Die Knauf-Gruppe hat nach eigener Darstellung "keine Sanktionsauflagen erhalten", weil ihre Produkte keinen direkten Bezug zum Krieg in der Ukraine hätten. Zudem fänden Rohstoffgewinnung, Produktion und Verkauf vor Ort statt. Geschäftsführender Gesellschafter Uwe Knotzer hatte im April 2022 betont: "Wir liefern keine Waren an den Kreml oder das russische Militär."

    Im vergangenen Oktober geriet der Konzern aus Iphofen ein weiteres Mal in die Schlagzeilen, weil er in einem Werk bei Moskau bei der Rekrutierung russischer Soldaten geholfen haben soll. Die Unternehmensleitung wies dies "mit allem Nachdruck" zurück.

    Auf die aktuelle Nachfrage, wie es sich mit der Rekrutierung von Soldaten mittlerweile verhält, geht Knauf nicht ein. Einberufungsbescheide werden in Russland laut Knauf offenbar zum Teil über den Arbeitgeber zugestellt.

    Wie Knauf langfristig mit dem Russland-Geschäft umgehen will

    Offen lässt Knauf derzeit zudem, wie groß in der russischen Bevölkerung die Nachfrage nach Produkten des Konzerns ist. Im Juni 2022 hatte Knauf-Sprecher Jörg Schanow gesagt, dass "mit einem Rückgang der Nachfrage nach Baustoffen im Laufe des Jahres" zu rechnen sei.

    Ob und wie der Weltmarktführer auf lange Sicht in Russland aktiv sein will, bleibt ebenfalls unklar. Vor allem wegen der Fürsorge für die örtliche Belegschaft "beobachten und bewerten wir die aktuelle Lage kontinuierlich", heißt es von Seiten des Konzerns lediglich.

    Ukraine: Was Knauf dort tut und noch tun will

    In der vom Krieg gebeutelten Ukraine hat das Iphöfer Unternehmen nach eigenen Angaben Werke im Osten und im Westen des Landes gleich nach Kriegsbeginn geschlossen. Dort hatten insgesamt 590 Menschen gearbeitet.

    Im Donbass in der Ostukraine sei ein Werk völlig zerstört worden, teilte Knauf im August mit. Der Schaden belaufe sich auf mindestens 200 Millionen Euro. Indes sei eine vor vier Jahren stillgelegte Fabrik bei Kiew im vergangenen Sommer wieder in Betrieb genommen worden.

    Mittlerweile beschäftigt Knauf in der Ukraine den Angaben zufolge wieder 363 Menschen. Sie und ihre Familien bekämen bei Bedarf "jedwede humanitäre Hilfe". Beim Wiederaufbau des Landes wolle der Konzern seinen Beitrag leisten, sobald es die Lage zulasse.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden