Uwe Pfeiffle hat sich akribisch auf die Nominierungsveranstaltung der Freien Wähler-Freien Bürgerlichen Wähler (FW-FBW) im Stadtteil Hohenfeld vorbereitet. Mit an die Wand geworfenen Grafiken, Statistiken und Medienberichten will er seine Thesen untermauern. Der dunkle Anzug mit der lila Krawatte wirkt staatsmännisch, fast zu elegant fürs in die Jahre gekommene "Rote Roß" und die gut 40 Zuhörer, die eher leger gekleidet sind.
Doch Pfeiffle geht's ums große Ganze: In seiner rund 50 Minuten langen Bewerbungsrede widmet er sich etwa einer halben Stunde der Bundes- und Landespolitik; selbst Vergleiche mit Europa wagt der designierte OB-Kandidat, der nach 2014 zum zweiten Mal antritt.
Große Politik bestimmt die Kommunalpolitik mit
Warum? Kitzingen agiert nicht für sich allein, sondern ist eingebunden in einen Rahmen, der von der Landkreis- bis zur EU-Politik reicht. "Kitzingen ist keine Insel. Wir sind von München und Berlin abhängig", konstatiert der Redner. Deshalb streift Pfeiffle Steuer-, Renten-, Klimapolitik. Wer die Geduld aufbringt zu folgen, versteht die Absicht. Pfeiffle erklärt: "Es geht um eine Personenwahl, aber die Partei wird immer mitgewählt." Und der designierte Kandidat vertritt die Ansicht, dass es die "Altparteien", wie er sie nennt, in vielen Bereichen schlechter machen als die Freien Wähler, die außer in vielen Kommunen und im Landkreis auch im Freistaat in der Verantwortung stehen.
"Ich bin Kaufmann; ich rechne nach."
Uwe Pfeiffle, Kitzinger OB-Kandidat von FW-FBW
Pfeiffle ist kein Mann markiger Sprüche. Der aus Hessen stammende Doktor der Betriebswirtschaft ist eher ein nüchterner, analytischer Mensch. "Ich bin Kaufmann; ich rechne nach." Selbst wenn er austeilt, wird es nie hemdsärmelig. Oder wie sagt es Rudolf Sattes, langjähriger Freier Wähler aus Hohenfeld, in seiner Vorrede: Der Kandidat sei "äußerlich ruhig, aber ein großer Denker. Er nimmt Probleme ernst und packt sie persönlich an."
Welche Themen will Pfeiffle angehen? "Wir brauchen eine lebenswerte Stadt, in der der Bürger leben will und es sich leisten kann", sagt er. Dazu gehört für den stellvertretenden Klinik-Verwaltungschef, Ärzte in der Stadt zu halten. Auch setzt er sich für eine kleine Sanierung der Florian-Geyer-Halle ein, um sie wieder für Veranstaltungen wie die KiKaG-Sitzung öffnen zu dürfen.
Pfeiffle will Notwohngebiet dezentralisieren
Das Notwohngebiet möchte er dezentralisieren. Geht es nach Pfeiffles Freien Wählern sollen die alten Gebäude abgerissen und die dort wohnende Klientel auf mehrere Standorte in der Stadt verteilt werden. Ein möglicher neuer Standort: die Mozartstraße.
Kritisch sieht Pfeiffle den Ansatz der CSU, dafür Gebäude in den ehemaligen Marshall Heights zu kaufen. Pfeiffle habe bei Besitzer Georg Wittmann nachgefragt. Der sei dazu nicht bereit, allenfalls zu Vermietungen. Und das wäre für Pfeiffle auch der richtige Weg, schnell Wohnungen zu bekommen.
Zu kurz gesprungen ist für den Kandidaten auch der aktuelle Verkehrskonzept-Entwurf. Pfeiffle will nicht bloß den Verkehr in der Innenstadt reduzieren, sondern mehr Parkplätze außen schaffen, die Leute aber in die Innenstadt holen. Sich selbst bezeichnet Pfeiffle als Freund der Rettungsdienste, der Natur und der Artenvielfalt.
Erfahrung in Wirtschaft und Verwaltung
Seine Eignung fürs OB-Amt sieht er zum einen in seiner Tätigkeit in der Klinikverwaltung. Ausführlich demonstriert er, welchen Aufschwung das ehemalige Kreiskrankenhaus in den vergangenen Jahren genommen hat – eine wirtschaftliche Erfolgsbilanz. Sein zweites Pfund ist die Erfahrung in Stadtrat und Kreistag: "Ich bin eingearbeitet", befindet er.
Er will, "dass Landwirtschaft uns wieder etwas wert ist", Kultur und Tradition bewahren, sich mit den Freien für Schulen, Kindergärten und medizinische Versorgung im Landkreis einsetzen. "Machen statt reden", lautet sein Motto. Für seine Vorhaben würde sich der 55-Jährige gern zwölf Jahre Zeit geben, also zwei Amtsperioden. Das alles stößt auf Zustimmung bei den Freien: Die 28 Stimmberechtigten wählen ihn mit einer Enthaltung zu ihrem Kandidaten. Schon vorher sagt Pfeiffle ebenso selbstbewusst wie augenzwinkernd: "Der OB nach mir kann sich freuen."