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Volkach: Vereine in Unterfranken: Die Idealisten von der Mainschleifenbahn

Volkach

Vereine in Unterfranken: Die Idealisten von der Mainschleifenbahn

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    Wolfgang Schramm, ausgewiesener Freund der Mainschleifenbahn und lange Jahre der führende Kopf der Interessengemeinschaft Mainschleifenbahn (IGM), am Endpunkt der Mainschleifenbahn in Astheim.
    Wolfgang Schramm, ausgewiesener Freund der Mainschleifenbahn und lange Jahre der führende Kopf der Interessengemeinschaft Mainschleifenbahn (IGM), am Endpunkt der Mainschleifenbahn in Astheim. Foto: Frank Weichhan

    Wie das klingt: zu Kaiser-Zeit gebaut. Aber es ist tatsächlich so: Im Februar 1909 schritten die Honoratioren feierlich nach 30-jährigen Bemühungen endlich zur Eröffnung der knapp zehn Kilometer langen Strecke von Seligenstadt nach Volkach. Kostenpunkt: alles in allem 858 600 Mark, nach heutiger Währung geschätzt um die zehn Millionen Euro. Dass die Bahnlinie, die ihren Namen von der Lage Volkachs in der Mainschleife hat, auch gut 100 Jahre später nicht gestorben ist, liegt an ein paar Dutzend Idealisten. Man könnte auch sagen: Von Leuten, für die der Satz "Geht nicht, gibt's nicht!" gilt.

    Nostalgisch: Die Mainschleifenbahn fungierte in den vergangenen Jahre ausschließlich als Vergnügungs-Bahn im Sommer.
    Nostalgisch: Die Mainschleifenbahn fungierte in den vergangenen Jahre ausschließlich als Vergnügungs-Bahn im Sommer. Foto: Frank Weichhan

    Die Unterstützer schaffen, was so nicht vorgesehen war und fast undenkbar schien: die Rettung einer Bahnlinie, deren Ende vor 30 Jahren besiegelt worden war, als am 30. September 1991 der letzte Zug der damaligen Bundesbahn Volkach verließ. Nach der Stilllegung sollte 1994 als letzter Akt der Abbau der Schienen erfolgen.

    Das rief eine Bürgerinitiative auf den Plan, der es scheinbar nichts ausmachte, gegen Windmühlen anzutreten. Ein äußerst zäher Kreis von Bahnfreunden, unbeugsam und fest im Glauben, dass Probleme dazu da sind, gelöst zu werden. 

    Rollendes Wahrzeichen und Teil der Kulturlandschaft

    Es sollte ein komplizierter Kampf bis zur Wiederinbetriebnahme im Herbst 2003 werden - ähnlich schwierig wie das Wort Eisenbahn-Infrastruktur-Unternehmen. Aus dem anfänglichen losen, kleinen Kreis derer, die für den Erhalt der Bahn stritten, wurde bald die Interessengemeinschaft Mainschleifenbahn (IGM). Ein Förderverein gab dem Ganzen ab 1999 schließlich eine feste Struktur. Für die Unterstützer der eingleisigen, nicht elektrifizierten Nebenbahn war klar: Der Zug ist Teil der Kulturlandschaft der Mainschleife, ein rollendes Wahrzeichen und Standortvorteil. Also musste der gerade eingeleitete Rückbau im letzten Moment irgendwie gestoppt und die Wiederbelebung in Gang gebracht werden.

    Wunder Nummer eins: Sommerbetrieb mit Schienenbus

    Auf keinen Fall sollte die Strecke verschwinden wie schon die Ochsenfurter Gaubahn, das Hofheimerle oder die Bahnstrecke nach Bischofsheim/Rhön. Wolfgang Schramm, von Anfang an als führender Kopf und Geschäftsführer der Interessengemeinschaft dabei, weiß um die vielen Hürden, um die immensen Anstrengungen damals. Der Volkacher war auch beim ersten Wunder dabei, von einem in Erfüllung gegangenen Traum: Seit Februar 2004 ist der vereinseigene Schienenbus mit Sommerfrischlern unterwegs. In Corona-freien Jahren zwischen Mai und Oktober an allen Sonntagen, dazu kommen Sonderfahrten. Pro Jahr lassen sich das bis zu 15 000 Gäste nicht entgehen.

    Das Bild dürfte von 1909 sein: Früher führte die Strecke, din, noch über den Main nach Volkach, inzwischen ist in Astheim Endstation.
    Das Bild dürfte von 1909 sein: Früher führte die Strecke, din, noch über den Main nach Volkach, inzwischen ist in Astheim Endstation. Foto: Archiv

    Die Dinge im Hintergrund sind kompliziert: Der Betrieb einer Eisenbahnstrecke ist ohne Eisenbahn-Infrastruktur-Unternehmen nicht möglich. Deshalb entstand im März 2001 die Betriebsgesellschaft Mainschleifenbahn (BGM). Sie hat die Bahnstrecke von der Deutschen Bahn (DB) langfristig gepachtet, seit 2011 ist die Strecke nunmehr Eigentum des Fördervereins.

    Und der, 120 Mitglieder stark, kann sich auf einen harten Kern Aktiver verlassen, die alles geben. Schon der Kraftakt, die Strecke überhaupt wieder befahrbar zu machen, war immens. Über 4300 Stunden ehrenamtliche Arbeit waren seinerzeit nötig, weil im Wortsinn Gras über die Bahnlinie gewachsen war. Heute gilt: Strecke pflegen, Technik in Schuss halten, den Zug auf der Nostalgie-Bahnstrecke fahren. An rund 40 Betriebstagen pro Jahr kommen so locker 1200 Arbeitsstunden zusammen. Ohne diesen immensen Einsatz, sagt Schramm, würde am Ende des Jahres unterm Strich niemals eine schwarze Null stehen.

    Vorsitzender Christian Oßwald mit 50 neuen Andreaskreuze, die zuletzt an den Bahnübergängen aufgestellt wurden.
    Vorsitzender Christian Oßwald mit 50 neuen Andreaskreuze, die zuletzt an den Bahnübergängen aufgestellt wurden. Foto: Gerhard Bauer

    Wunder Nummer zwei: wieder eine normale Strecke im Nahverkehr

    Wunder Nummer zwei wird gerade wahr: Aus der doch eher musealen Touristenattraktion wird tatsächlich wieder eine "normale" Strecke, eingegliedert in den öffentlichen Personennahverkehr. Die Mainschleifenbahn kommt raus aus der Nostalgie-Ecke, die Weichen werden in die Zukunft gestellt: In 26 Minuten von Volkach zum Würzburger Hauptbahnhof, im Halb-Stunden-Takt. Gerade für Pendler wäre das wie ein Paradies.

    Es mussten schon einige Umstände zusammenkommen, um die winzige Chance der Wiederinbetriebnahme zu nutzen. "Vor drei Jahren hat man sich das so kaum vorstellen können", freut sich Wolfgang Schramm über die aktuelle Entwicklung. Auch Christian Oswald, seit fast 20 Jahren Vorsitzender des Fördervereins, ist glücklich, dass "die Strecke langsam an den Regelbetrieb rangeführt" werde.

    Der 50-Jährige sieht sich am Ziel aller Träume und blickt frohgemut in die Zukunft: Als "Hüterin der Strecke" werde der Förderverein auch der künftigen Infrastrukturgesellschaft angehören, die nötig ist für einen Regelbetrieb und dieser Tage gegründet werde soll. Der Verein werde also "nicht von der Bildfläche verschwinden". Oswald verspricht, dass es auch in Zukunft Sonderfahrten in Form eines "abgespeckten Ausflugsverkehrs" geben und der Verein seinen Stützpunkt in Prosselsheim behalten werde.

    Endstation: der Bahnhof in Astheim. Dahinter die neue Mainbrücke, die nach Volkach führt.
    Endstation: der Bahnhof in Astheim. Dahinter die neue Mainbrücke, die nach Volkach führt. Foto: Frank Weichhan

    Bis der Regelbetrieb und damit das Pendler-Paradies starten kann, gibt es aber noch einiges zu erledigen: Die rund 14 Kilometer lange Gleisanlage zwischen Volkach und Seligenstadt muss fit gemacht und an die Anforderungen des künftigen Bahnverkehrs angepasst werden. Bis zu 15 Millionen Euro sind dafür notwendig. Dann kann die Zukunft beginnen. Es gibt auch schon ein Datum für den Beginn des neuen Volkacher Bahn-Zeitalters: 1. Januar 2026.

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