Wer am Mittwochabend den Raum im katholischen Pfarrheim in Volkach betrat, in dem die Freie Wähler Gemeinschaft (FWG) ihren Kandidaten für die Bürgermeisterwahl 2020 kürte, dem blickte dieser in Form von Udo Gebert bereits entgegen. Vom Rednerpult aus gesehen rechts in der Ecke stand er ganz still und lächelte – in Form eines druckfrischen Rollup-Aufstellers, der Gebert lebensgroß bereits als Bürgermeisterkandidaten vorstellte, obwohl die FWG-Mitglieder diesen formal noch gar dazu bestimmt hatten.
Tollkühn war diese voreilige Werbe-Ausgabe sicherlich nicht. Denn Gebert war der einzige den FWG-Mitgliedern vom Vorstand vorgeschlagene Kandidat – darauf habe man sich im Vorstand nach "offener Diskussion" geeinigt, berichtet Vorsitzender Robert Menz. Und dabei blieb es an diesem Abend auch. Trotz dreimaliger Nachfrage des Wahlleiters Robert Amling fand sich kein Zweiter im Raum, der Bürgermeister werden möchte.
Gebert zeigt sich nach der Wahl erleichtert
So bleibt zum Wahlergebnis einzig festzuhalten, dass Gebert mit 38 Stimmen alle anwesenden Stimmberechtigten – gut die Hälfte der 66 FWG-Mitglieder – für sich gewonnen hatte. 100 Prozent, keine Enthaltung – besser konnte sein Start als Anwärter auf die Nachfolge seines Parteikollegens Peter Kornell als Rathauschef nicht laufen. So zeigte sich Gebert im Anschluss "erleichtert über das Ergebnis".

Ob es Zweifler im Raum gab, die er mit seiner Nominierungsrede auf den letzten Drücker überzeugen konnte, weiß keiner. Der anhaltende Applaus am Ende von Geberts Rede zeugt zumindest davon, dass der 37-jährige Kaminkehrermeister ("Kaminkehrer bringen bekanntlich Glück.") sich ordentlich vorbereitet hatte. Neben Angaben zu sich selbst – verheiratet, seit über 20 Jahren ehrenamtlicher Feuerwehrmann und Freizeitsportler – strich er seine lokalpolitische Erfahrung heraus. Seit über elf Jahren ist er Stadtratsmitglied, seit 2014 auch Dritter Bürgermeister.
Gewerbesteuereinnahmen müssen zulegen
Den breitesten Raum seiner Rede nahm die lange Liste der Punkte ein, bei denen Gebert in den kommenden Jahren Arbeit auf Volkach zukommen sieht, respektive sich einbringen möchte. Hierzu zählte er die Überarbeitung von Flächennutzungsplänen, die Grünflächen sowie Flächen für Gewerbe und Wohnen "klar definieren". Er sprach von neuen Baugebieten ebenso wie von Nachverdichtung bestehender Wohngebiete, um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Gewerbesteuereinnahmen müssten steigen, damit Volkach seine Aufgaben als Mittelzentrum bezahlen kann.
Er sprach sich für Straßensanierungen ebenso aus, wie für die Fortsetzung punktueller Dorferneuerungen und für mehr Ladesäulen für E-Autos und mehr Glasfaserkabel, am besten in jedes Haus. Die im Raum stehende Reaktivierung der Mainschleifenbahn Richtung Würzburg muss laut Gebert mit Haltestellen bei Astheim und Escherndorf und dortigen P&R-Parkplätzen einhergehen. Großen Nachhol- und Investitionsbedarf sieht er bei den Ortsteil-Feuerwehren sowie im Angebot von Kinderbetreuungs- und ambulanten Pflegeplätzen.
Der Neubau der sanierungsbedürftigen Mainschleifenhalle müsste ebenso überlegt werden, wie die Zukunft des maroden Freibads. Doch hier könne erst entschieden werden, wenn alle notwendigen Zahlen und Fakten vorliegen, sagte Gebert, der sich für eine fortgesetzte konstruktive Zusammenarbeit aller Stadtratsfraktionen einsetzen möchte.
Nach dem Krieg stellte die FWG alle Bürgermeister
FWG-Vorsitzender Robert Menz sieht mit angestrebten Wahl Geberts einen Generationenwechsel in der Reihe der FWG-Bürgermeister vollzogen; die FWG stellte alle bislang vier Volkacher Bürgermeister nach Kriegsende. Und sie werde mit Gebert auch den kommenden Bürgermeister stellen – "nehmt diese Botschaft mit nach Hause", forderte Menz die Gäste auf.
Kornell, der auf sein 18. Amtsjahr als Bürgermeister zurückblickt, fühlte sich an seine erste Wahl zum FWG-Kandidaten erinnert. Damals sei er 40 Jahre alt gewesen und habe eine ähnliche Stimmung für einen Generationenwechsel verspürt wie heute. Er nannte es als wichtigste Aufgabe der FWG, in den kommenden Monaten im Wahlwettbewerb ("nicht Wahlkampf!") zu bestehen.
Eine prominente Fürsprecherin hat Gebert auf seiner Seite: Landrätin Tamara Bischof (FW). Diese sicherte dem Kandidaten ihrer Partei ihre Unterstützung zu. Volkach sei als zweitgrößte Kommune im Landkreis in ihren Augen schon immer "etwas Besonderes gewesen".