Wer noch nicht wusste, dass Volker Heißmann weit mehr ist als "Mariechen", hat es bei der Verleihung des Schlappmaulordens erfahren. Seine berühmteste Bühnenfigur hatte bei der Rosenmontagssitzung der Kitzinger Karnevalsgesellschaft (KiKaG) Pause. Stattdessen stand der Komödiant im schwarzen, mit Rosen verzierten Anzug auf der Bühne, als er den Schlappmaulorden verliehen bekam.
Damit reihte der 54-Jährige sich ein in eine Riege prominenter Namen, die seit 1989 zum Kitzinger Schlappmaul ernannt wurden. Politiker wie Helmut Kohl und Markus Söder sind ebenso unter den Preisträgern wie (der gefallene) Starkoch Alfons Schuhbeck. Daraus ergaben sich in der Vergangenheit durchaus spannende Kombinationen, hält die Preisträgerin des Vorjahres doch traditionell die Laudatio auf ihren Nachfolger.
Luise Kinseher muss bei Volker Heimann nicht lügen
Diesmal war Luise Kinseher als Schlappmaul 2023 dran mit der Lobrede auf den 38. Ordensträger Volker Heißmann. Und die Kabarettistin bekannte vorab beim Empfang hinter der Bühne, dass sie "beim Volker" ganz ehrlich sein könne: "Da muss ich nicht lügen." Vielmehr habe sie sich beim Schreiben der Rede "fast ein bisschen verliebt" in ihren Bühnenkollegen.

Das war zu spüren, als der "niederbayerische Faschingsmuffel", wie sie sich selbst nannte, nach drei Stunden vor die rund 400 Gäste in der Florian-Geyer-Halle trat. Die 55-Jährige machte aus ihrer Begeisterung für Volker Heißmann keinen Hehl. Stellenweise hörte sie sich wirklich mehr an wie ein Fan als wie eine Laudatorin.
"Volker Heißmann ist das Mariechen unter den Funken, der charmanteste und liebenswürdigste Komödiant, den ich so kenne."
Luise Kinseher bei ihrer Laudatio
Der fleißigste Kollege von allen sei "das Mariechen unter den Funken, der charmanteste und liebenswürdigste Komödiant, den ich so kenne". Zugleich forderte sie ihn mit einem Augenzwinkern aber dazu auf, das alleinige Lob mal zu genießen.

Denn das "Mariechen" ist als berühmteste Figur Volker Heißmanns nicht nur mit ihm eng verknüpft, sondern auch mit seinem langjährigen Bühnenpartner Martin Rassau. Gemeinsam scheinen sie als "Waltraud und Mariechen" so untrennbar zu sein, dass die Entscheidung der KiKaG zunächst verwunderte: Nur Heißmann – nicht aber Rassau – wurde am 11.11. um 11.11 Uhr als Schlappmaul 2024 verkündet.
Blöd schauen in unterschiedlichen Variationen
Doch seine Laudatorin machte deutlich, warum der Fürther auch ganz allein den Schlappmaulorden verdient hat. Die Kabarettistin erntete Lacher für die Frage: "Wie kann man bloß so blöd schauen und das auch noch in diesen unterschiedlichen Variationen?" Das sei sogar "mehr als künstliche Intelligenz" und führe zu der Frage, wie eigentlich die Gesichtserkennung bei seinem Handy funktioniere.

Nochmal ernst wurde Luise Kinseher beim Abschluss ihrer Rede, als sie von seiner Hilfsbereitschaft sprach und von seinem Draht nach oben: "Er erhellt mit seinem Humor die dunklen Seiten dieser Welt wie ein Feuerwerk den fränkischen Nachthimmel."

KiKaG-Sitzungspräsident Rainer Müller stellte fest: "Er ist rot geworden, man sieht’s." Dann hängte er dem "Meister der Parodie und Verwandlungskunst" den Schlappmaulorden um. Der Vielgelobte zeigte sich anschließend nicht nur für die "ganz, ganz tolle Laudatio" dankbar, sondern auch dafür, dass der liebe Gott ihm diese Gabe gegeben habe, Menschen zum Lachen zu bringen.
Inzwischen ist Volker Heißmann "ein halber Unterfranke"
Volker Heißmann freute sich, diesen Abend mit seiner Kollegin verbringen zu dürfen. Normalerweise sehe er nur im Gästebuch, dass "die Luise" zwei Tage vorher da war. Sympathien sicherte er sich mit dem Bekenntnis, dass er "ein halber Unterfranke" geworden sei, seit er in Volkach den Kabarett-Sommer mache. Wenn er hierherfahre, komme ihm ein Lächeln auf die Lippen, "weil ich weiß, der nächste Schoppen ist nicht weit".

Nur von Kitzingens Landrätin Tamara Bischof scheint Volker Heißmann offensichtlich kein großer Fan zu sein. "Tamara forte" klinge ja doch eher wie ein Medikament, frotzelte das Schlappmaul 2024. Auch KiKaG- Zeremonienmeister Franz Hildebrand nahm er auf die Schippe. Er frage sich, "was der Franz einwirft". Der Zeremonienmeister beeindruckte tatsächlich den ganzen langen Abend über durch unermüdliches Mitwippen, Tanzen und passendes Klopfen mit seinem Zeremonienstab.
Zum Abschluss seines Auftritts mimt Volker Heißmann einen Betrunkenen. Mit herrlich dämlichem Gesichtsausdruck steht er auf der Bühne, lallt lustige Geschichten – und bringt die Menschen in der Halle so zum Lachen wie an dem Abend noch keiner vor ihm.
Die 38 Trägerinnen und Träger des Schlappmaulordens2024: Volker Heißmann, 2023: Luise Kinseher, 2020: Markus Söder, 2019: Hubert Aiwanger, 2018: Barbara Stamm, 2017: Wolfgang Bosbach, 2016: Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, 2015: Waldemar Hartmann, 2014: Claudia Roth, 2013: Wolfgang Kubicki, 2012: Alfons Schuhbeck, 2011: Michl Müller, 2010: Marcel Reif, 2009: Chris Böttcher, 2008: Gabriele Pauli, 2007: Günther Beckstein, 2006: Markus Fahn, 2005: Klaus Karl-Kraus, 2004: Franz Maget, 2003: Gregor Gysi, 2002: Guido Westerwelle und Markus Walsch, 2001: Erwin Huber, 2000: Helmut Kohl, 1999: Hans Spitzner, 1998: Regine Hildebrandt, 1997: Ulrich Kienzle und Bodo H. Hauser, 1996: Lothar Späth, 1995: Gerd Rubenbauer, Peter Gauweiler und Klaus Bresser, 1994: Renate Schmidt, 1993: Hans Dietrich Genscher, 1992: Jürgen Möllemann, 1991: Wolfgang Bötsch, 1990: Bernd Heller, 1989: Schorschla von der Fischergass.Quelle: KiKaG