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Altenschönbach: Vom jüdischen Leben in Altenschönbach

Altenschönbach

Vom jüdischen Leben in Altenschönbach

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    Ludwig Rosenthal (1882-1945) studierte von 1904 bis 1907 an der Tierärztlichen Hochschule in Hannover. Nach seinem Examen 1907 diente er als Veterinäroffizier in der Königlich Bayerischen Armee, später auch - obwohl in Delligsen bei Alfeld in Niedersachsen ansässig - Teilnahme am 1. Weltkrieg in der Kgl. Bayerischen Armee.
    Ludwig Rosenthal (1882-1945) studierte von 1904 bis 1907 an der Tierärztlichen Hochschule in Hannover. Nach seinem Examen 1907 diente er als Veterinäroffizier in der Königlich Bayerischen Armee, später auch - obwohl in Delligsen bei Alfeld in Niedersachsen ansässig - Teilnahme am 1. Weltkrieg in der Kgl. Bayerischen Armee. Foto: Privatbesitz

    Im Rahmen des Besuches einer Nachfahrin der Familie Blüthe aus Altenschönbach führte der Arbeitskreis "Stolpersteine - Erinnern und Gedenken" im Verein Alt Prichsenstadt e. V. kürzlich einen Vortragsabend in Altenschönbach durch.

    Möglicherweise ließen sich in Altenschönbach - seit 1543 unter der Herrschaft der Freiherrn von Crailsheim - schon um 1650 die ersten Juden nieder. 1740 zählte man 17 jüdische Familien, 1807 dann 30. 1834 erreichte die jüdische Gemeinde mit 169 Personen in 36 Familien - das heißt fast ein Drittel der Gesamteinwohnerschaft des Dorfes- den absoluten Höchststand, danach nahm die Anzahl der jüdischen Einwohner allmählich ab.

    Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, gab es in Deutschland ca. 500.000 Menschen jüdischer Herkunft, das heißt 0,8 Prozent der Gesamtbevölkerung. Von den deutschen Tierärzten waren 1,5 Prozent jüdisch, von den Zahn- und Humanmedizinern 10,3 Prozent - von den deutschen Nobelpreisträgern sogar etwa 30 Prozent.

    1933 lebten in Altenschönbach 16 jüdische Menschen, Anfang 1942 nur noch sechs - alle wurden wurden von den Nazis ermordet, darunter auch ein dreijähriges Mädchen.

    Während der Anfang jüdischen Lebens in Altenschönbach im Dunkeln liegt, lässt sich sein Ende aber genau datieren: am 9. Juni 1942 wurde die letzte jüdische Einwohnerin Klara Grünlaub deportiert.

    Mit zahlreichen Bildern wurden dann vier in Altenschönbach geborene jüdische Menschen und ihre Schicksale vorgestellt - und zwar Pauline Walfisch, geb. Blüthe (1874-1933), Fanny Bach, geb. Reis (1870-1949), Karola Bolley, geb. Blüthe (1908-1942) und Ludwig Rosenthal (1882-1945).

    Zwei davon - Karola Bolley und Ludwig Rosenthal - waren mit "arischen" Partnern verheiratet und begingen Selbstmord, um nicht Opfer der Nationalsozialisten zu werden. Fanny Bach gehörte zu den 1200 Menschen, die Anfang Februar 1945 aus Theresienstadt in die Schweiz gelangten - eine weithin unbekannte Tatsache ("Heinrich Himmler verkauft Juden an die Schweiz").

    Im zweiten Teil des Abends wurde Andrée Laporte-Daube von Evamaria Bräuer über das Leben und Überleben ihres Vaters Nathan Blüthe in Frankreich befragt. Isolde Kestler dolmetschte und umrahmte mit ihrer Tochter Agathe den Abend musikalisch.

    Von: Wolf-Dieter Gutsch (Sprecher des Arbeitskreises "Stolpersteine - Erinnern und Gedenken", Verein Alt Prichsenstadt e. V.)

    Evamaria Bräuer (links) interviewt Andrée Laporte-Daube (rechts). In der Mitte OStRn Isolde Kestler vom Gymnasium Wiesentheid als Dolmetscherin. Im Hintergrund ein Bild des Onkels Philipp Blüthe mit seiner Familie - Andrées Vater Nathan Blüthe glaubte lange, dass sein Bruder Philipp im Holocaust umgekommen sei. 1975 sahen sich die Brüder erstmals seit mehr als 40 Jahren wieder.
    Evamaria Bräuer (links) interviewt Andrée Laporte-Daube (rechts). In der Mitte OStRn Isolde Kestler vom Gymnasium Wiesentheid als Dolmetscherin. Im Hintergrund ein Bild des Onkels Philipp Blüthe mit seiner Familie - Andrées Vater Nathan Blüthe glaubte lange, dass sein Bruder Philipp im Holocaust umgekommen sei. 1975 sahen sich die Brüder erstmals seit mehr als 40 Jahren wieder. Foto: Stefan Polster
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