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Kitzingen/Würzburg: Von Trockenheit bis Hochwasser: Wie CSU-Politikerin Barbara Becker Unterfrankens Wasser-Probleme lösen will

Kitzingen/Würzburg

Von Trockenheit bis Hochwasser: Wie CSU-Politikerin Barbara Becker Unterfrankens Wasser-Probleme lösen will

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    Dürre und Trockenheit, Starkregen und Hochwasser: CSU-Landtagsabgeordnete Barbara Becker will die Wasser-Probleme in Unterfranken lösen.
    Dürre und Trockenheit, Starkregen und Hochwasser: CSU-Landtagsabgeordnete Barbara Becker will die Wasser-Probleme in Unterfranken lösen. Foto: Johannes Kiefer

    Im Kleinen hat Barbara Becker schon verwirklicht, was ihr im Großen für ganz Unterfranken vorschwebt. Im Haus der ehemaligen Unternehmensberaterin in Wiesenbronn (Lkr. Kitzingen) gibt es zwei getrennte Wasser-Kreisläufe: einen für Trinkwasser und einen für Brauchwasser, also für  Garten oder Waschmaschine. Einen ähnlich nachhaltigen Umgang mit der immer knapper werdenden Ressource Wasser würde Becker gerne überall sehen. Die 53-jährige Landtagsabgeordnete der CSU stammt selbst aus einem Weinbaubetrieb und will jetzt in einer "Wasser-Allianz für Unterfranken" alle Verantwortlichen an einen Tisch holen. Im Interview erklärt sie die Idee, eine gemeinsame "Wasser-Strategie" für die immer trockener werdende Region zu entwickeln.

    Frage: Frau Becker, kommt der Wasser-Cent?

    Barbara Becker: Die Frage ist nicht mehr, ob er kommt, sondern nur noch, wie wir ihn möglichst unbürokratisch so gestalten, dass das Geld für Wasser-Wirtschaftsmaßnahmen verwendet wird. Der Wasser-Cent ist richtig. Wasser ist zu billig. Wasser muss immer in öffentlicher Hand bleiben. Aber Wasser muss auch etwas wert sein. Kostenlose öffentliche Trinkwasser-Entnahmestellen, wie wir sie heute noch in vielen Gemeinden haben, sind nicht mehr zeitgemäß.

    Ist Bewässerung in Unterfranken wirklich die Lösung?

    Becker: Ich komme aus einem Betrieb von Biowinzern, die Bewässerung erst einmal kritisch sehen. Denn wenn ich Pflanzen von oben mit Wasser bediene, breiten sich die Wurzeln mehr in der Breite aus, statt in der Tiefe nach Wasser zu suchen. In mitteltrockenen Jahren funktioniert das noch. Aber egal wie der Weinberg bewirtschaftet wird: Irgendwann schaffen es die Wurzeln nicht mehr. Dann ist Bewässerung nötig.

    Widerspricht das nicht der nachhaltigen Nutzung von Wasser?

    Becker: Nein, denn die vier Bewässerungsprojekte in Unter- und Mittelfranken sind kein Selbstläufer. Der Freistaat ist bereit, 50 Prozent der Kosten des Wassertransports von der Wasserquelle bis zum Weinberg zu übernehmen, etwa in Oberschwarzach (Lkr. Schweinfurt), Iphofen, Nordheim und Sommerach (alle Lkr. Kitzingen) sowie Spalt bei Nürnberg (Hopfen). Doch im Gegenzug müssen die Winzer und Landwirte ihren Boden anders bearbeiten, Weinberge begrünen, Laubwände kürzen, damit die Reben weniger Wasser brauchen und Sorten anpassen. Ohne Bedingungen gibt es kein Geld.

    Gibt es weitere Bedingungen, um für ein Bewässerungskonzept Geld vom Staat zu bekommen?

    Becker: Zuschüsse bekommen nur diejenigen, die einen Wasser- und Bodenverband gründen. Wir übernehmen ein System, das vielerorts in Afrika gut funktioniert. Wasserverbände haben einen gewählten Vorstand, der entscheidet: Wie verwenden und wie schützen wir unser Wasser? Wer kriegt was und was müsst ihr dafür tun? Der langjährig erfolgreiche Wasserverband im Knoblauchsland bei Nürnberg rät unseren Landwirten und Winzern: Geht niemals an das Grund- und Trinkwasser! Sucht lieber länger und legt eine längere Rohrleitung, wenn dafür die Wasserquelle nachhaltig ist.

    Halten Sie Mainwasser-Entnahmen für nachhaltig, wenn der Main im Sommer immer öfter zu wenig Wasser führt und die Wassertemperatur für Fische immer häufiger lebensbedrohlich wird?

    Becker: Laut einer Expertenkommission, die die Bayerische Staatsregierung im Zuge der "Wasserstrategie Bayern" eingesetzt hat, brauchen wir in Zukunft eine noch stärkere Wasser-Überleitung von Süd- nach Nordbayern als wir sie heute schon haben. Das ist ein Riesenprojekt, das viel Geld kosten wird, aber damit sichern wir den Main ab.

    Reden wir jetzt nur noch über die Verteilung des immer weniger werdenden Wassers?

    Becker: Nein, dann würde ich mir auch Sorgen machen. Wir sollten vor allem über dezentrale Konzepte reden, die Hochwasserschutz und Wassermanagement bei Trockenheit miteinander kombinieren. Die Stadt Herrieden in Mittelfranken macht dies seit zehn Jahren. Nach einem verheerenden Hochwasser hat Herrieden mit einem Geografie-Lehrstuhl die komplette Fläche erfasst und errechnet: Wo fließt das Wasser hin? Mittlerweile werden Landwirte beraten, was sie tun können, damit aus ihren Flächen bei viel Regen kein reißender Fluss wird. Privatleute werden beraten, wo sie besser keinen Keller anlegen sollten. Wasserauffangbecken wurden gebaut und Bäche renaturiert, so dass das Wasser in der Stadt gehalten wird. Dieses Konzept hat die Stadt Herrieden 200.000 Euro gekostet. Im Idealfall bekommen wir etwas Ähnliches für ganz Unterfranken hin.

    Trinkwasserversorger, Landwirte, Winzer und die großen Firmen in Unterfranken: Wie wollen Sie die vielen Einzelinteressen zusammenbringen?

    Becker: Genau dafür habe ich gemeinsam mit Staatssekretär a.D., Gerhard Eck, die "Wasser-Allianz Unterfranken" gegründet. Wir holen alle an einen Tisch: Vertreter des Bayerischen Umweltministeriums, der Regierung von Unterfranken, der Wasserwirtschaftsämter Aschaffenburg und Bad Kissingen, des Bauernverbands, des Fränkischen Weinbauverbands und der großen Firmen wie Coca-Cola und Danone. Ziel ist eine gemeinsame Strategie für die ganze Region sowie Forderungen und Vorschläge in Richtung München und Berlin.

    Sehen Sie die Chance, dass das funktioniert?

    Becker: Frankens Winzer haben gezeigt, dass so etwas funktionieren kann. Vor 20 Jahren hat Dr. Hermann Kolesch, ehemals Präsident der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau, die AG Weintourismus ins Leben gerufen, woraus sich Frankens mega-erfolgreiche Wein-Tourismus-Strategie entwickelt hat. Unterfranken ist in vielen Bereichen dem traditionelleren Südbayern voraus. Bei der Windenergie, beim Waldumbau, warum nicht auch in Zukunft bei seiner Wasser-Strategie?

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