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Geiselwind/Prichsenstadt: Wandern im Steigerwald: Wo die Runden ein Traum sind

Geiselwind/Prichsenstadt

Wandern im Steigerwald: Wo die Runden ein Traum sind

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    Einst so etwa wie der Mittelpunkt von Franken: Zwischen Geiselwind und Ebersbrunn steht der alte Dreifrankenstein.
    Einst so etwa wie der Mittelpunkt von Franken: Zwischen Geiselwind und Ebersbrunn steht der alte Dreifrankenstein. Foto: Jürgen Haug-Peichl

    Der Garten der glückseligen Jungfrau Maria liegt mitten im Steigerwald. Fürwahr, dieser Satz lässt viel Fantasie zu, klingt nach einem Traum. Das passt schon deshalb, weil der Garten der glückseligen Maria an einer jener 15 "Traumrunden" liegt, die sich als speziell angelegte Wanderwege durch das mainfränkische Mittelgebirge ziehen.

    Freilich ist der Garten der glückseligen Maria heute alles andere als ein solcher: sumpfiger Boden, dunkler Wald, viel Dickicht. Allein ein paar unscheinbare Mauerreste gut einen Kilometer östlich von Kirchschönbach im Kreis Kitzingen lassen erahnen, dass hier einmal Großes und vielleicht Glückseliges war: das Kartäuserkloser Ilmbach.

    Farbenfrohes Vergnügen im Steigerwald: Auf den "Traumrunden" wie hier bei Prichsenstadt ist der Wanderer allein mit der Natur.
    Farbenfrohes Vergnügen im Steigerwald: Auf den "Traumrunden" wie hier bei Prichsenstadt ist der Wanderer allein mit der Natur. Foto: Jürgen Haug-Peichl

    Unweit der Stelle, wo heute das Jagdschloss Ilmbach samt Gasthaus ein beliebtes Ziel von Wanderern ist, standen 350 Jahre lang eine Kirche, Zellen für die Mönche, Ställe und ein Friedhof. Allein die Fläche von umgerechnet knapp zehn Fußballfeldern zeigt, dass Ilmbach wohl alles hatte, was ein Kloster damals brauchte. 1803 machte die Säkularisation Schluss mit dem Klosterleben, die Anlage zerfiel auf Nimmerwiedersehen.

    Dennoch ist Ilmbach heute ein Beispiel für Kleinode im Steigerwald, die oft voller Überraschungen stecken. Zu erreichen sind sie zum Beispiel über die "Traumrunden". Dieses Netz von insgesamt 100 Kilometern Wanderwege gibt es seit 2015. Waren es am Anfang acht Runden gewesen, kamen 2018 sieben neue hinzu.

    Tieferer Sinn der Traumrunden ist die prägnantere Präsentation von Wanderzielen in der Region. Das scheint zu wirken: Die 15 Touren am und im Steigerwald erfreuten sich steigender Beliebtheit, hat Simone Göbel vom Regionalmanagement Kitzinger Land beobachtet. Von der Traumrunden-Broschüre seien bis heute 86 000 Exemplare ausgegeben worden. Das Regionalmanagement betreut in Zusammenarbeit mit den Kommunen der Gegend unter anderem die touristischen Angebote.

    Damit die Traumrunden ein Traum bleiben, sorgen unter anderem 30 Wegwarte für die Beschilderung und den guten Zustand der Wege. Auch der Steigerwaldklub sei hier im Boot, so Göbel. Mittlerweile kämen Wanderer aus einem Umkreis von rund 100 Kilometern extra wegen der Traumrunden. Mehr noch: "Das Wir-Gefühl ist sehr hoch bei den Kommunen, die eine Traumrunde haben", ist sich Göbel sicher.

    Um detaillierter die Beweggründe der Gäste sowie das Potenzial der Traumrunden für die Gastronomie erkennen zu können, hat das Regionalmanagement Kitzinger Land im Oktober eine Online-Umfrage zu den Traumrunden gemacht. Sie stehe in Zusammenhang mit der Diplom-Arbeit eines Studenten, erklärt Göbel. Die Ergebnisse erwartet sie in den nächsten Wochen.

    Das zeigt, dass hinter dem Wanderwegenetz ein ausgeklügeltes Freizeit-Konzept steckt. So ist eine der Vorgaben für die Traumrunden, dass mindestens 35 Prozent der Wege naturbelassen und die Wanderzeichen in beide Richtungen jeweils im Abstand von ungefähr 200 Metern zu finden sein müssen.

    Allein das schon macht Wanderungen auf den Traumrunden angenehm. Die Touren sind zwischen sieben und 15 Kilometern lang sowie auch für Wanderer mit moderater Kondition machbar.

    Weil das Wanderwege-Angebot im Steigerwald sowieso schon dicht ist, lassen sich die Traumrunden mit anderen Strecken nach eigenem Geschmack oder je nachdem auch untereinander kombinieren. Zum Beispiel ergibt sich eine 16 Kilometer lange Wanderung in der Form einer Acht, wenn man die Traumrunden Prichsenstadt und Geiselwind kombiniert.

    Vom Bio-Weinberg "Kirchschönbacher Marienberg" mit seinem 1965 errichteten Friedenskreuz aus hat man einen schönen Blick über den Steigerwald.
    Vom Bio-Weinberg "Kirchschönbacher Marienberg" mit seinem 1965 errichteten Friedenskreuz aus hat man einen schönen Blick über den Steigerwald. Foto: Jürgen Haug-Peichl

    Südlich von Ebersbrunn bietet sich hierbei ein Abstecher zum alten Dreifrankenstein an. Unscheinbar mitten im Wald markiert er die Stelle, wo von 1810 bis zur Gebietsreform 1972 Unter-, Ober- und Mittelfranken aufeinandertrafen. Noch heute sind im Boden rund um die brusthohe Sandsteinsäule kleine Gräben zu erkennen, die jeweils den Grenzverlauf markierten.

    Hingucker am Rande: Etwa hundert Meter vom alten Dreifrankenstein entfernt haben mitten im Wald Unbekannte einen wild gewachsenen Nadelbaum weihnachtlich dekoriert. Warum, ist nicht klar. Passend zur Jahreszeit ist es allemal.

    Was es mit dem alten und neuen Dreifrankenstein auf sich hat

    Wem der alte Dreifrankenstein überholt erscheint, der findet in sieben Kilometern Luftlinie weiter im Südosten den neuen. Auf dem mit Infotafeln ausgestatteten Areal rund um den 1979 gesetzten Findling kommt regelmäßig die fränkische CSU zu einem geselligen Politikertreffen zusammen.

    Solch ein Rummel ist für den Steigerwald im Allgemeinen und die Traumrunden Prichsenstadt/Geiselwind im Besonderen unüblich. Denn die Gegend betört den Wanderer durch ihre Ruhe - wenn man mal von dem absieht, was mit dem Namen Geiselwind landläufig verbunden wird: Autobahn, Autohof und Freizeitland.

    Wo nur das Rauschen des Waldes zu hören ist

    Doch das alles ist auf den beiden Traumrunden weit genug weg, um zu stören. Allenfalls ein leises Rauschen verrät den intensiven Verkehr auf der A3. Ansonsten sind es nur die Stimmen des Waldes, die ans Ohr des Wanderers dringen.

    Friedlich ist das wie jener Ort, der ebenfalls als Kleinod den Wanderer überrascht: der Weinberg "Kirchschönbacher Mariengarten". Schon die Tatsache, dass er zu drei Vierteln von Wald umgeben ist, macht ihn besonders. Aber nicht nur das: Nach Angaben des Regionalmanagements Kitzinger Land werden dort seit 1981 alte, beinahe ausgestorbene Rebsorten rein biologisch bewirtschaftet. Es handle sich um eine der kleinsten Weinlagen in Bayern.

    Das weithin sichtbare "Weiße Kreuz" mit der Inschrift "Frieden" könnte diesen wahrlich friedvollen Ort nicht besser prägen. Die Aussicht in die Ebenen rund um Prichsenstadt tun ihr Übriges. Einst hing der Hang mit dem Garten der glückseligen Jungfrau Maria zusammen, also der knapp einen Kilometer entfernten Kartause Ilmbach.

    So schließt sich ein Kreis. Nicht der einzige auf den Traumrunden im Steigerwald.

    Charme des Herbstnebels: Wie hier bei Ebersbrunn entfalten die Natur und Tierwelt des Steigerwaldes ihren Reiz.
    Charme des Herbstnebels: Wie hier bei Ebersbrunn entfalten die Natur und Tierwelt des Steigerwaldes ihren Reiz. Foto: Jürgen Haug-Peichl

    Tipps zum Trip Die Traumrunden Prichsenstadt und Geiselwind sind jeweils gut 8 Kilometer lang. Sie lassen sich hervorragend kombinieren. Einstieg ist an mehreren Stellen möglich, unter anderem am Jagdschloss Ilmbach, in Gräfenneues oder Ebersbrunn. Die Traumrunden sind zuverlässig in beide Richtungen mit einem rot-weißen Symbol markiert. Aufgrund des engmaschigen Wegenetzes in der Region können auch Varianten gewählt werden, etwa zum alten Dreifrankenstein im Wald östlich von Gräfenneuses. Beschaffenheit der Wege: meistens naturbelassene oder geschotterte Wald- und Feldwege. In den Wäldern zwischen Geiselwind und Ebersbrunn läuft man immer wieder auf Sand - ein Zeugnis jener Urzeit, als Flugsand über der Gegend niederging. Einkehr: In Gräfenneuses sowie am Jagdschloss Ilmbach sind Gaststätten direkt an den beiden Traumrunden Prichsenstadt und Geiselwind. Weitere Wirtshäuser in der Nähe gibt es unter anderem in Geiselwind, Prichsenstadt und Kirchschönbach. Sehenswürdigkeiten und besondere Ziele in der Umgebung: neuer und alter Dreifrankenstein (der neue steht an der Straße von Wasserberndorf nach Burghaslach), Jagdschloss Ilmbach (im Privatbesitz) samt Waldlehrpfad, Aussichtspunkt Glösberg mit Blick über Gräfenneuses und den Steigerwald, die historische Altstadt von Prichsenstadt, Schlösser in Kirchschönbach sowie in Altenschönbach (beide in Privatbesitz). Alle 15 Traumrunden im Steigerwald auf einen Blick: www.kitzinger-land.de. Auf diesen Webseiten gibt es auch die GPS-Daten der Strecken zum Herunterladen.

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