Das Baden im Main ist beliebt, gerade während der Sommerferien. Doch es ist nicht überall erlaubt. Viele wissen das nicht, andere beachten es nicht. Das kann gefährlich werden.
Viele Menschen machen derzeit wieder Urlaub im eigenen Land. An warmen und heißen Tagen suchen sie Erfrischung – und tummeln sich nicht nur in Bädern, sondern auch in Seen und Flüssen wie dem Main. An vielen Buchten, Stränden und Liegewiesen nahe des Flusses ist viel los, auch in der Nähe von Brücken und sogar Schleusen sind immer wieder Badende zu sehen. Dabei macht das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Main (WSA) darauf aufmerksam, dass nach der Badeverordnung das Baden und Schwimmen in bestimmten Bereichen auf der ganzen Breite des Mains nicht erlaubt ist, insbesondere von 100 Meter oberhalb bis 100 Meter unterhalb von Brücken, Wehr- und Schleusenanlagen, einschließlich der Schleusenvorhäfen, Kraftwerksanlagen und Hafeneinfahrten.
Grund für dieses Verbot sind die Strömung und starke Wellen, die durch Schiffe, Schleusen und Brücken zustande kommen. „Da bringt es auch nichts, wenn man sagt, man hat ein Seepferdle und geht dann im Main oder am Baggersee baden. Das muss man erst mal können“, erklärt der Vorsitzende der Wasserwacht Dettelbach, Harald Wanner.
Sog zieht Kindern die Füße weg
Doch nicht nur im Wasser ist es gefährlich, sondern auch beim Hineingehen, besonders an flachen Buchten, weil dort die Sogkraft sehr stark ist. „Da reicht es schon, wenn ein Kind am Rand der Bucht steht und es kommt ein großes Kreuzfahrt- oder Frachtschiff vorbei. Der Sog zieht dem Kind die Füße weg“, erklärt Wanner. Kinder sollte man also nie alleine an einer kleinen Bucht baden lassen, auch wenn es nicht tief ist. Besonders gefährlich sind Sandbänke durch den Sog der Schiffe: „Der Sog am Anfang – das ist Wahnsinn, wenn man an so einer Sandbank steht und dann auf einmal das Wasser weggeht, wenn große Schiffe kommen“. Die Schiffsschrauben ziehen das Wasser aus der Bucht und drücken es hinter dem Schiff verstärkt in die Bucht zurück, erklärt das WSA das Phänomen. Buchten und Liegewiesen, die Badende nutzen, gibt es im Landkreis in Nordheim, Volkach, Albertshofen, Marktsteft, Sulzfeld, Marktbreit, Segnitz und Kitzingen, Richtung Mainstockheim.
An manchen Stellen ist es nicht nur gefährlich, ins Wasser zu gehen und dort zu baden, sondern sogar verboten. Von Brücken zu springen ist zum Beispiel nicht erlaubt. In direkter Nähe zu Fähren ist das Schwimmen ebenfalls verboten, so Wanner. Auch wenn man mit Kajaks oder Luftmatratzen auf dem Main unterwegs sei, stelle vor allem die Fähre in Nordheim eine große Gefahr dar, denn diese fährt an einem Seil, das im Wasser hängt und das sehr schlecht zu erkennen ist. „Wenn man dort dann mit dem Kajak oder als Schwimmer hingerät, wird es sehr schwierig“, erklärt der Vorsitzende der Dettelbacher Wasserwacht, der zudem Einsatzleiter Wasserrettung im Landkreis ist.
„Dieses Jahr baden besonders viele Leute im Main“, hat Wanner beobachtet. Gerade durch die Pandemie seien die Menschen mehr in der Natur und auch am und im Wasser unterwegs. Viele verlegen dieses Jahr den Urlaub auch in die Heimat, sodass der Main noch mehr frequentiert wird als sonst. Und durch den Trend zum SUP-Board Fahren habe der Main in den letzten Jahren sowieso schon mehr Gäste bekommen: „Da hat sich das schon mehr auf den Main und an den Baggersee verlagert.“ Glücklicherweise habe sich die Zahl der Einsätze im Raum Dettelbach und auch im gesamten Landkreis Kitzingen dadurch bislang nicht erhöht.
Mehr Keime nach Starkregen
Auch wenn viele dort baden: die Bundeswasserstraße Main ist kein ausgewiesenes Badegewässer. Jeder, der im Main schwimmen gehe, tue dies auf eigenes Risiko, so das Wasser- und Schifffahrtsamt. Zudem sollte jedem bewusst sein, dass das Wasser des Mains im Sommer in lange anhaltenden Trockenzeiten beziehungsweise bei sehr geringen Abflüssen, wenn das Wasser dann auch besonders warm ist, zu zirka einem Viertel aus gereinigtem Abwasser bestehen könne. „Die Kläranlagen in Bayern besitzen mit wenigen Ausnahmen keine gezielte Desinfektionsstufe. Das bedeutet, dass in den Kläranlagen die Belastung mit (Krankheits-)Keimen zwar reduziert wird, aber kein hygienisch einwandfreies Abwasser in die Gewässer eingeleitet wird“, erklärt der Behördenleiter des Wasserwirtschaftsamts Aschaffenburg, Friedrich Altmann. Aber auch ohne Einleitungen von gereinigtem Abwasser seien in Gewässern immer Keime anzutreffen. Daher sei generell mit Krankheitserregern im Main oder auch anderen Gewässern zu rechnen, auch wenn die allermeisten Menschen bei Kontakt mit Mainwasser in der Regel nicht erkranken.
In Zeiten von Hochwasser ist besondere Vorsicht geboten. Dann könne nämlich ungereinigtes Abwasser in die Gewässer gelangen, da dann die Abwasserreinigung nur teilweise möglich sei, so der Leiter. Die Keimbelastung im Main ist also nach starken Niederschlägen besonders hoch. Grund dafür ist, dass Kläranlagen im Regenwetterfall nur auf eine maximale Zulaufmenge ausgelegt werden. Läuft mehr Wasser zu, darf dieser maximale Zulauf zur Kläranlage nicht überschritten werden, um eine Schädigung der Anlage durch Überlastung zu verhindern. „Deshalb sind die Kanalnetze mit sogenannten Regenüberläufen, Stauraumkanälen, Regenüberlaufbecken und Regenrückhaltebecken ausgestattet“, so Altmann. Zunächst werden bei starken Niederschlägen diese Becken gefüllt. Übersteigt die Wassermenge deren Speicherkapazität, kommt es zu sogenannten „Entlastungen“. Das bedeutet, dass zwar stark verdünntes, aber ungereinigtes Abwasser in die Gewässer „abgeschlagen“ wird. „Im Landkreis Kitzingen sind 190 Entlastungsanlagen erfasst, die bei Starkniederschlägen Mischwasser, also mit Regen verdünntes Abwasser, in die jeweiligen Vorfluter abgeben können“, erklärt das WSA. Im Kanalnetz, das zu der großen Kläranlage in Kitzingen führt, sind dem WSA 39 Entlastungsanlagen bekannt.