Bald laufen hier 28 kleine Kinderfüße: Die Erweiterung des evangelischen Kindergartens in Mainbernheim um eine zweite Kinderkrippe steht kurz vor dem Abschluss.
Architekt Markus Zeltner spricht von einem günstigen Verlauf der Bauarbeiten ohne Zwischenfälle. Seit dem Baubeginn Mitte Mai hat sich viel getan: Im Anschluss an das Foyer vor dem Mehrzweckraum wurde der rund 160 Quadratmeter große Anbau erstellt, Strom und Wasser gelegt. Fenster und Terrassentüren wurden zum Teil an anderer Stelle wieder verbaut.
Selbstsständigkeit ist wichtig
Drei Bereiche sind entstanden: ein Gruppenraum, ein separater Schlafraum und ein Sanitärbereich. Derzeit wird noch am Innenausbau gewerkelt. Ein Linoleumboden wurde bereits verlegt, einheitlich in allen Bereichen, auch in Mehrzweckraum und Foyer. Eine Küchenzeile ist eingebaut.
Im Sanitärbereich fehlen Einbauschränke, Waschbecken und auch ein WC für die Ein- bis Zweijährigen, das auf etwa zwanzig Zentimetern Höhe angebracht wird. Kindergartenleiterin Cordula Kraus sagt, dass die Kinder in der Krippe möglichst viel selbstständig machen dürfen. Und dazu gehört eben auch das„aufs Klo gehen“. Die letzten Arbeiten sind der Einbau der Zimmertüren und die Möblierung. Eine Bewegungslandschaft in einem Zimmereck ist ebenfalls geplant.
Firmen blieben im Zeitplan
Wie Bürgermeister Peter Kraus informiert, wollen die Handwerker bis Ende September fertig sein. Im Oktober können die ersten Kinder dann ihr neues Domizil beziehen. „Wir hatten Glück, dass sich die Firmen noch auf unser enges Zeitkonzept einstellen konnten“, freut sich Architekt Zeltner.
Im Außengelände entstehen auf dem seitlichen, schmalen Areal einzelne Spielräume: ein Spielhäuschen, eine Rutsche vom Hang runter, ein Sitzeck, ein Wasser- und Sandspielbereich und ein bündig im Boden verbautes Trampolin. Ein Spielbereich, auf dem die Kinder mit Laufrädern oder Bobbycars fahren können, schließt sich auf der Südseite vor dem Anbau an. Die „Großen“ ab drei Jahren ziehen mit ihrem Freigelände hinter die offene Halle.
Handwerker nahmen Rücksicht
Die Bauarbeiten liefen seit Mai bei laufendem Kindergartenbetrieb. Das hat wohl problemlos geklappt: „Die Handwerker haben sehr viel Rücksicht genommen und zum Beispiel während der Schlafenszeit keine lauten Arbeiten ausgeführt“, berichtet die Kindergartenleiterin. Nur der Mehrzweckraum konnte vorübergehend nicht wie sonst als Turnraum genutzt werden. Damit nicht 14 Kinder auf einmal in die neue Gruppe kommen, teilten die Erzieherinnen die bestehende Gruppe schon vorher. Die Neuen kommen bis Januar nach und nach dazu.
Träger des Kindergartens ist die evangelische Kirchengemeinde Mainbernheim, deren Eigenanteil am Bauvorhaben 100 000 Euro beträgt. Die Stadt gibt einen Investitionskostenzuschuss von 435 000 Euro und kann durch das Projekt der Kirchengemeinde auf einen eigenen Bau verzichten.
Viele Zuschüsse für Erweiterung
Für die Hauptnutzfläche bekommt die Stadt im Ausgleich selbst Fördergelder: rund 137 000 Euro Krippenförderung und 210 000 Euro nach dem Bayerischen Finanzausgleichsgesetz.
„Eine gute Betreuung ist uns auch als Stadt sehr wichtig“, meinte Bürgermeister Kraus. Neben der reinen Verpflichtung der Stadt, Betreuungseinrichtungen für Kinder bereitzustellen, sei dies auch ein wichtiges Argument, um Familien für Bauplätze im neuen Baugebiet „Langwasen“ zu interessieren.
Hintergrund Fast 80 Jahre lang betrieb der Diakonieverein Mainbernheim den Vorläufer des heutigen Kindergartens: zunächst ab 1899 mit anfangs 40 Kindern im Höhnschen Anwesen vor dem „Unteren Tor“, seit der Einweihung im Oktober 1901 in einem neu errichteten Gebäude am Holzgraben, dem heutigen evangelischen Gemeindehaus. 1907 wurde eine „Industrie-Schule“ angegliedert, in der Mädchen Handarbeiten und Nähen lernen konnten, 1956 ein Anbau eingeweiht. 1974 kam ein Saal für die vorschulische Erziehung dazu, eine Spielhalle im Jahr 1976. 1980 übernahm die evangelische Kirchengemeinde die Trägerschaft, die Kinder zogen in den jetzigen, dreigruppigen Kindergarten in der Rödelseer Straße um. 2010 wurde energetisch saniert und eine erste Kinderkrippe mit 14 Plätzen angebaut.