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Wenn die Engel weinen

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Wenn die Engel weinen

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    Ein weinender Engel, mit vor Trauer dunklen Augen, wurde in der Barockzeit in der großen Kitzinger Karfreitagsprozession mitgetragen.
    Ein weinender Engel, mit vor Trauer dunklen Augen, wurde in der Barockzeit in der großen Kitzinger Karfreitagsprozession mitgetragen. Foto: FOTO georg ruhsert

    Einen weinenden Engel – das hatte ich bis vor kurzem noch nicht gesehen. Die Himmelsboten, die ich bislang kannte, strahlten stets voller Jubel und Halleluja, egal ob sie am Christbaum hingen oder pausbäckig hinter Barockaltären vorlugten. Mächtige und richtende Engel, wie Michael mit dem Flammenschwert gibt es auch öfters. Aber einen weinenden Gottesboten? Ich hab einen trauernden Engel im Barockmuseum in Oberschwappach entdeckt. Er war früher ein Teil des „Heiligen Grabes“, das seit dem 17. Jahrhundert in der damals bestehenden großen Kitzinger Karfreitagsprozession mitgetragen wurde. Geschaffen hat ihn um 1770 der Holzschnitzer Johann Steuerwald aus Kitzingen. Die bewegten Gesichtszüge des Engels zeigen Trauer und Schmerz über den Tod Christi. Er sollte die Menschen, an denen die Prozession mit lebensgroßen Passionsszenen vorbeizog, dadurch zur Reue über die eigenen Sünden führen. Für mich steckt hinter diesem weinenden Engel aber noch eine tiefere Bedeutung. Die Engel sind in der Bibel nichts anderes als Boten, die an Stelle Gottes handeln. Gott selbst steht hier also am Grab seines gefolterten und ermordeten Sohnes und trauert. Weil Gott selbst das tiefste Leid durchlitten hat, kennt er unser Leid. An ihn kann ich mich in meiner Not wenden, er weiß von was ich rede. Der Engel weist gleichzeitig auch schon über den Karfreitag hinaus: Engel sind es, die den trauernden Jüngern die Osterbotschaft bringen „Jesus lebt! Gott hat ihn von den Toten auferweckt!“

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