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GROßLANGHEIM: Wenn die Glocken schweigen

GROßLANGHEIM

Wenn die Glocken schweigen

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    Mit der aufgehenden Sonne ziehen die Großlangheimer Leierkinder zum Karfreitagsratschen los.
    Mit der aufgehenden Sonne ziehen die Großlangheimer Leierkinder zum Karfreitagsratschen los. Foto: Foto: Karl Gattenlöhner

    Nach Mitte der heiligen Wochen zieh'n alle Glocken nach Rom, vom Glöcklein der Waldkapelle bis zur Riesenglocke im Dom“, beschreibt ein Vers die Karwoche. Es ist altes Brauchtum, dass am Karfreitag und Karsamstag keine Kirchenglocken läuten – um Jesu' Tod zu gedenken. Stattdessen ziehen die Ratschen- oder Leierkinder durch die Dörfer. Mit Sprüchen wie „Wir leiern, wir leiern den englischen Gruß, den jeder Christ beten muss“, oder „Die Glocken, die Glocken, die hängen in Ruh, drum singen wir Ministranten und leiern dazu“, rufen sie die Gläubigen zu Gebet und Gottesdienst.

    In Großlangheim übernehmen die Messdiener das Leiern. Schon am Montag wurde das Ortsgebiet in Einzelstrecken aufgeteilt, das Kleingruppen in den folgenden Tagen abgehen und beschallen werden. Oberministrantin Melina Krämer sorgt für einen reibungslosen Ablauf: „Wir sind circa 25 Leute, mal kann einer nicht, dann sind wir eben weniger.

    Dann teilen wir uns in vier Gruppen auf“, erklärt sie. „Die jüngsten sind in der vierten Klasse, also nach der Kommunion. Die Ältesten sind um die 17, aber wir haben momentan ein bisschen Mangel, deswegen fragen wir noch ältere, ehemalige Ministranten ob sie Lust haben.“

    Der Lärm hat laut Melina Krämer noch niemanden gestört. „Manchmal bekommen wir eine Beschwerde, dass man uns gar nicht gehört hat, und dabei haben sie extra auf uns gewartet. Aber nie bösartig.“ Und das, obwohl die Leierkinder früh unterwegs sind: Die erste Runde drehen sie am Karfreitag um sechs Uhr, es folgen Grüße um elf und zwölf Uhr, sowie vor Gottesdiensten.

    Die Ratschen organisieren sich die Ministranten selbst.
    Die Ratschen organisieren sich die Ministranten selbst. Foto: Foto: Karl Gattenlöhner

    Ihre Ausrüstung organisieren die Ministranten selbst: „Teilweise gehören die Leiern den Ministranten, teilweise sagen Ehemalige ihr könnt meine haben“, sagt Krämer. Für sie ist das Ratschen eine Herzensangelegenheit: „Ich bin seit der dritten Klasse Ministrantin und finde es selbst schön zu Leiern, die alte Tradition weiterzuführen. Ich wurde dann gefragt ob ich mich um die Organisation kümmern kann, und ja, warum nicht? Es macht mir Spaß, auch die Sache den Jüngeren zu erklären.“

    Für die meisten Leierkinder ist das Ratschen eben eine Tradition, die zu Ostern gehört. „Ohne Leiern ist Ostern eben nicht komplett“, sagt Sandra Helmer, eine der Ministrantinnen. Aber auch die Gemeinde kann einen Teil dazu beitragen, die Tradition lebendig zu halten: „Samstag um zwei gehen wir los, sammeln. Wir klingeln und bitten um eine Gabe, meistens Süßigkeiten und Geld. Die Süßigkeiten werden aufgeteilt, das Geld, je nachdem wieviel, gespendet oder für Gruppenausflüge verwendet“, erzählt Krämer. Die Ministranten beenden die Karwoche gemeinsam. „Zum Abschluss gibt es das Judasfeuer, am Karfreitag oder -samstag, je nach Wetter. Ein Lagerfeuer an dem wir dann Stockbrot oder Kartoffeln grillen.“

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