Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kitzingen
Icon Pfeil nach unten

REGION WÜRZBURG: Wenn die Himalaya-Lilie blüht

REGION WÜRZBURG

Wenn die Himalaya-Lilie blüht

    • |
    • |
    Ein roter Farbklecks im botanischen Rosengarten von Christine und Wolfram Mennel.
    Ein roter Farbklecks im botanischen Rosengarten von Christine und Wolfram Mennel.

    Sie ist fast drei Meter hoch und ihr Stamm hat einen Durchmesser von zehn Zentimetern. Fünf Jahre lang hat Rentner Wolfram Mennel seine Riesen-Lilie aus dem Himalaya groß gezogen. In diesen Tagen erlebt der Hobby-Gärtner aus Münsterschwarzach einen absoluten Glücksfall: Die Riesen-Himalaya-Lilie (Cardiocrinum giganteum) zeigt ihr paradiesisches Gesicht mit 18 wunderschönen weißen Trichterblüten mit purpurrotem Schlund. Für Mennel, der sich der Aufzucht exotischer Pflanzen in seinem Garten verschrieben hat, ist mit dem Aufblühen der Lilienknolle ein Wunschtraum in Erfüllung gegangen.

    Sein Erfolgsrezept

    Im Februar 2012 hatte er die Knolle aus dem Himalaya in einem Gartencenter erworben, sie gehegt und gepflegt. „Ich habe den Boden immer feucht gehalten und ihn mit Hornspänen gedüngt“, erläutert der 66-Jährige Details seines Erfolgsrezepts. Im östlichen Himalaya wächst die Riesen-Lilie in lichten feuchten Wäldern. Sie hat herzförmige Blätter, die sich zu einer Rosette formen. Einfach sei die Aufzucht nicht gewesen, vor allem im Winter nicht, erzählt Mennel. Damit seine Lieblingspflanzen nicht Väterchen Frost zum Opfer fallen, hat er ein „Kalthaus“ neben der Garage errichtet.

    In den kalten Monaten kann es beheizt werden. Um den Topf mit der Riesen-Lilie dort hinein und wieder heraus zu bekommen, war schon die Hilfe von Ehefrau Christine notwendig.

    500 verschiedene Exoten

    Zum Glück ist seine bessere Hälfte auch eine Pflanzenliebhaberin und unterstützt ihn im Garten. Sie liebt mehr die heimischen Pflanzen – im Mennelschen Garten ein großartiger Kontrast zu den exotischen Gästen. Und die gibt es rund um das Haus der Mennels reichlich: rund 500 verschiedene Exoten in 40 Jahren. Den mächtigen Flammenbaum begleitet ein putziger Zwerg-Judasbaum. Perückensträucher mit roten und grünen Blättern servieren einen bestechenden Kontrast zu gelbblühenden Magnolien, Gliederkakteen und Hamamelis.

    Im bis zu acht Meter hohen Bambuswald fühlt man sich wie im dichten unwegsamen Dschungel. Wüstenrosen, Säulenkirschen und Regenbogenbäume sind ebenso erfolgreich aufgegangen wie die rotblühende japanische Stamm-Azalee oder der im Juni blühende Kaktus „Cylindropuntia spinosior“.

    Ein weiterer Höhepunkt im „botanischen Privatgarten“ im Herzen von Münsterschwarzach ist eine Bromelie „Fascicularia bicolor“. „Es kann nicht mehr lange dauern, dann blüht sie“, freut sich Pflanzexperte Mennel schon auf die Blüte der aus Chile stammenden Schönheit.

    Eine Oase der Ruhe

    „Das wird eine farbliche Faszination“, prophezeit er. Seine grüne Oase strahlt Ruhe aus. Sie fasziniert den agilen Ruheständler, der einst Maurer gelernt und bis zur Rente als Montagearbeiter bei der Star (heute Bosch Rexroth) in Volkach gearbeitet hat. Wenn andere Menschen im Dorf noch schlafen, dann ist er bereits in seinem Garten aktiv, um seine Lieblinge mit gesammeltem Regenwasser zu versorgen. „Morgens ist die beste Zeit zum Gießen“, verrät er. Während er seine Pflanzen pflegt, lässt er selbst in seiner kleinen Naturoase die Seele baumeln. „Die Vögel zwitschern und die sauerstoffreiche Luft, das ist für mich jeden Tag wie Urlaub.“

    Während er so vor sich hin träumt, wird er regelmäßig von den Rufen der kleinen Mira geweckt. Mira ist ein Graupapagei mit leuchtend roten Schwanzfedern, 40 Jahre alt und stammt aus Afrika. Klar, dass der Freund exotischer Pflanzen auch ein exotisches Haustier hat. Seit Jahren sind Wolfram und Mira ein eingespieltes Team. „Mira erreicht bestimmt mein heutiges Alter“, sagt Naturfreund Mennel. Gut 25 weitere gemeinsame Jahre stehen den beiden noch bevor.

    Die Lilie stirbt nach der Blüte

    Kein weiteres Jahr wird es für die Riesen-Lilie geben. „Nach der Blüte geht die Himalaya-Lilie ein“, erklärt Mennel. Fünf Jahre Hege und Pflege nehmen dann ein jähes Ende. Dass er so viel Liebe und Zeit investiert hat, bereut er jedoch zu keiner Sekunde. Dass die Lilie nach fünf Jahren geblüht hat, gehört zu den schönsten Momenten in seinem Kleingärtnerleben.

    Eine weitere Knolle, die so groß ist wie ein Straußenei, will er nicht groß ziehen. Fünf Jahre waren halt doch eine lange Zeit, bis man über die Ziellinie kommt. Viele Pflanzenfreunde, die sich eine Himalaya-Lilie zugelegt haben, erreichen dieses Ziel nicht. Ob Rentner Mennel ohne Riesen-Lilie dann mehr Zeit bleibt für andere Hobbys, wie zum Beispiel das Fliegen von Drohnen, bleibt abzuwarten. Wer den Pflanzenliebhaber kennt, weiß, dass er sicherlich eine neue Herausforderung in der schier unendlichen exotischen Pflanzenwelt suchen wird. Christine und Mira werden ihn dabei sicherlich mental unterstützen.

    Die Redaktion stellt in loser Folge Seniorinnen und Senioren vor, die ihren Ruhestand genießen, sich aber nicht nur im Lehnstuhl zurücklehnen. Sie haben auch ein außergewöhnliches Hobby, haben im Alter noch das Studieren angefangen oder sind anderweitig engagiert? Melden Sie sich bei uns! Per E-Mail an red.kitzingen@mainpost.de oder redaktion.kitzingen@infranken.de

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden