Das geplante Wohnheim für bis zu 90 Flüchtlinge sorgt seit zwei Wochen für viel Diskussion in Volkach. Am Montagabend kamen rund 500 Menschen in die Mainschleifenhalle, um sich vom Bürgermeister, Fachleuten von der Regierung von Unterfranken, der Polizeiinspektion Kitzingen und dem Investor informieren zu lassen. Neun Zuhörerinnen und Zuhörer haben wir gefragt, was sie von den Plänen halten, was sie von dem Infoabend erwarteten – und wie sie ihn schließlich erlebt haben.
1. Thomas Kluß (64), Volkach: "Die meisten Fragen wurden beantwortet"

"Ich stehe dem Wohnheim neutral gegenüber und habe keine Bedenken. Die wichtigste Frage für mich ist, ob die Geflüchteten hier bleiben oder weitergeleitet werden. Und ob sie arbeiten dürfen und wie sie integriert werden sollen. Die meisten Fragen wurden beantwortet. Allerdings ist die Diskussion teilweise abgeglitten. Es ging ja eigentlich nur um den Bauantrag. Häufig wurde das Thema Kriminalität angesprochen. Meine Eltern sind 1945 aus Schlesien in den Westen geflüchtet und wurden genauso behandelt wie die Flüchtlinge heute. Es hat sich leider nichts geändert."
2. Angelika Rosenbauer (63), Volkach: "Ich suche seit zwei Jahren nach einer neuen Wohnung"

"Ich habe nichts gegen diese Unterkunft. Ich habe nur Angst, wenn die Flüchtlinge geballt sind. Das Fachliche, was man als Bürgerin wissen wollte, wurde gar nicht angesprochen. Zum Beispiel: Was passiert mit den Flüchtlingen, die sich gar nicht integrieren wollen? Werden sie dann abgeschoben? Und wie sollen sie konkret integriert werden? Ein anderes Beispiel ist das Thema Wohnraum. Ich suche seit zwei Jahren nach einer neuen Wohnung in Volkach. Werden die Migranten uns dann vorgezogen?"
3. Sebastian Kleinau (47), Volkach: "Der schweigenden Mehrheit ein Gesicht verleihen"

"Ich sehe die Notwendigkeit, Flüchtlinge im ganzen Land zu verteilen, um sie zu integrieren. Die Unterbringung von Menschenmassen in zentralen Unterkünften kann nicht sinnvoll sein. 90 Personen in Volkach halte ich für handhabbar und sehe auch den Nutzen. In der Innenstadt findet man so viele Schilder mit 'Hilfe gesucht'. Daher mein Appell: Lasst die Flüchtlinge arbeiten. Dann ist es eine Win-win-Situation für alle. Mir geht es heute Abend vor allem darum, da zu sein als Nicht-Gegner des Wohnheims, um der schweigenden Mehrheit ein Gesicht zu verleihen."
4. Gerda Döhler (68), Volkach: "Wir haben keine Wohnungen in Volkach"

"Die Flüchtlinge müssen nun mal verteilt werden und da kann Volkach nicht sagen 'Nein'. Ich bin nicht dafür, dass alle kommen und wir noch jede Menge zusätzlich zahlen für alle weiteren, die noch nachkommen. Aber das entscheidet die große Politik. Mich interessiert vor allem, welche Kosten auf Volkach zukommen. Volkach kriegt es ja nicht mal auf die Reihe, für uns Bürger geeignete Mietwohnungen zu realisieren. Ich frage mich nur, was passiert, wenn sich die Geflüchteten integriert haben und nach zwei Jahren eine eigene Wohnung suchen. Wir haben keine Wohnungen in Volkach. Dann müssen sie wieder woanders hin."
6. Martin Burger (52), Schwarzenau, Betreiber des Volkacher Weinstadl: "Der Standort ist völlig daneben"

"Ich halte vom jetzigen Plan des Wohnheims gar nichts, weil daneben eine Disco ist. Ich habe kein Problem mit Asylanten, aber der Standort ist völlig daneben. Ich würde sie lieber in der Stadt verteilen als geballt in einem Containerkomplex. Hier sehe ich die Problematik, weil sie sich so gar nicht integrieren können. Ich befürchte, dass das Vorhaben schon abgeschlossen ist und der Bürger erst danach informiert wird. Ich fand es nicht gut, dass die Fragestunde für die Bürger zeitlich begrenzt war. Eine wichtige Frage, die noch offen ist: Kann überhaupt noch jemand das Wohnheim verhindern? Und ebenfalls nicht beantwortet wurde: Hat der Investor bereits vor dem Kauf des Grundstücks gewusst, dass er von der Regierung die Zusage bekommt, dort ein Wohnheim bauen zu dürfen?"
6. Lucy Ebert (19), Viktoria Thaler (19), Marie (18) und Emilia (20) Rößner aus Ortsteilen von Volkach: "Warum sprechen die Frauen nicht für sich selbst?"

Viktoria Thaler: "Ich war ehrlich gesagt erschrocken, wie aufgeheizt die Stimmung war. Manche haben den jeweiligen Redner nicht mal ausreden lassen. Das ist respektlos."
Lucy Ebert: "Mich haben die 'Strohmänner' aufgeregt, die im Namen ihrer Nichten oder Töchter ihre Angst vor den Flüchtlingen ausgedrückt haben. Warum sprechen die Frauen nicht für sich selbst? Ich habe keine Angst vor Männern mit anderer Hautfarbe, sondern vor Männern allgemein, wenn ich allein unterwegs bin."

Marie Rößner: "Die Redner und Rednerinnen haben das gut gemacht. Sie waren sachlich und haben Fakten gebracht. Nur leider dringen diese bei manchen Menschen gar nicht mehr durch, weil sie schon so voreingenommen sind."
Emilia Rößner: "Ich finde es gut, dass die Stadt diese Veranstaltung angeboten hat. Schade, dass nur so wenige in unserem Alter gekommen sind."