Seit 10. September drücken die Schülerinnen und Schüler im Landkreis Kitzingen wieder die Schulbank. Viele von ihnen gehen direkt nach dem Unterricht in die Ganztagsbetreuung. Sie machen dort Hausaufgaben, lernen, essen gemeinsam und spielen. Dabei werden sie von ihren Betreuerinnen und Betreuern begleitet, die je nach Ganztagsmodell Lehrkräfte, ausgebildete Pädagoginnen oder Quereinsteiger sind.
Die Nachfrage nach Ganztagsbetreuung ist groß, da heutzutage oftmals beide Eltern berufstätig sind und es immer weniger Mehrgenerationenhäuser gibt, in denen auch die Großeltern wohnen und sich um die Kinder kümmern. Aus diesem Grund soll es ab 2026 stufenweise in ganz Deutschland einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz geben. Erst nur für Kinder der ersten Klasse, bis 2029 dann für alle Grundschüler.

Dabei stehen Kommunen und Schulen in Bayern verschiedene Angebote der Ganztagsbetreuung zur Verfügung, für die sie eine Förderung beim Freistaat beantragen können: die offene Ganztagsschule (OGS), die gebundene Ganztagsschule (GGS), der Hort, die Mittagsbetreuung und das Tagesheim, eine besondere Form der OGS.
Sie alle haben einen Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsauftrag, um die Kinder zu fördern und zu unterstützen und die Eltern zu entlasten. Doch es gibt zum Teil deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen, was Struktur, Flexibilität und Kosten angeht. In einer Artikelserie wollen wir diese näher beleuchten, indem wir jedes Betreuungsmodell anhand eines konkreten Beispiels aus dem Landkreis Kitzingen vorstellen. Den Start macht die offene Ganztagsschule (OGS) der Staatlichen Realschule Kitzingen.
Bei der OGS werden die Kinder an mindestens vier Wochentagen betreut
Die offene Ganztagsschule ist eine schulische Veranstaltung mit dem Ziel, Schüler zu betreuen und zu fördern. Verantwortlich ist die Schulleitung, die die Einrichtung bei der zuständigen öffentlichen Stelle beantragt. Die Betreuung muss an mindestens vier Tagen nach dem regulären Unterrichtsende bis 16 Uhr erfolgen. Die Anmeldung des Kindes ist freiwillig und verbindlich für ein Schuljahr, wobei die Buchungszeit mindestens zwei Tage umfassen muss. Grundsätzlich ist die OGS an allen Schultypen möglich und das Personal muss nicht pädagogisch ausgebildet sein.

Die OGS der Staatlichen Realschule Kitzingen arbeitet mit der Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration (gfi) als Träger zusammen. "Auf Basis unseres pädagogischen Konzepts unterstützen wir die Schüler bei der Erledigung der Hausaufgaben und bieten ihnen einen strukturierten Tagesablauf, eine ansprechende Freizeitgestaltung sowie eine abwechslungsreiche Verpflegung", erklärt OGS-Leiterin Jasmin Kreisel.

Sie und ihr Team zeigen den Kindern, wie man strukturiert arbeitet, geben ihnen unterschiedliche Lerntechniken an die Hand und stellen ihnen Lernmaterialien bereit. Dabei legen sie immer Wert darauf, dass sich die Schüler gegenseitig helfen. "Die Förderung der sozialen Kompetenzen ist ein wichtiger Punkt in der OGS", sagt Kreisel.
Um diese noch weiter zu fördern, veranstalten sie gemeinsam Feiern zu Weihnachten oder Fasching, besuchen regelmäßig die örtliche Bücherei oder das nahe gelegene Altenheim "Haus Mainblick" mit verschiedenen Aktionen (zum Beispiel gemeinsam Eis essen) und organisieren Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit der Umweltstation (Biberführung).
Die Kinder können in der OGS spielen, lesen oder basteln
Auch das Thema Bewegung ist der OGS in Kitzingen wichtig. So dürfen die Schüler das angrenzende Sportgelände nutzen oder sich an den unterschiedlichen Spielgeräten auf dem Pausenhof austoben. Und auch im Innenbereich mit altersgerechter Ausstattung können sie spielen, lesen oder basteln. Das Essen liefert ein externer Caterer, der Speiseplan wird in Zusammenarbeit mit Ernährungsfachkräften erstellt und orientiert sich an den Wünschen der Schülerinnen und Schüler.
An der OGS der Realschule Kitzingen werden derzeit 59 Kinder der Jahrgangsstufen fünf bis acht an vier Tagen bis 16 Uhr betreut. Eine Ferienbetreuung gibt es allerdings nicht, wobei es laut Kreisel bisher auch kaum Anfragen gab.

Als Nachteil der OGS sieht Kreisel das starre Betreuungssystem mit festem zeitlichen Rahmen. So seien keine flexiblen Abholzeiten möglich. Wenn ein Kind im Verein aktiv ist, könne aber ein Antrag gestellt werden, die OGS regelmäßig vorzeitig zu verlassen. Größter Vorteil der OGS – auch gegenüber Mittagsbetreuung, Hort und Tagesheim – ist nach ihrer Meinung, dass die Betreuung komplett kostenfrei ist und nur das Mittagessen zu zahlen ist.

"Dadurch haben alle unsere Schüler die Möglichkeit der Förderung und Betreuung unabhängig vom finanziellen Status der Eltern." Dank der größeren staatlichen Förderung stehe der OGS außerdem mehr Geld für Sachmittel zur Verfügung als anderen Modellen.
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