Wenn es in einem der vielen Baustellenbereiche auf der A3 mal wieder nur im Schritttempo vorangeht, hat man Zeit sich umzuschauen. Und sieht, dass es bei den Arbeiten flott vorangeht. Oft gibt es dabei auch Traktoren mit Anhänger zu beobachten, die Wasser auf die Baustelle karren. Wasserausfahrer als nettes Zubrot.
Und dann ist sie plötzlich da, die Frage: Wie viel Wasser verschlingt eigentlich ein solcher Autobahn-Neubau? Wie viele Liter werden pro Kilometer gebraucht? Und wofür? Kann ja nicht so schwer sein, das rauszubekommen. Wurde es dann aber doch. Von der langen Suche nach einer Antwort.
In Geiselwind ist der Autobahnausbau schon fast geschafft, vielleicht kann Bürgermeister Ernst Nickel weiterhelfen? "Wie viel Wasser die ARGE A3 braucht, entzieht sich meiner Kenntnis", lautet die Antwort. Bezogen werde das Wasser seines Wissens nach von allen an der Autobahn liegenden Gemeinden. Gegen Bezahlung, versteht sich.
Geben wir die "Wasser-Frage" ganz nach oben weiter. Vielleicht weiß ja das Verkehrsministerium in Berlin etwas? Die Antwort: "Bitte wenden Sie sich hierzu direkt an die zuständige Autobahn GmbH."
Das Umweltbundesamt ist bei der Wasser-Frage blank
Vorher noch ein Abstecher zum Umweltbundesamt. Könnte ja sein...nein, kann es nicht. "Leider haben unsere Fachleute keine Informationen hierzu. Sie empfehlen Ihnen jedoch, bei der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) nachzufragen."

Die Bundesanstalt für Straßenwesen, sie forscht, sammelt Zahlen, Daten, Fakten – dort weiß man sowas. Oder auch nicht. "Leider können wir Ihnen nicht direkt weiterhelfen. Die angefragten Berechnungen oder Erfahrungswerte gibt es bei uns leider nicht, aber versuchen Sie es doch mal bei der Autobahn GmbH." Dann gibt es noch den Hinweis, dass "wir nicht einmal sicher sind, ob Wasser im Leistungsverzeichnis getrennt aufgeführt wird oder ob es in den einzelnen Positionen eingepreist ist. Einen Versuch ist es aber bestimmt wert."
Die Antwort der Autobahn GmbH aus Nürnberg hilft wenig
Macht Mut. Also auf zur Autobahn GmbH des Bundes. Die Antwort aus Nürnberg, wo die Niederlassung Nordbayern ihren Sitz hat: ernüchternd. Es seien "leider keine pauschalen Aussagen möglich". Grund: "Der Verbrauch hängt von vielen verschiedenen Faktoren wie Wetter oder Bodengegebenheiten ab." Und der nächste Tipp für den nächsten Ansprechpartner: "Zuständigkeitshalber" wäre es gut, sich an die A3 Nordbayern GmbH & Co. KG zu wenden, also das Konsortium, das für den Bau zuständig ist.

Immerhin: In der schriftlichen Antwort der A3 Nordbayern GmbH & Co. KG wird das Wofür klar. "Das Wasser wird zum einen gebraucht, um die Staubentwicklung zu reduzieren. Zum anderen als Zugabe zu den Böden, die mit Bindemittel zu stabilisieren bzw. zu trocknen sind, um eine ausreichende Verdichtung zu erzielen." Wasser brauchen zudem die Kehrmaschinen und die Asphaltwalzen. Auch Beton kann nicht ohne Wasser hergestellt werden. Für die Dichtheitsprüfungen der Regenrückhaltebecken müssen diese ebenfalls mit Wasser gefüllt werden.

Nächste Frage: Woher kommt das Wasser? Die Antwort: "Zunächst wird versucht, Regenwasser zu verwenden. Dazu dienen die Regenrückhaltebecken als Speicherbecken. In Ausnahmefällen und für die Betonherstellung wird Wasser aus dem Netz zu entnommen." Und: "Wo Genehmigungen vorliegen, aus Gewässern Wasser zu entnehmen, wird auch diese Option gezogen."
Beim Ausbau der A3 gibt es bisher kein Wasserproblem
Auch nicht ganz uninteressant: Gibt es bei 55 Kilometern Autobahnbau womöglich hier und da Probleme, an Wasser zu kommen? Antwort: "Bislang nicht."
Jetzt aber, hier kommt das eigentliche Anliegen: Kann man sagen, wie viel Wassere pro Autobahnkilometer am Ende benötigt wird? Die alles entscheidende Frage nach dem Bedarf...führt zu dieser Antwort: "Hier kann keine Angabe gemacht werden." In diesem Zusammenhang würden "keine Erhebungen durchgeführt". Grund seien "zu viele Unwägbarkeiten, um eine genaue Aussage machen zu können".

Der XXL-Autobahnneubau durch eines der trockensten Gebiete in Deutschland wird ohne eine Angabe des Wasserverbrauchs in gut einem Jahr zu Ende gehen. Ein letzter, verzweifelter Versuch: "Hat die zunehmende Trockenheit Auswirkungen auf das Projekt?" Antwort: "Bislang nicht – und ist für den Rest der Bauzeit auch nicht zu erwarten."
Grundwasserstände werden von Seiten des Amts beobachtet
Gab es besondere Maßnahmen, weil Unterfranken besonders trocken ist? Siehe da, es gibt da tatsächlich was: ein Monitoring der Grundwasserstände. Eine allerletzte Anfrage also: Was hat es mit dem Monitoring auf sich? Die Antwort vom Wasserwirtschaftsamt aus Aschaffenburg: Es gibt Grundwassermessstellen, die bei der Größe der Baustelle vorgeschrieben sind.
Die Dokumentation erfasst den Anfangswert, danach werden die Messungen regelmäßig dokumentiert. Kommt es beim Bau zu Auffälligkeiten – etwa wenn ein Feuchtgebiet plötzlich trocken liegt –, könne im Falle eines Falles geprüft werden, was passiert und ob der Bauherr womöglich verantwortlich ist.
Immerhin eine Erkenntnis bei einem Thema, das ansonsten ämterübergreifend ohne Erkenntnisgewinn bleibt. Die Wasserfrage – sie bleibt, erstaunlicherweise, ungeklärt.