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Kitzingen: Wohnbebauung am Kitzinger Steigweg: So blicken die Schützen auf das Projekt

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Wohnbebauung am Kitzinger Steigweg: So blicken die Schützen auf das Projekt

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    Das Schützengelände am Steigweg in Kitzingen soll Platz für ein neues Wohngebiet machen (grün umrandete Fläche). Von der Baumfällung und Bebauung nicht betroffen sind das Biotop am Rande des Schützengeländes (blau) und die Obere Anlage (gelb/rot). Die Einzeichnung der Flächen stammt von der Bürgerinitiative B-Alternative, die sich für die derzeit diskutierte Bebauung mit Mehrfamilienhäusern ausspricht.
    Das Schützengelände am Steigweg in Kitzingen soll Platz für ein neues Wohngebiet machen (grün umrandete Fläche). Von der Baumfällung und Bebauung nicht betroffen sind das Biotop am Rande des Schützengeländes (blau) und die Obere Anlage (gelb/rot). Die Einzeichnung der Flächen stammt von der Bürgerinitiative B-Alternative, die sich für die derzeit diskutierte Bebauung mit Mehrfamilienhäusern ausspricht. Foto: B-Alternative

    Die Diskussion um die Bebauung des Kitzinger Schützengeländes am Steigweg hat bislang viele Fragen und Unklarheiten aufgeworfen. Nachdem sich bisher vor allem die Bürgerinitiative (BI) "Bauen im Einklang von Mensch und Natur" zu Wort gemeldet und einen Bürgerentscheid am Sonntag, 22. Mai, durchgesetzt hat, gehen nun die Schützen in die Offensive.

    In einem Gespräch mit der Redaktion erklären sie, wie es zum beabsichtigten Umzug gekommen ist und warum sie sich für ein neues Wohngebiet am Steigweg aussprechen. Schützenmeister Thomas Stöckl, Zweiter Schützenmeister Joachim Czulcio und Zweiter Schatzmeister Thomas Zehnder stehen dafür Rede und Antwort.

    Am Anfang ging es für die Königlich privilegierte Schützengesellschaft um die Frage, ob sie das in die Jahre gekommene Schützenhaus am Steigweg sanieren oder einen Neubau ins Auge fassen sollte. Lange galten beide Alternativen als machbar, bis neue Auflagen für die Lüftungs- und Heizungstechnik den Ausschlag für Neubaupläne gaben, wie Schützenmeister Thomas Stöckl erklärt.

    Den Schützenverein in die Zukunft führen

    Für die Schützen sei es aber nicht nur darum gegangen, ob Sanierung oder Neubau günstiger kommt, sondern auch, wohin sich die Schützengesellschaft entwickeln soll. Der 1408 gegründete Verein hat eine lange Tradition, sieht sich aber mit seinen aktuellen Möglichkeiten in einer Fortentwicklung behindert. Junge Schützen würden andere Erwartungen an einen solchen Sportverein stellen.

    Eine elektronische Schießanlage sei inzwischen ebenso Standard wie ein breiteres Angebot. Dazu zählt unter anderem das mittlerweile beliebte Bogenschießen. Um also künftig junge und neue Mitglieder gewinnen und halten zu können, haben sich die Schützen für einen Neubau entschieden, weil dort alles leichter zu verwirklichen sei als im Bestand. Das Ziel: "Möglichst viele Schützen und Vereine sollen die Anlage nutzen können", sagt der Schützenmeister. Getreu dem Vereinsmotto: "Dem Alten verbunden, dem Neuen aufgeschlossen sein."

    Über die Zukunftspläne der Kitzinger Schützengesellschaft sprachen (von links) Schützenmeister Thomas Stöckl, Zweiter Schatzmeister Thomas Zehnder und Zweiter Schützenmeister Joachim Czulczio.
    Über die Zukunftspläne der Kitzinger Schützengesellschaft sprachen (von links) Schützenmeister Thomas Stöckl, Zweiter Schatzmeister Thomas Zehnder und Zweiter Schützenmeister Joachim Czulczio. Foto: Andreas Brachs

    Den Weg zum ins Auge gefassten Eckgrundstück am Ende der Nordtangente, am Übergang in die Straße nach Großlangheim, haben die Schützen zusammen mit der Stadt Kitzingen lange vorbereitet. Immer wieder sei man mit Unterstützung der Stadtverwaltung auf die Suche nach passenden Grundstücken gegangen, bis man am neuen Standort gelandet war. "Das ist eine Fläche, die es so in Kitzingen nicht mehr gibt", sagt Stöckl. "Das Grundstück hat auf uns gewartet." Lang und schmal, wie es ist, sei es für die Schützen ideal. Der Verein will es von der Stadt in Erbpacht übernehmen.

    "Dem Alten verbunden, dem Neuen aufgeschlossen sein."

    Leitspruch der Kitzinger Schützengesellschaft

    An der Nordtangente glauben die Schützen, keine Anwohner zu stören und somit ohne Probleme ihrem Sport nachgehen zu können. Interessantes Detail: Die Schützengesellschaft hat der Stadt angeboten, im neuen Schützenhaus für weitere Vereine Räume zur zeitweisen Nutzung zur Verfügung zu stellen. Man wolle, erklärt Stöckl, damit einigen, wenn auch nicht allen Vereinen helfen, die über kurz oder lang das Bürgerzentrum in der Schrannenstraße verlassen müssen.

    Die Schützen, so sagt das Trio im Gespräch, würden ihr Haus nicht rund um die Uhr nutzen und könnten sich daher ihre Räume mit anderen Vereinen teilen. Das sei bereits in der Planung berücksichtigt. Stöckl zufolge wollen die Königlich Privilegierten damit zum Ausdruck bringen, dass sie keine elitäre Gruppe seien und außerdem der Stadtgesellschaft etwas zurückgeben wollten. Man sehe sich als ein Verein unter vielen. Auch werde man gern Anknüpfungspunkte zur Etwashäuser Kirchweih und Kontakt zur dortigen Burschenschaft suchen, um gemeinsam etwas zu veranstalten.

    Gelände-Verkauf am Steigweg finanziert den Neubau

    Damit die Schützen das Gelände kaufen und ihren Neubau finanzieren können, müssen sie allerdings ihr altes Areal am Steigweg verkaufen. Die Fläche dort ist etwa 16 000 Quadratmeter groß; auf dem neuen Platz bescheidet man sich mit rund 3800 Quadratmetern. "Völlig ausreichend", sagt Stöckl.

    Ihr Steigweg-Areal hatten die Schützen mehreren in Kitzingen einschlägig bekannten Bau- und Immobilien-Unternehmern angeboten, doch die winkten alle ab. Erst mit dem Projektentwickler Jürgen Wörz und seiner Firma J-Werk, die im Kitzinger Gewerbegebiet ConneKT beheimatet ist, fand sich ein Interessent. Anders als bisher möglich – das Schützengelände ist Mischgebiet – will die Stadt Kitzingen dort gern ein reines Wohngebiet verwirklicht wissen.

    Deshalb plant Wörz im Namen eines Kitzinger Investors, der bislang ungenannt bleiben möchte, mehrgeschossige Mehrfamilienhäuser. Genaue Pläne dazu hat Wörz noch nicht öffentlich vorgestellt; die Schützen und die Anwohner des Areals durften allerdings Einblick in erste Entwürfe nehmen.

    Doch schon kurz nach der Vorstellung der verdichteten Bauform regte sich Widerstand, vor allem einiger Nachbarn, der in die Gründung einer BI und in ein erfolgreiches Bürgerbegehren mündete. Die Folge: Die Kitzinger Wählerinnen und Wähler stimmen am 22. Mai in einem Bürgerentscheid über das Projekt ab.

    Klar ist, dass neue Häuser kommen werden, denn die lässt schon der alte Bebauungsplan zu. Die Frage ist, ob mehrgeschossige Gebäude mit deutlich über 100 Wohnungen erlaubt sein werden. Der Stadtrat hat sich dazu positioniert. Er sieht mangels eigener Flächen der Stadt dringenden Bedarf an neuem Wohnraum, wo immer das möglich ist. Und auch die Schützen sehen in einer verdichteten Bauweise einen Trend für die Zukunft. Die Zeiten, in denen auf freien Flächen vor allem großzügige Einfamilienhäuser entstanden, seien vorbei. Angesichts der Diskussionen um Flächenverbrauch komme man nicht um Mehrfamilienhäuser herum.

    Schützen: "Hochwertige Wohnungen geplant"

    Auch wenn bisher die Details zur Bebauung fehlen, so lässt Thomas Zehnder doch immerhin verlauten, dass Projektentwickler Wörz an "hochwertige, aber bezahlbare Wohnungen denkt". Für den Zweiten Schatzmeister ist das Projekt eine Bereicherung für Kitzingen. Also ein Vorhaben, wie es andere Immobilienentwickler in der Stadt schon verwirklicht haben, zum Beispiel auf dem ehemaligen BayWa-Areal oder in den Brauhöfen in der Altstadt. Um einfache Sozialwohnungen gehe es an dieser Stelle jedenfalls nicht.

    Die Schützen erklären im Gespräch mit der Redaktion auch, dass der notarielle Kaufvertrag für ihr Gelände geschlossen wurde. Allerdings ist die Zahlung der Verkaufssumme an Bedingungen geknüpft. Kurz gesagt: Sollte der Bürgerentscheid die Verwirklichung eines Wohngebiets am Steigweg aufschieben, müssen sich auch die Schützen mit ihrem Neubau gedulden. Das ist für den Verein aus zwei Gründen bedenklich: Zum einen muss er sich schon jetzt mit einigen Provisorien im Altbau arrangieren und zum anderen steigen die ohnehin teuren Baupreise immer weiter.

    Die Schützen haben mit Trassierungsbändern die Fläche auf ihrem Gelände markiert, die für das neue Baugebiet gerodet werden müsste.
    Die Schützen haben mit Trassierungsbändern die Fläche auf ihrem Gelände markiert, die für das neue Baugebiet gerodet werden müsste. Foto: Barbara Herrmann

    So wie angesichts des Verkaufs die Interessenlage der Schützen klar ist, so kritisieren sie die Vorgehensweise der BI. Nach Meinung der Schützen ist es völlig legitim, dass Bürger und Nachbarn sich zu Wort meldeten und ihre Interessen verfolgten. Aber die Schützen stören sich daran, dass die BI ihrer Ansicht nach nicht alle Fakten auf den Tisch legt. So sei zum Beispiel festgelegt, dass von einer Baumrodung und einer Bebauung die Obere Anlage ausgenommen sei. Außerdem würden kartierte Biotope bestehen bleiben.

    Von der BI in Umlauf gebrachte Foto-Simulationen würden viel zu hohe Gebäude zeigen. Insgesamt werde mit einer "Grauzone" von Behauptungen Stimmung gegen Investor, Projektentwickler, Schützen und Stadtrat gemacht. Ein Verhalten, das die Schützen-Verantwortlichen weder als fair noch als gerecht bewerten. Doch der Verein will keinen Ärger, sondern lediglich eine faire Auseinandersetzung mit sachlicher Information für die Bevölkerung.

    Einen Schritt aufeinander zu sollte es übrigens an diesem Donnerstag gegeben haben. Die Beteiligten wollten bei einem Gespräch im Rathaus ausloten, ob es einen Kompromiss bei der Bebauung geben könnte. Projektentwickler Wörz hat dafür einen neuen Vorschlag ausgearbeitet.

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