Während der Corona-Pandemie boomte das Geschäft mit Wohnmobilen. Nun lässt die Nachfrage nach. Ein Opfer der aktuellen Lage ist das Iphöfer "Camping Center Mainfranken", das im Juni vorläufige Insolvenz angemeldet hat. Lässt der Camper-Boom nun generell nach? Experte Klaus Büttner von Maincamp in Marktbreit verrät, wie die Lage in der Branche ist, ob Schnäppchen zu machen sind und worauf man jetzt beim Kauf eines gebrauchten Wohnmobils achten sollte.
Ist der Wohnmobil-Boom hierzulande vorbei?

"Was Verkaufszahlen und Neuzulassungen angeht, ist der Wohnmobil-Boom tatsächlich erst einmal vorbei", sagt Klaus Büttner. "Das bedeutet aber nicht, dass Camping als Urlaubsform an Beliebtheit verloren hat. Im Gegenteil, Camping ist weiterhin sehr angesagt." Der Unterfranke ist Geschäftsführer des Maincamp Markbreit und Geschäftsführer von "Frankana Freiko" in Gollhofen. Die Firma ist der führende Großhändler für Camping- und Freizeitbedarf in Europa und beliefert über 3000 Fachhändler weltweit.

Büttner weiß: "Viele Kunden haben sich während der Pandemie Wohnmobile angeschafft und nutzen diese jetzt verstärkt." Die Statistik gibt ihm recht. Laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg hat sich die Zahl der Wohnmobile in Deutschland seit 2017 verdoppelt. Zu Jahresbeginn waren knapp 908.000 Campingfahrzeuge zugelassen. Hinzu kommen noch über 600.000 zugelassene Wohnwagen.
Sind die Corona-Neueinsteiger Camping-Fans geblieben, oder springen sie jetzt wieder ab?

"Während der Pandemie kamen viele Tausend neue Kunden dazu, weil Camping eine sehr sichere Urlaubsform ist", erklärt Klaus Büttner. In der Branche wurde befürchtet, dass viele dieser Anfänger nach Corona wieder abspringen würden, aber das ist nicht der Fall. "Nur etwa 25 Prozent der Neueinsteiger haben das Camping wieder aufgegeben, während rund 75 Prozent dabei bleiben", so der Experte.

Das bestätigen die Zahlen. Laut Statistischem Bundesamt haben im Jahr 2023 so viele Menschen wie noch nie auf Campingplätzen in Deutschland übernachtet: rund 42,3 Millionen. Das waren 18,2 Prozent mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019 (35,8 Millionen).
Welche Trends gibt es beim Camping?

Vor allem immer mehr junge Leute interessieren sich für Camping und starten oft mit einfachen Mitteln wie einem Zelt oder einem umgebauten Auto. "Dachzelte sind darum sehr im Trend", sagt der Experte. Später steigt ein Großteil der Anfänger dann auf einen VAN oder ein Reisemobil um. "Bei den Campingmöbeln geht die Entwicklung hin zu hochwertigeren Produkten. Viele Neueinsteiger tauschen ihre günstigen Anschaffungen jetzt gegen Qualitätsprodukte aus." Zudem gibt es einen Boom bei chemiefreien Trenntoiletten und immer mehr Technik wie WLAN und Multimedia in den Reisemobilen.
Kann man zurzeit gute Wohnmobil-Schnäppchen machen?

"Der Markt ist momentan gesättigt. Daher gibt es spezielle Angebote und wirklich gute Preise, diese sind dann aber auch nicht mehr weiter verhandelbar", verrät Klaus Büttner. Gebrauchte Wohnmobile seien ebenfalls wieder ausreichend verfügbar, wenn auch schnell verkauft. "Die Nachfrage nach gebrauchten Fahrzeugen bleibt jedoch ungebrochen hoch, da sie günstiger sind als Neufahrzeuge, die durch die Inflation teurer geworden sind."

Was sollte man beim Kauf eines gebrauchten Wohnmobils beachten?

"Gebrauchte Camper sind immer noch relativ teuer", sagt der ADAC. Bei einem jungen gebrauchten Wohnmobil spare der Käufer in der Regel nicht viel Geld, weil Wohnmobile insgesamt sehr wertstabil sind. Der Verkehrsclub rät, Camper vor dem Kauf unbedingt auf Feuchtigkeit zu untersuchen. Das sieht Experte Büttner genauso. "Wichtig ist, dass das Fahrzeug keine Schäden hat und dicht ist. Der Boden sollte stabil sein und die Dichtungen in Ordnung." Nach dem Kauf empfiehlt er, die Matratzen aus hygienischen Gründen zu erneuern und ein "Fresh-Up-Set" für die Toilette zu kaufen.
Wird es immer schwieriger, einen Platz zum Campen zu finden?

Laut ADAC gibt es in Deutschland etwas mehr als 3000 Campingplätze. Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt nur einen leichten Anstieg von 2835 Plätzen im Jahr 2012 auf 3097 im Jahr 2021, obwohl es immer mehr Camping-Fans gibt. Klaus Büttner empfiehlt darum Familien mit Kindern, unbedingt im Voraus zu buchen, besonders in den Sommerferien. "Wer flexibel ist und zu zweit reist, findet dagegen eigentlich immer einen Platz. Es gibt auch gute Buchungssysteme und Apps, die freie Plätze anzeigen", so der Geschäftsführer.
Welche Camping-Reiseziele sind aktuell besonders beliebt?

Die meisten Camper bleiben in Deutschland. Das Lieblingsziel ist die schleswig-holsteinische Ostsee mit knapp 3,5 Millionen Übernachtungen im Jahr 2023. Dahinter folgen laut Statistischem Bundesamt die niedersächsische Nordseeküste (2,6 Millionen Übernachtungen) und das Allgäu (1,9 Millionen). Die Preise für einen Wohnmobilstellplatz sind im Jahr 2023 um neun Prozent gegenüber 2022 gestiegen.

"Im Ausland werden, auch aufgrund des kühleren Klimas, die skandinavischen Länder, zumindest bei unseren Kunden, immer beliebter", sagt Klaus Büttner. Für alle, die es vorrangig ans Mittelmeer zieht, hat der Experte noch einen Tipp: "Für dieses Reiseziel würde ich unbedingt einen Camper mit Klimaanlage wählen, denn durch den Klimawandel kann es im Hochsommer dort im Wohnmobil unangenehm warm werden."