Bei der Rosenmontagssitzung wird in Kitzingen mit Barbara Stamm das neue Schlappmaul durch die Kitzinger Narren gekürt. Ihr Vorgänger Wolfgang Bosbach wird die Laudatio halten. Dazu Fragen an den CDU-Politiker.
Frage: Wo genau hat der Kitzinger Schlappmaulorden bei Ihnen ein Plätzchen bekommen?
Wolfgang Bosbach: Zu Hause in meinem Büro. Es ist geradezu erfrischend, zwischen allen Fachbüchern und Akten nicht nur an die Arbeit, sondern auch an die schönen Dinge des Lebens erinnert zu werden.
Wie viele Faschingsorden haben Sie insgesamt schon bekommen?
Bosbach: Ach du liebe Güte! Ich bin seit über 40 Jahren karnevalistisch unterwegs – zwischen 30 und 40 Orden pro Session sind es bestimmt, also knapp 1500.
Mross trifft Winnetou
Wenn ich ein Jahr zurückdenke an die Ehrung in Kitzingen . . .
Bosbach: . . . erinnere ich mich an ein begeisterungsfähiges Publikum, einen richtig guten Präsidenten und einen musizierenden Indianer, eine Mischung aus Winnetou und Stefan Mross. Der war richtig gut. Hut ab!
Ihre Nachfolgerin wird Barbara Stamm – wie finden Sie das?
Bosbach: Großartig. Sie ist handfest, geländegängig und hat Humor.
Haben Sie sich schon Gedanken wegen der Laudation gemacht?
Bosbach: Nö. Damit fange ich am Tag vorher an. Frühestens. Sonst vergesse ich das ja alles wieder. Bin nicht mehr der Jüngste . . .
Freuen Sie sich schon auf Rosenmontag in Kitzingen?
Bosbach: Ich sage es mal so: Natürlich ist das viel toller, als im Kölner Rosenmontagszug mitzufahren. Aber zweimal in Köln zu fehlen, geht eigentlich gar nicht.
Herzzerreißende Lieder
Was ist anders am fränkischen Fasching?
Bosbach: Der Kölner Karneval lebt heute überwiegend von der Musik. Wir haben tolle Bands mit herzzerreißend schönen Liedern. Die Reimrede ist bei uns fast ausgestorben.
Es gibt ein Leben nach der Politik – wie sieht Ihres aus?
Bosbach: Im Moment genau so, wie vorher auch. Einziger Unterschied: heute beginnt jede Mail mit: Jetzt, wo sie mehr Zeit haben, könnten sie doch mal . . .
Wie schwer fällt es, nicht mehr im Bundestag zu sitzen?
Bosbach: Der Abschied ist mir nicht leichtgefallen, aber wenn ich mir jetzt die quälend langen Verhandlungen betrachte, bin ich nicht traurig, dass ich nicht dabei sein muss. Ich frage mich allerdings: Warum ist der Plenarsaal immer so leer?
Die GroKo wird wohl kommen
Ihr Tipp: Wie gehen die Koalitionsverhandlungen in Berlin aus und wann gibt es eine neue Regierung?
Bosbach: Die GroKo wird wohl kommen. Da bin ich ganz sicher. Ich habe auch ganz sicher gewusst, dass der Brexit nicht kommt und Trump nicht Präsident wird. Vor Ostern werden die wohl fertig sein. In jeder Hinsicht.
Was wünschen Sie der neuen Regierung?
Bosbach: Dass deren Amtszeit glatter und erfolgreicher verläuft als der doch sehr rumpelige Start.
Warum werden Sie auch in Zukunft ein 'Schlappmaul' bleiben?
Bosbach: Weil ich nicht in die Politik gegangen bin, um zu Schweigen – sondern um für meine Überzeugungen zu werben.
Wie geht es Ihnen gesundheitlich?
Bosbach: So la-la. Aber der Karneval hat mehr therapeutische Wirkung als alle Pillen zusammen.