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VOLKACH: Würzburger Professor auf Vogelsburg-Forschungsreise

VOLKACH

Würzburger Professor auf Vogelsburg-Forschungsreise

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    Helmut Flachenecker, Professor für Fränkische Landesgeschichte an der Universität Würzburg, hat sich auf die Suche gemacht. Wären nicht irgendwo Hinweise auf die verschwundene Madonna zu finden? Ist vielleicht irgendwo eine historische Quellen übersehen worden? Seit 200 Jahren gilt das Bildnis einer Madonna aus der Kirche Mariä Schutz der Vogelsburg verschollen.

    Flachenecker hat bei der Nachforschung eine ganze Menge über die Madonna und noch viel mehr über die Geschichte der Vogelsburg ans Licht befördert. So entdeckte er unter anderem, dass das Gründungsdatum der Niederlassung des Ordens der Karmeliter umstritten ist und „wegen der zögerlichen Anerkennung des Gesamtordens eventuell erst 1288“ erfolgte. Bislang galt, dass Graf Hermann II. von Castell im Jahr 1282 die Vogelsburg an den Karmelitenorden übergeben hatte. 1292 waren die Klosterprivilegien durch Bischof Manegold bestätigt worden.

    Die Karmeliten hatten zunächst vom Betteln gelebt. Aus den Bezirken erbettelten sie neben Wein, Fleisch und Eiern auch Geld. Die einzelnen Ordensniederlassungen grenzten ihre Bezirke streng voneinander ab, der wirtschaftliche Hauptbesitz der Vogelsburg basierte auf zahlreichen Weinbergen.

    Im Bauernkrieg 1525 zerstörten die Escherndorfer das Kloster. Für den Wiederaufbau lieh Graf Wolfgang von Castell den Mönchen 82 rheinische Gulden, das Kloster musste seine silbernen und vergoldeten liturgischen Geräte verpfänden. Letztlich konnten die Karmeliten das Kloster nicht halten. Die Besitzungen wurden dem Würzburger Karmel eingegliedert.

    Die Vogelsburg war auch ein Ort für Wallfahrten und Prozessionen. Denn es soll sich dort, ursprünglich in der Kirche, ein spätgotisches Madonnenrelief befunden haben. Laut Flachenecker ist in einem Führer zum Würzburger Käppele von 1881 das Madonnenrelief beschrieben, doch es gibt lediglich einen Hinweis auf dessen Herkunft aus dem Domkreuzgang, nicht auf die Vogelsburg.

    Und eine Zeitung berichtete 1797 von einem „heimlichen und nächtlichen Transfer der Marienstatue vom Domkreuzgang in die Gnadenkapelle – und von der Freude der Kapuziner, das gläubige Volk noch mehr mit Wundergeschichten verwirren zu können“.

    Hinweise, dass es sich um die Madonna aus der Vogelsburg handelte, fehlten. Auch ein Blick in die Bände zu den Kunstdenkmälern in Bayern oder in die Castellsche Chronik von 1605 half dem Historiker nicht.

    Immerhin, für das 18. Jahrhundert ist eine Osterprozession mit Erwerb von Osterfladen belegt. Laut einer mündlich überlieferten Tradition zogen um 1700 zu Palmsonntag und Ostern Jugendliche aus Escherndorf zum Kloster, wo ein Osterfladen gebacken wurde – „mindestens so groß wie ein Pflugrad“. Die notwendigen Eier hatten die Mönche in Escherndorf am Gründonnerstag erbettelt.

    Am zweiten Osterfeiertag wurde der Fladen mittags auf den Hauptaltar der Klosterkirche gelegt. Die Jugendlichen beteten einen Rosenkranz, die Junggesellen trugen den Fladen ins Tal. In der Escherndorfer Kirche reichte der Pfarrer ihn dann kleingeschnitten den jungen Frauen und Männern. „Vielleicht ein vorchristlicher Fruchtbarkeitsritus, der in der Kirche weitergeführt wurde“, sagt Flachenecker.

    Übrigens: Auch wenn noch nicht nachgewiesen ist, dass an der Fassade der Klosterkirche Mariä Schutz einst tatsächlich eine Madonna stand, so ist dort doch ein Platz freigehalten worden – falls sie dann doch mal wieder zurückkehren sollte.

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