Eine weitere Kirche hätte auf der brachliegenden Fläche mitten im östlichen Volkach eigentlich gebaut werden sollen, so der ursprüngliche Plan. Doch an Kirchen herrscht heute selten Platzmangel – im Gegenteil. Oder wie es Volkachs Bürgermeister Heiko Bäuerlein (CSU) am Montagabend in der Stadtratssitzung ausdrückte: "Wir haben in Volkach jetzt weniger Bedarf an Kirchen als an Wohnraum." Wie dringend dieser benötigt werde, verdeutlichte Bäuerlein mit dem Hinweis, dass er sogar am Sonntagabend nach 21 Uhr einen Anruf bekommen habe, wann die neue Wohnanlage denn fertig sei.

Bis die ersten Mieter dort einziehen können, wird es allerdings noch mindestens ein Jahr dauern – bestenfalls. Doch 25 Zuhörerinnen und Zuhörer interessierten sich in der Mainschleifenhalle bereits jetzt für die beiden Wohnblöcke, die die SBW Bau auf dem knapp 3000 Quadratmeter großen Grundstück zwischen Rimbacher und Eichfelder Straße und Ringstraße bauen will. Ihnen und dem Stadtrat erklärte Alexander Krebs, Geschäftsführer der Bauträger- und Verwaltungs-GmbH, dass die SBW Bau eine Schwester des kirchlichen Wohnungsunternehmens St.-Bruno-Werk in Würzburg sei.
Damit war die Verbindung zur Kirchenstiftung Volkach hergestellt, der die Fläche gehört, auf der das sogenannte Wohnen am Grünen Atrium entstehen soll. Geplant sind dort zwei vierstöckige Gebäude mit Platz für 32 Wohnungen plus Tiefgarage. Ewald Wolpert von der SBW Bau sprach in seinem Vortrag von dem Ziel, "attraktiven Wohnraum in nachhaltiger Bauweise" zu schaffen.
Alle Wohnungen mit Balkon oder Terrasse
Konkret heißt das: Die Wohnungen sollen 40 bis 80 Quadratmeter haben, 100 Quadratmeter nur die Penthouse-Wohnungen, weitgehend barrierefrei sein und mit dem Aufzug erreichbar; das Energiekonzept beinhaltet die Bauweise im KfW-55-Standard, Photovoltaikanlagen, ein Blockheizkraftwerk und Luft-Wasser-Wärmepumpen. Alle Wohnungen werden Balkon oder Terrasse haben und Ladesäulen für E-Autos und E-Bikes sind vorgesehen. Zudem gibt es 50 Stellplätze, davon 34 in der Tiefgarage.

Weniger konkret blieb Wolpert jedoch bei der Frage nach Sozialwohnungen, auf die während der späteren Diskussion mehrere Stadtratsmitglieder zu sprechen kamen. Geplant sei ein "Sozialwohnungsbau ohne Bürokratie", sagte Wolpert. Will heißen: Dort werden eben keine staatlich geförderten Sozialwohnungen entstehen, deren Mieten gedeckelt sind und deren Vergabe strengen Kriterien unterliegt.

Die Entscheidung dagegen begründete er unter anderem mit den hohen Investitionskosten der Tiefgarage, die dem Stadtrat aber wegen der Stellplätze wichtig sei. Ein weiterer Aspekt, sagte Wolpert auf Nachfrage dieser Redaktion, seien die bislang fehlenden Stromleitungen auf dem Grundstück. Darum habe man sich für eine Trafostation auf der Fläche entschieden, die den Preis weiter in die Höhe treibe und einen Sozialbau erschwere.
Wohnangebot für sozial Schwächere
Der für das Projekt zuständige SBW-Mitarbeiter versprach aber auch ein soziales Wohnangebot, weswegen der kleinere der beiden Wohnblöcke in preisgünstiger Bauweise entstehe. Zudem erhalte die Kirchenstiftung darin drei bis vier Wohnungen, die sie gezielt unter caritativen Gesichtspunkten zur Verfügung stelle. Wie viele genau und in welcher Größe sei aber noch offen.

Zudem erfuhren die Stadtratsmitglieder auf Nachfrage Elmar Datzers (Bürgerliste), dass die SBW "in erster Linie beabsichtige, die Wohnungen zu veräußern", wie Wolpert erklärte. Wie sich die Mieten dort dann entwickeln "bleibe der Nachfrage überlassen". Nicht nur darum bezweifelte Moritz Hornung (Grüne), dass eine Vermietungsquote von 30 Prozent für finanziell schwächer Gestellte erreicht werde.
Nachbarn können Einwände äußern
Da für dieses Grundstück bislang nur ein Flächennutzungsplan existiert, soll es nun möglichst zügig weitergehen mit der Erstellung eines Bebauungsplans. Dazu gehört standardmäßig die öffentliche Auslegung und die Kommunikation mit den Nachbarn. Einige von ihnen waren bereits in der Stadtratssitzung und schüttelten angesichts der Dimension der beiden Wohnblocks die Köpfe. 14,5 Meter hoch sollen die Gebäude werden und damit über drei Meter höher als die Firsthöhen der umliegenden Häuser. Das Kleinere hat eine Fläche von 12 mal 30 Metern, das Größere soll 14 mal 45 Meter in der Fläche werden.
Der Reaktion der Stadtratsmitglieder insgesamt fiel aber sehr positiv aus: Viel Wohnraum bei minimaler Flächenversiegelung und das alles mitten im Ort, lautete der Tenor. Bei einer "optimalen Entwicklung", so Ewald Wolpert, könne bereits im Sommer 2022 der Spatenstich für das "Wohnen am grünen Atrium" erfolgen.