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Dornheim: Gedenktag an die Reichspogromnacht: Zwei Koffer als bleibende Erinnerung

Dornheim

Gedenktag an die Reichspogromnacht: Zwei Koffer als bleibende Erinnerung

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    In einer kleinen Gedenkstunde erinnerten (von links) Stadtarchivarin Susanne Kornacker und Bürgermeister Dieter Lenzer, Künstler Sascha Fidyka, Schülerinnen und Schüler, Lehrerin Nina Sahlmüller, Pfarrer Sans Schlumberger und Landrat Robert Finster an die Pogromnacht von 1938 und ihre Folgen.
    In einer kleinen Gedenkstunde erinnerten (von links) Stadtarchivarin Susanne Kornacker und Bürgermeister Dieter Lenzer, Künstler Sascha Fidyka, Schülerinnen und Schüler, Lehrerin Nina Sahlmüller, Pfarrer Sans Schlumberger und Landrat Robert Finster an die Pogromnacht von 1938 und ihre Folgen. Foto: Gerhard Bauer

    Die Stadt Iphofen nutzte den Gedenktag an die Reichspogromnacht vom 9. November 1938, um in ihren Stadtteilen je einen Koffer zu enthüllen, die im Schulunterricht in Zusammenarbeit mit dem DenkOrt-Projekt "Deportationen 1941-1944" in Würzburg entstanden sind. Die beiden Koffer waren bereits Ende September vor dem Würzburger Hauptbahnhof in das Gesamtprojekt integriert worden.

    Bürgermeister Dieter Lenzer erinnerte an die in den Gemeinden verschleppten und umgekommenen ehemaligen jüdischen Mitbürger, an die mit dem Projekt erinnert werde. Infolge der Pogromnacht seien Hunderttausende deportiert worden und umgekommen, Tausende Synagogen, Geschäfte und Friedhöfe wurden zerstört. Das sei der Auftakt einer systematischen Vertreibung der Juden in ganz Europa gewesen.

    Bürgerschaft soll für Toleranz und Rücksicht eintreten

    Daran sollen die beiden Koffer in Dornheim (neben der evangelischen Kirche) und in Nenzenheim (am Buswartehäuschen) erinnern. Solche Ereignisse dürften sich nie wiederholen, stattdessen solle die Bürgerschaft für Toleranz und Rücksicht eintreten. Stadtarchivarin Susanne Kornacker berichtete aus der Unterstützung des Projektes. Erinnern bedeute Wissen um die Vorgänge, allerdings fehlten viele Quellen vor allem vor Ort, was die Archivarbeit sehr aufwändig gestalte.

    Juden seien in Dornheim seit dem 15. Jahrhundert (Nenzenheim 17. Jahrhundert) nachgewiesen und durchgehend dokumentiert, zur Zeit der Naziherrschaft seien es in Dornheim 17 Personen (Nenzenheim: 33) gewesen. Auf den beiden Informationstafeln seien die Vorgänge nur sehr komprimiert darstellbar gewesen.

    Auch im Stadtteil Nenzenheim enthüllte Bürgermeister Dieter Lenzer den in einem Schulprojekt entstandenen Koffer.
    Auch im Stadtteil Nenzenheim enthüllte Bürgermeister Dieter Lenzer den in einem Schulprojekt entstandenen Koffer. Foto: Gerhard Bauer

    Landrat Robert Finster lobte die Initiative der Würzburger Stadträtin Benita Stolz, die das Projekt auf den Weg brachte. Mit dem Denkort werde eine schreckliche Zeit im ländlichen Bereich aufgearbeitet. Man müsse sich bewusst werden, dass ganz normale Bürger von eigentlich auch ganz normalen Bürgern in die Vernichtung getrieben wurden. Er warf die Frage auf, wo Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung begännen und rief dazu auf, für die Demokratie zu kämpfen.

    Ein grölender Mob am helllichten Tag

    Fachlehrerin Nina Sahlmüller berichtete, wie die Schüler der neunten  Technikklasse selbst Hand anlegten und so dazu beitrugen, Heimatgeschichte erlebbar zu machen. Begleitet und angeleitet vom Bildhauer und Künstler Sascha Fidyka seien die Koffer entstanden. Der Künstler schilderte, wie aus unbehauenem Stein die Koffer entstanden und würdigte die Beteiligung von der Stadt geförderten Projekt, das vom Stadtarchiv angestoßen und koordiniert wurde.

    Pfarrer Hans Schlumberger vom Verein ehemalige Synagoge Kitzingen berichtete von 21 einstmals blühenden jüdischen Gemeinden im Landkreis. 1938 sei ein grölender Mob schon am helllichten Tag gegen Juden vorgegangen. Aus Dornheim wurden drei Personen direkt deportiert, 20 weitere waren hier geboren oder aufgewachsen. Im Nachbarort Nenzenheim wurden vier Personen abgeholt, 33 waren hier geboren. Schlumberger verlas ihre Namen und familiären Verbindungen, Archivarin Kornacker schloss die Gedenkstunden mit einem Psalm in hebräischer und deutscher Sprache.

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