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Wintergemüse: Jetzt wird gepflanzt

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Wintergemüse: Jetzt wird gepflanzt

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    In den Wintermonaten gönnen sich die meisten Hobbygärtner eine Auszeit. Ganz anders Wolfgang Palme, der seit vielen Jahren auch im Winter Gemüse anbaut. Er kennt 77 Gemüsearten, die sich auch von Oktober bis März prima im Freien oder unter einfachen Schutzvorrichtungen anbauen lassen. Bunter Mangold, zarte Asia-Salate oder knackig rote Radieschen: Wolfgang Palme weiß, wie man unkompliziert das ganze Jahr über gärtnern kann.

    „Alles fing mit einer Versuchspanne an“, erzählt Palme, der seitdem den Gemüseanbau im Winter erforscht. Der Leiter der Abteilung Gemüseanbau an der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Wien legte 2007 einen Versuch mit Babyleaf-Spezialsalaten an. Einen Teil davon konnte er im Spätherbst im Freien nicht mehr ernten und abräumen. So blieb er im Winter einfach draußen. „Statt aber plangemäß bei minus drei bis minus vier Grad Celsius zu erfrieren, wie sie es laut Lehrbuchwissen hätte tun müssen, erfreuten sich diese schmackhaften Salate während des ganzen Winters köstlicher Frische.“

    Wintersalate wachsen schnell und sind gesund

    Diese Spezialsalate sind als Asia-Salate bekannt. Sie sind mit dem Chinakohl oder Pak Choi verwandt, heißen Mizuna, Blattsenf oder Tatsoi und schmecken im zarten Blattstadium mild bis krenartig scharf. „Anfängern würde ich genau diese Gruppe an Wintersalaten empfehlen. Sie wachsen schnell und sind gesund, können für den Winter noch Ende September bis Oktober angebaut werden und sogar mehrmals geschnitten oder abgezupft werden“, erklärt Palme.

    Auch Pflücksalate wie Eichblatt- oder Lollo-Sorten eignen sich für die Winterernte. Sie sollten ebenso wie die Asia-Salate ein Dach über dem Kopf haben – weniger wegen der Kälte als vielmehr, um sie vor unkontrollierten Niederschlägen zu schützen. Winterklassiker wie Grünkohl und Sprossenkohl werden schon im Sommer im Freien gepflanzt, damit sie im Winter erntefertig sind.

    Frisches Gemüse im Winter zu ernten, hat Vorteile: Gerade in der dunklen Jahreszeit ist der Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen besonders hoch. Mit Wintergemüse wie Grünkohl, Rosenkohl, Feldsalat, Steckrüben, Wirsing oder Pastinaken wird der Organismus gut versorgt. Und noch dazu stammt das Gemüse aus der Region. Der Import von Gemüse fordere einen hohen Energieaufwand „mit ökologisch bedenklichen Folgen“, so Palme. Tomaten und Gurken aus geheizten Intensivgewächshäusern weisen keine gute Umweltbilanz auf. „Dabei ist der Anbau von saisonalem Wintergemüse ohne zu heizen auch in unseren Breiten möglich.“

    Ein Kaltgewächshaus ist ideal für den Winter

    Der Herbst bietet noch eine Reihe interessanter Ansaaten: So können Gartenrauke, Rucola und verschiedene Sorten Asiasenf am besten in Reihen ausgesät werden. Die Ernte erfolgt je nach Witterung bis in den Winter und im frühen Frühjahr. Wer ein Kaltgewächshaus besitzt, kann hier für den Winter anbauen. Dasselbe gilt für Winterspinat, der jetzt gesät und entweder ab Novemberoder im Frühling geerntet wird.

    Palme zeigt, welche Gemüsesorten im Winter erntefertig waren, ohne dass eine Beheizung notwendig gewesen wäre. Natürlich spiele dabei auch der Klimawandel eine Rolle. „Man kann sagen, dass die milderen Temperaturen dem Wintergemüseanbau deutliche Vorteile bringen“, sagt der Gemüseexperte.

    Bewässerung, wie in den heißen Sommermonaten, ist in der kalten Jahreszeit natürlich auch nicht nötig. Im Winter muss nur selten gegossen werden, „je nach Bodenverhältnissen alle vier bis sechs Wochen“. Palme rät, während sonniger Vormittagsstunden zu gießen, damit die Pflanzen wieder vollständig abtrocknen können.

    Auch von vielen lästigen Schädlingen hat man im Winter Ruhe: So bleibt das Gemüse von Schnecken- und Insekteninvasionen verschont. Die Schädlinge des Winters sind oft etwas größer: Mäuse, Hasen, Rehe. „Dagegen hilft der Gartenzaun oder eine Vliesabdeckung.“

    Zuckerhut ist ein typisches Wintergemüse

    In seinem Buch stellt Palme verschiedene Gemüsesorten vor und erläutert Anbau und Erntezeitpunkt. Zuckerhut ist zum Beispiel ein typisches Wintergemüse. „Am einfachsten bleibt Zuckerhut im Herbst auf dem Beet stehen und wird nach Bedarf während des Winters geerntet“, schildert er. Zuckerhut ist aufgrund seiner Robustheit sogar für alpine und raue Gegenden als Wintergemüse im Freiland empfohlen.

    Wer Feldsalat im Winter ernten möchte, sollte sich für eine robuste Herbstsorte entscheiden. Anfang bis Mitte September wird in Doppelreihen mit fünf bis acht Zentimetern Abstand ausgesät. Erntezeit ist etwa von November bis Mitte Januar. Das Beet sollte sonnig und windgeschützt sein. Ein Gartenvlies schützt zusätzlich vor Kälte.

    Es kann nicht nur im Winter gärtnern, wer einen großen Garten mit Beeten oder gar Ackerfläche hat. „Der kleinste Garten ist ein Topf“, sagt Palme. Die Schwerpunkte seiner Forschungsarbeit sind Gemüsevielfalt, biologischer Gemüsebau, Entwicklung alternativer Produktionsentwürfe für direkt vermarktende Klein- und Mittelbetriebe. Als Vortragender ist er im In- und Ausland bei zahlreichen Gärtnertagungen, Gemüseverkostungen und Hobbygärtnerveranstaltungen aktiv.

    Winteranbau ist auch auf dem Balkon möglich

    Endivien, Zichorien, Gartensalate und Salatkräuter kann man auch auf Balkon oder Terrasse im Winter kultivieren. „Man braucht dazu auch Experimentierfreude.“ Für Wolfgang Palme hat der Winter jedenfalls sein Klischee als vegetationslose Jahreszeit und damit seinen trüben Schatten verloren. Statt grauer Tristesse prägt dann auch in der kalten Jahreszeit frisches, saftiges Grün unsere Gärten und Balkone.

    „Der Anbau von saisonalem Wintergemüse ist auch in unseren Breiten möglich.“

    Wolfgang Palme, Gartenexperte und Buchautor

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