Es naht ein Muttertag, wie er schöner kaum sein könnte. Zumindest für Miriam Wiederer aus Gerolzhofen (Lkr. Schweinfurt), zweifache Mama und Mitbegründerin von Deutschlands größter Social Community für Mütter: „Echte Mamas“. Die Journalistin, die in ihrer Wahlheimat Hamburg lebt, blickt noch immer ein wenig fassungslos auf die Zahlen ihres mit zwei Freundinnen vor zwei Jahren gegründeten Online-Magazins. Eine halbe Million Facebook-Fans, 60 000 Aktive in einer geschlossenen Facebookgruppe und rund 33 000 Instagram-Follower – und dabei steht das junge Unternehmen erst am Anfang.
Dass das Informationsbedürfnis bei jungen Müttern hoch ist, das war Miriam Wiederer, Sara Urbaincyzk und Marion Scheithauer zwar klar, als sie in ihrer Elternzeit auf die Idee eines Online-Magazins für Mütter kamen. Doch dass es so durch die Decke gehen, schon nach so kurzer Zeit zu Deutschlands größter Social Community für Mütter avancieren würde? Das hat die Frauen dann doch überrascht. „Eigentlich wollten wir das nach unserer Elternzeit nebenher weiterlaufen lassen, davon ist jetzt keine Rede mehr“, sagt Miriam Wiederer lachend.
Die Gründerin und Geschäftsführerin von „Echte Mamas“ ist journalistischer Profi, hat nach dem Studium die Burda-Journalistenschule durchlaufen und danach bei verschiedenen Frauenzeitschriften wie „Freundin“, „Brigitte“, „Mädchen“ und „Jolie“ gearbeitet. Ihr journalistisches Handwerk hat Miriam Wieder in den 90er Jahren in ihrer Heimat gelernt, sie arbeitete als Schülerin und Studentin als freie Mitarbeiterin beim Schweinfurter Tagblatt und bei der Main-Post in Würzburg.
Von Gerolzhofen nach Hamburg „Das war eine tolle Zeit! Die Atmosphäre allein – alles war so unprätentiös“, erzählt sie. Die Liebe zum Redaktionsberuf hat sie früh entdeckt. „Ich war schon mit 16 für die Zeitung unterwegs. Und ich erinnere mich gerne an diese Zeit, an die Kollegen und Kolleginnen, die mich unterstützten und förderten. Klar, war ich auch beim Kleintierzuchtverein – das gehört einfach dazu.“
Die Erfahrung aus der Anfangszeit bei ihrer Heimatzeitung habe sie immer im Kopf und Herzen behalten, auch als sie später international unterwegs war und spannende Jobs hatte. „Ich bin jemand, der gerne etwas Neues macht“, sagt sie. Das war in ihrer Elternzeit nicht anders. Ihre beiden Kinder Leonard (4) und Flora (3) inspirieren sie eben auch immer wieder beruflich. Bei ihren Freundinnen und Kolleginnen Sara Urbaincyzk und Marion Scheithauer stieß Miriam Wiederer auf offene Ohren: „Wir waren zeitgleich in Elternzeit und haben uns regelmäßig getroffen. Dabei ging es natürlich immer ums Thema Babys, Mamas und all die vielen Fragen, die man in dieser Zeit hat.“
Das, was privat so gut tat, der direkte Austausch mit Gleichgesinnten, suchten die drei Frauen auch im Internet. „Doch da merkten wir schnell, es gibt zwar Online-Portale, doch da fehlte überall der Community-Gedanke, der aktive Austausch zwischen den Frauen“, sagt Wiederer. Zudem seien die Einträge zu den Themen oft total veraltet gewesen. Deshalb sei „Echte Mamas“ auch kein Blog oder die Online-Version eines Printmagazins, sondern etwas komplett Eigenständiges, das vom aktuellen Input aus allen Teilen des Landes lebt, von den Fragen, den Ratschlägen, den Erfahrungsberichten Hunderttausender Mütter. Etwas, das jeden Tag etwas Neues bringt.
Vom Hobby zum Unternehmen
Im Frühjahr 2016 luden die drei jungen Mütter in Hamburg erstmals ihren Facebook-account hoch. „Konzept, Name und Logo hatten wir uns vorher überlegt, alles aber immer unter dem hobbymäßigen Gedanken“, erzählt die Gerolzhöferin. Es kamen die ersten Posts – und dann ging wie alles von Zauberhand. Mütter kamen ins Gespräch, Freundschaften entstanden, es gab Treffen im Netz – und auch vor Ort. „Es war wirklich unglaublich, aber wir hatten einen Nerv getroffen.“
Schnell war klar, dass dieses Ding keine Sache für nebenher mehr sein konnte. Im Gegenteil. Jetzt ging es darum, das Online-Magazin weiter auszubauen. „Heute bekommen wir 1000 Fragen pro Woche. Früher haben wir noch alle selbst beantwortet, aber das schaffen wir natürlich nicht mehr.“
Wichtig ist es, so die Gründerin und Geschäftsführerin von „Echte Mamas“, die Fans einzubinden. „Wir haben Mamas der ersten Stunde, die von sich aus angeboten haben, als Administratorinnen zu arbeiten und mit Begeisterung bei der Sache sind.“ Insgesamt 150 Administratoren betreuen derzeit landesweit verteilt die 70 regionalen Gruppen, darunter auch eine in Würzburg.
Erfahrung und Emotionen
Die Redaktion schöpft in erster Linie aus den Erfahrungsberichten, die die Mütter schicken. „Wir suchen aus, sprechen sie an und treffen uns mit den Frauen, um ihre Geschichte aufzuschreiben.“ Je nach Thema werden Experten eingebunden. „Da sind wir aber eher zurückhaltend. Wir wollen keine Service-Marke werden. Wir sind ganz bewusst eine emotionale Marke“, erklärt Miriam Wiederer.
Sich verstanden fühlen, Gefühle teilen zu können, ohne dabei bewertet zu werden oder gar in eine Schublade gesteckt zu werden, das ist, so glaubt Wiederer, die Erklärung für den großen Erfolg des Konzeptes. „Wir haben echte Geschichten von echten Mamas für echte Mamas. Und interessanterweise gibt es nur ganz selten Ausreißer, die sich beleidigend oder unter der Gürtellinie äußern.“ Das Verständnis füreinander sei enorm groß, das Mitgefühl für Mamas in einer Notlage manchmal überwältigend.
„Wir haben schon oft nasse Augen, wenn wir die Erfahrungsberichte lesen. Und dann auch ganz stark den Wunsch, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.“ Damit sich Frauen auch trauen, offen über sich und ihre Gefühle zu sprechen, haben sich die drei Jungunternehmerinnen dazu entschlossen, eine geschlossene Facebookgruppe zu gründen. Nur für Frauen. 60 000 Mitglieder hat diese mittlerweile schon.
Reichweite bis zu zehn Millionen Menschen im Monat
„Natürlich kommen da auch Kritiker und sagen, ihr schließt die Väter aus, aber manche Dinge ergeben sich naturgemäß.“Auch wenn der Erfolg überwältigend ist, darauf ausruhen will sich das Gründer-Trio nicht. „Wir wollen bei Fragen von Müttern die erste Anlaufstelle sein, das ist unser Ziel“, sagt Miriam Wiederer. Im Social-Media-Bereich sind die erfolgreichen Mamas auf jeden Fall schon mal die Nummer eins: „Wir erreichen im Monat zwischen acht und zehn Millionen Menschen auf Facebook und Co.“
Mit dem gerade erschienenen Ratgeber „100 echte Mama-Fragen“ ist die Unterfränkin ihrem Ziel auch schon wieder näher gekommen. Und für den Muttertag an diesem Sonntag? Da wünscht sie sich für alle Mütter eine gebührende Wertschätzung. „Und dazu gehört, dass alles andere an diesem Tag unwichtig ist!“
Ratgeber: „100 echte Mama-Fragen“ Eine halbe Million Facebook-Fans verfolgen das Online-Magazin „Echte Mamas“ der Unterfränkin Miriam Wiederer, 33 000 folgen den Inhalten auf Instagram. Die Autorin hat nun mit den Magazin-Mitgründerinnen Sara Urbainczyk und Marion Scheithauer aus den vielen tausend Fragen von Müttern bundesweit die wichtigsten ausgewählt und in einem Ratgeber zusammengefasst. Im Buch „für nicht perfekte Mamas“ gibt es keine theoretischen Antworten, sondern solche aus dem wahren Leben. Es kommen nicht nur Hebammen, Ärzte und Familiencoaches zu Wort, sondern auch Mütter, die Trost spenden und Tipps geben. Das Taschenbuch ist gerade im Ullstein Verlag erschienen. Laut Autorinnen ist es allerdings bewusst kein klassischer Ratgeber: Von Problemen nach der Geburt, über das Stillen oder das richtige Zähneputzen, Schlafstörungen, die Verweigerungshaltung eines Kindes bis hin zu verschiedenen Eheproblemen und arbeitsrechtlichen Fragen geht es um all das, was frischgebackene Mütter täglich umtreibt und beschäftigt – und oft genug auch zur Verzweiflung bringt. FOTO: Verlag