Im September 2023 wurde ein 14-Jähriger in Lohr (Lkr. Main-Spessart) tot aufgefunden. Tatverdächtig ist ein Gleichaltriger. Er soll den Jugendlichen auf dem Gelände eines Schulzentrums erschossen haben. Was bisher geschah:

- 8. September 2023, 16.30 Uhr: In der Polizeiinspektion Lohr erscheint ein 15-Jähriger. Er erzählt, er wisse von einem Bekannten, der jemanden umgebracht habe. Eine Polizeistreife fährt umgehend zum Schulzentrum Nägelsee und findet einen leblosen 14-Jährigen. Als der Notarzt eintrifft, kann er nur noch den Tod des Jugendlichen feststellen.
- 8. September 2023, 18 Uhr: Die Polizei nimmt einen Verdächtigen fest. Der mutmaßliche Täter ist ebenfalls erst 14 Jahre alt.
- In der Nacht auf den 9. September 2023: Eine Anwohnerin meldet sich bei der Polizei. Sie will am Tattag gegen 13.15 Uhr einen Schuss gehört haben.
- 9. September 2023, 11 Uhr: Der Tatverdächtige wird in Würzburg einem Ermittlungsrichter vorgeführt. Der erlässt einen Haftbefehl wegen Mordverdachts. Gleichzeitig findet in der Würzburger Rechtsmedizin die Obduktion des Opfers statt, das Ergebnis: Der 14-Jährige starb an einer Schussverletzung. Der Verdächtige wird in eine für Jugendliche geeignete JVA in Südbayern gebracht.
- 9. September 2023, 12 Uhr: Die Polizei sperrt den Tatort noch einmal weiträumig ab. Auch Spürhunde sind im Einsatz. Offenbar wird nach der Tatwaffe und Patronenhülsen gesucht. Auch Ermittlerinnen und Ermittler des Landeskriminalamtes (LKA) kommen nach Lohr.
- 9. September 2023, 14 Uhr: In der Wohnung des Verdächtigen wird eine Pistole sichergestellt.
- 9. September 2023, 14.30 Uhr: In der Nähe des Tatorts hält die Polizei eine Pressekonferenz ab. Die Hintergründe der Tat sind zu diesem Zeitpunkt noch unklar.
- 10. September 2023: Der TSV Sackenbach sagt für den Sonntag seine Spiele ab. Verwandte des Opfers spielen im Verein Fußball. Am Schulzentrum gedenken gut 250 Menschen des Getöteten. Auch die Familie des Verstorbenen ist anwesend. Die katholische Kirche steht den ganzen Sonntag für Trauernde offen, Seelsorger bieten Beistand an.
- 11. September 2023: Die Herkunft der Tatwaffe ist geklärt: Sie gehört einem 66-jährigen Nachbarn des Tatverdächtigen, der die Pistole vom Kaliber neun Millimeter legal besessen und ordnungsgemäß aufbewahrt haben soll. Der Mann befindet sich seit längerer Zeit in einer Klinik und ist laut Polizei nicht vernehmungsfähig. Wie der 14 Jahre alte Schüler die Waffe in seinen Besitz gebracht hat, ist unklar. Am Mittag äußert sich Ministerpräsident Markus Söder bei einem Besuch in Lohr zur Tat: "Wir trauern mit der ganzen Familie."
- 12. September 2023, 8 Uhr: Es ist der erste Schultag nach den Sommerferien. Mehrere Polizeistreifen beziehen rund um das Nägelsee-Schulgelände in Lohr Stellung. Man wolle verhindern, dass Schülerinnen und Schülern von Reportern angesprochen werden. Unterdessen wendet sich die Anwältin des mutmaßlichen Täters an die Öffentlichkeit. Sie fordert, die Familie des Verdächtigen in Ruhe zu lassen. Die Familie sieht sich offenbar Anfeindungen ausgesetzt.
- 12. September 2023, Nachmittag: Die Polizei bestätigt, dass sie die abgefeuerte Patronenhülse gefunden hat. Verschwunden bleibt jedoch das Handy des Opfers. In einem Tümpel unweit des Tatorts suchen nun auch Polizeitaucher nach dem Smartphone.
- 12. September 2023, 16.15 Uhr: In der Stadtpfarrkirche in Lohr findet ein Trauergottesdienst für den Getöteten statt. Mehr als 500 Menschen nehmen an der Trauerfeier teil, die auf deutsch und italienisch abgehalten wird.
- 13. September: Die Polizei bestätigt, dass das Opfer mit einem Kopfschuss getötet wurde. Auf der Suche nach dem Handy des Opfers soll ein Tümpel ausgebaggert werden.
- 17. September 2023, 13 Uhr: Der TSV Sackenbach veranstaltet am kommenden Sonntag zwei Benefizspiele. Es stehen Spendenboxen bereit, der Erlös aus Kaffee, Kuchen, Bratwürsten und T-Shirt-Verkäufen soll der Familie des Verstorbenen zukommen.
- 13. Oktober 2023: Die Staatsanwaltschaft bestätigt Informationen der Redaktion, wonach der 66-jährige Besitzer der Tatwaffe gestorben ist. Der Mann lag bereits länger schwer krank in einer Klinik und war nicht vernehmungsfähig. Vor seinem Tod hatte er keine Aussagen zum Fall mehr machen können.
- 20. Oktober 2023: Die Ermittlungen schreiten voran: Die Staatsanwaltschaft kündigt an, noch vor Jahresende Anklage erheben zu wollen.
- 2. Januar 2024: Die Staatsanwaltschaft Würzburg erhebt Anklage wegen Mordes gegen den verdächtigen 14-Jährigen. Sie wirft dem Jugendlichen laut Anklageschrift "Mordlust" vor. Der Staatsanwalt geht davon aus, dass der Angeklagte nur "aus Spaß" gemordet habe – "um das mal erlebt zu haben". Weil der mutmaßliche Täter erst 14 Jahre alt ist, wird mit dem Verfahren die Jugendkammer des Landgerichts Würzburg beauftragt. Das Verfahren wird wohl aufgrund des jugendlichen Alters des Angeklagten weitgehend hinter verschlossenen Türen stattfinden.
- 3. Mai 2024: Unter Ausschluss der Öffentlichkeit startet vor dem Landgericht Würzburg der Prozess gegen den mittlerweile 15-Jährigen.
- 5. August 2024: Die Große Jugendkammer des Landgerichts Würzburg verurteilt den Angeklagten zu einer Jugendstrafe von acht Jahren und sechs Monaten Haft - wegen heimtückischen Mordes. Die Verteidigung des 15-Jährigen geht in Revision.
- 27. August 2024: Die Verteidigung zieht die Revision zurück. Das Urteil ist rechtskräftig.