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Lohr: 14-Jähriger in Lohr getötet: Was wir wissen und was nicht

Lohr

14-Jähriger in Lohr getötet: Was wir wissen und was nicht

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    Polizisten suchen unweit des Tatortes nach Spuren. Nach dem Tod eines 14-Jährigen in Lohr am Main (Lkr. Main-Spessart) sind Entsetzen und Trauer in der 15.000-Einwohner-Stadt groß. 
    Polizisten suchen unweit des Tatortes nach Spuren. Nach dem Tod eines 14-Jährigen in Lohr am Main (Lkr. Main-Spessart) sind Entsetzen und Trauer in der 15.000-Einwohner-Stadt groß.  Foto: Patty Varasano

    Diesen Artikel aktualisiert unsere Redaktion seit Freitag, 15. September, nicht weiter. Alle Fragen und Antworten zu neueren Entwicklungen rund um das Tötungsdelikt von Lohr finden Sie hier.

    Nach dem Tod eines 14-Jährigen in Lohr am Main (Lkr. Main Spessart) sind Entsetzen und Trauer in der 15.000-Einwohner-Stadt am Tor zum Spessart groß. Die Ermittler gehen davon aus, dass ihn ein gleichaltriger Mitschüler getötet hat.

    Was nach den bisherigen Ermittlungen bekannt ist und was nicht:

    Wie wurde die Polizei über die Tat in Lohr informiert?

    Ein 15-jähriger Junge war laut Polizeisprecher Enrico Ball am Freitag gegen 16.30 Uhr in der Polizei-Inspektion Lohr erschienen und hatte den Vorfall gemeldet. Bei der Tat soll der jugendliche Zeuge selbst nicht anwesend gewesen sein. Seinen Worten zufolge hatte ein Bekannter von ihm einen anderen Jugendlichen auf dem Gelände des Schulzentrums Nägelsee getötet. 

    Wie reagierte die Polizei in Lohr?

    Eine Polizeistreife machte sich sofort auf den Weg und fand den leblosen Jugendlichen auf einer kleinen Grünanlage neben dem Schulzentrum mit offensichtlichen Verletzungen am Oberkörper. Sie versuchten zunächst Wiederbelebungsmaßnahmen. Als der Notarzt eintraf, konnte er nur noch den Tod des 14-Jährigen feststellen.

    Nach dem Hinweis des Zeugen suchte die Polizei den Verdächtigen und nahm ihn gegen 18 Uhr fest. Nach Informationen der Polizei wurde der Jugendliche im Kinderzimmer der elterlichen Wohnung festgenommen. Zu Ablauf und Motiv der Tat machte er zunächst keine Angaben. Am Sonntag suchte die Polizei noch nach dem Handy, das dem Opfer gehört und verschwunden ist.

    Was ist über den Tatort in Lohr beim Schulzentrum bekannt?

    Es handelt sich um eine Parkanlage neben dem Nägelsee-Schulzentrum, das ein Gymnasium, eine Mittelschule sowie eine Förderschule beherbergt. Nach Angaben von Anwohnern war das kleine Waldstück ein Treffpunkt für Jugendliche.

    Der Tatort wurde nach einer ersten Spurensuche am Samstag zunächst wieder freigegeben, dann waren dort Medienvertreter und Zuschauer unterwegs, um sich selbst ein Bild zu machen. Später wurde der Tatort erneut von der Polizei gesperrt - eine Begründung dafür gab es auch am Montagmorgen auf Nachfrage noch nicht.

    Wie kam das 14 Jahre alte Opfer ums Leben?

    Die Polizei bestätigte, dass bei der Obduktion des Opfers im Institut für Rechtsmedizin in Würzburg eine Schusswunde festgestellt wurde. Sie war für den Tod des Jugendlichen verantwortlich. Die Polizei suchte noch einmal intensiv, unter anderem mit Spürhunden, nach der bis dahin fehlenden Tatwaffe.

    Am Samstagmittag gegen 14 Uhr konnte die Polizei nach einem Hinweis des Verdächtigen eine Pistole als mögliche Tatwaffe in seiner Wohnung sicherstellen. Laut Polizeisprecher Ball ist der Tatverdächtige Deutscher, das Opfer italienischer Nationalität.

    Was ist über die Tatwaffe bekannt?

    Nach Polizeiangaben handelt es sich um eine Pistole. Zunächst hatten Ermittler am Tatort noch nach einer oder mehreren Patronenhülsen gesucht, die bei einer Pistole nach einem Schuss ausgeworfen werden.

    Der Tatverdächtige verriet der Polizei dann offenbar selbst, dass eine Pistole in der Wohnung versteckt ist, in der er mit seinen Eltern wohnt. Die Waffe gehört laut Polizei einem 66-Jährigen, der im selben Mehrfamilienhaus in Lohr wohnt. Wie die Pistole vom Kaliber neun Millimeter zu dem 14-Jährigen kam, ist derzeit aber noch offen.

    Nach Angaben der Polizei liegt der 66 Jahre alte Waffenbesitzer seit längerem in einer Klinik. Seine Pistolen seien bislang immer ordnungsgemäß aufbewahrt worden. In der Wohnung des Mannes gebe es keine Spuren, die darauf hinweisen, dass jemand die Waffe mit Gewalt entwendet haben könnte.

    War der verdächtigte 14-Jährige schon früher bei der Polizei aufgefallen?

    Der Verdächtige, das Opfer und der 15-Jährige, der die Polizei informierte, besuchten dieselbe Schule. Der Verdächtige war nach Polizeiangaben nur für niederschwellige Delikte wie Cannabisbesitz in geringer Menge und Ladendiebstahl polizeibekannt. In sozialen Medien kursiert die Version, Schulden wegen eines Drogengeschäfts hätten zur Tat geführt. Dafür gebe es keine Hinweise, sagte auf unsere Nachfrage der Polizeisprecher.

    Der 14-Jährige kam am Samstagmittag nach der Vernehmung beim Würzburger Ermittlungsrichter in eine Justizvollzugsanstalt für Jugendliche.

    Die Ermittlungen der Polizei auf dem Gelände des Schulzentrums in Lohr dauerten am Freitag bis in die Nacht hinein.
    Die Ermittlungen der Polizei auf dem Gelände des Schulzentrums in Lohr dauerten am Freitag bis in die Nacht hinein. Foto: Höfig/news5/dpa

    Was sagte der Verdächtige zu der Beschuldigung?

    Seine Verteidigerin Vanessa Gerber äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu dem Fall. Sie bat aber darum, von Anfragen an die Familie ihres Mandanten abzusehen. Einen ähnlichen Appell richtete Polizeisprecher Ball an die Medien: Um die Familien des Opfers und des Verdächtigen kümmern sich Kriseninterventionsteams der Polizei. "Es ist für die Familien eine unwahrscheinlich belastende Situation", sagte Enrico Ball.

    Was ist über ein mögliches Motiv für die Tat in Lohr bekannt?

    Das liegt noch völlig im Dunkeln. Die Polizei machte bislang keine Angaben dazu, in welcher Beziehung die beiden 14-jährigen Schüler zueinander standen. Derzeit unterstützen Spezialisten des Landeskriminalamtes die Mordermittler aus Würzburg bei der Sicherung von Spuren. "Zur Tat machte er keine Angaben", so Polizeisprecher Ball über den Verdächtigen.

    Gab es wirklich Streit um 60 Euro, wie es in sozialen Medien kursiert?

    Einige Medien berichteten nach Interviews mit Klassenkameradinnen und Klassenkameraden der beiden Beteiligten 14-Jährigen: Zum einen habe es Streit um eine Vape (also eine E-Zigarette) gegeben. Zum andern habe der Tatverdächtige von seinem Opfer 60 Euro gefordert, die er ihm geschuldet habe. Dies wurde auf Nachfrage von Ermittlern bisher aber nicht bestätigt. 

    Einzelheiten aus seiner Vernehmung beim Würzburger Ermittlungsrichter wurden zunächst nicht bekannt. Doch der sah immerhin einen dringenden Tatverdacht als erwiesen, der 14-Jährige kam auf Antrag der Staatsanwaltschaft wegen Mordverdacht in U-Haft.

    Kerzen und Blumen erinnern am Schulzentrum in Lohr an den getöteten 14-Jährigen.
    Kerzen und Blumen erinnern am Schulzentrum in Lohr an den getöteten 14-Jährigen. Foto: Fabian Gebert

    Ist der mutmaßliche 14-jährige Täter strafmündig?

    Zwar endet erst mit dem 18. Geburtstag die gesetzliche Verantwortung der Eltern und man ist mündig. Die Strafmündigkeit beginnt allerdings schon mit dem 14. Geburtstag. Aufgrund seines Alters wäre der verdächtige Jugendliche von Lohr somit strafmündig.

    Vom 14. bis zum 18. Geburtstag spricht man von einer bedingten Strafmündigkeit. Das Jugendgericht prüft in jedem Einzelfall, ob der Jugendliche reif genug ist, das Unrecht seiner Tat einzusehen. Stellt das Gericht diese Reife fest, so ist der Jugendliche schuldfähig. Bis zu ihrem 14. Geburtstag gelten Kinder in Deutschland grundsätzlich als schuldunfähig.

    Welche Hilfsangebote gibt es für die Bevölkerung in Lohr?

    Die Psychiatrische Institutsambulanz Lohr bietet ab diesem Montag täglich von 8 bis 16 Uhr Notfalltermine an. Wenn nötig, wird von dort auch an die Trauma-Ambulanz des Bezirkskrankenhaus Lohr vermittelt. Telefonnummer: 09352-503-14011.

    Ein Trauergottesdienst wird am Dienstag, 12. September, um 16.15 Uhr in der Stadtpfarrkirche Lohr stattfinden. Anschließend sind alle Freunde, Bekannte und betroffenen Bürger zu einer Verabschiedung des getöteten 14-jährigen Jungen auf den Friedhof Lohr eingeladen.

    Das Krisennetzwerk Unterfranken ist rund um die Uhr unter der Telefonnummer 0800-6553000 erreichbar.

    Die Allgemeine Notfallseelsorge für Kinder und Jugendliche Nummer gegen Kummer ist Montag bis Samstag von 14 bis 20 Uhr erreichbar. Telefonnummer: 116111.

    Wie ist die Stimmung nach der Tat bei den Menschen in Lohr?

    "Niedergeschlagenheit, Schock, Trauer", fasst der evangelische Pfarrer Michael Kelinske aus Lohr die Stimmung vor Ort zusammen. Besonders bei Kindern und Eltern sei die Verunsicherung nun groß.

    Dass die Menschen in dieser schweren Zeit Gemeinschaft suchen, wurde am Sonntagabend deutlich, als sich auf Einladung des TSV Sackenbach 250 Trauernde am Tatort versammelten, um dem Getöteten zu gedenken. In die Fassungslosigkeit und Trauer mischte sich dort auch Wut.

    "Ich habe es erst nicht verstanden und dann hatte ich Angst", lautet der erste Eintrag im eigens ausgelegten Gedenkbuch in der katholischen Stadtpfarrkirche St. Michael. Auch dort versammelten sich viele Menschen, um mit dem Anzünden von Kerzen ihre Anteilnahme und Trauer auszudrücken

    Wie können Zeugen der Polizei helfen?

    Zur Aufklärung der Tat und zur Rekonstruktion der Tathintergründe sucht die Kripo Würzburg auch nach Zeugen und wendet sich mit folgenden Fragen an die Öffentlichkeit: Wer hat am Freitag in der Zeit von 12 bis 16.30 Uhr auf dem Gelände des Schulzentrums verdächtige Wahrnehmungen gemacht? Wer hat in dem Zeitraum zwei Jugendliche im Umfeld des "grünen Klassenzimmers" des Schulzentrums gesehen? Hinweise nimmt die Kripo Würzburg rund um die Uhr unter Tel.: (0931) 457-1732 entgegen.

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