Der größte Arbeitgeber in der Region um Arnstein ist MIWE mit rund 600 Angestellten. Doch die Mitarbeitenden sind nicht zufrieden mit der Bezahlung und der Arbeitszeit. Aufgrund der damals angespannten konjunkturellen Lage, hatte das Unternehmen vor rund 18 Jahren die Wochenarbeitszeit um zwei Stunden ohne zusätzliche Entlohnung erhöht – vorübergehend, wie es damals hieß. Ein Kompromiss, dem die Belegschaft seiner Zeit gerne entgegen gekommen sei, sagt Gürcan Erdinc, Betriebsratsvorsitzender.
Doch diesen Umstand hat MIWE bis heute nicht korrigiert: "Man hat uns da getäuscht", sagt er. Ziemlich genau ein Jahr hätten die Angestellten laut seiner Hochrechnung seit damals für umsonst gearbeitet. Weil damit nun Schluss sein soll, wählten die IG-Metall-Mitglieder des Betriebs im April eine betriebliche Tarifkommission, die einen Firmentarifvertrag durchsetzen soll. Ziel ist die Verkürzung der Arbeitszeit, die Anpassung der Löhne und Gehälter, die bei MIWE rund 20 Prozent unter den gängigen Tariflöhnen lägen, und ein Mitgliedervorteil für die Kolleginnen und Kollegen, die der IG-Metall angehören.

Besonders erfreulich findet Erdinc, dass der Druck auf das Unternehmen nicht von der Gewerkschaft, sondern von den Mitarbeitenden selbst angestoßen wurde, die sich die aktuellen Arbeitsbedingungen nicht länger gefallen lassen wollen: "Es ist immer das Beste, wenn die Revolution von innen kommt."
MIWE-Angestellte sind bereit, zu streiken
Zwei Termine in der vergangenen Woche für Sondierungsgespräche hatten Erdinc und sein Team der Geschäftsführung bereits vorgeschlagen. Beide wurden abgelehnt, sagt er. MIWE wolle noch auf ein Gutachten über die finanzielle Lage und die künftige Ausrichtung des Unternehmens warten, bevor sie der Tarifkommission einen neuen Terminvorschlag unterbreitet. Doch mit den Verhandlungen habe das eigentlich nichts zu tun, sagt Erdinc und vermutet ein Spiel auf Zeit. "Ich hoffe, dass es nicht dazu kommt, aber wenn wir merken, dass sie mauern, sind wir vorbereitet", sagt der Betriebsratsvorsitzende.
Was er damit meint, macht Norbert Zirnsak von der IG-Metall Würzburg deutlich: "Wir wären schnell dazu in der Lage, die Kolleginnen und Kollegen vor's Werkstor zu holen." Bei MIWE droht also ein Streik, sollte das Unternehmen den Forderungen seiner Angestellten nicht nachkommen. Inwieweit mit einem Entgegenkommen zu rechnen ist, darüber können sowohl Zirnsak, als auch Erdinc keine Einschätzung treffen.
In einem Tochterunternehmen in Meiningen seien zwei Warnstreiks nötig gewesen. Die Hoffnung der beiden: dass das Unternehmen aus der Vergangenheit gelernt hat: "Es wäre unklug, jetzt auf Zeit zu spielen. Die Leute sind richtig motiviert und Warnstreiks schweißen noch mehr zusammen", sagt Erdinc.
MIWE lehnt Einführung eines Tarifvertrags ab
MIWE hält sich derweil bedeckt. Weder dazu, weshalb die Mehrarbeitszeit nicht wieder verkürzt wurde, noch dazu, inwiefern das Unternehmen mit seinen Angestellten verhandeln möchte, bezieht das Unternehmen Stellung. Stattdessen verweist MIWE auf interne Richtlinien, die es nicht erlauben würden, sich zu betriebsinternen Angelegenheiten öffentlich zu äußern.

Interims-Manager Michael Hagmann führt derzeit anstelle von Geschäftsführerin und Inhaberin Sabine Michaela Wenz das Tagesgeschäft. Kein Grund für Stillstand im Verhandlungsprozess, sagt Erdinc: "Er hat alle Vollmachten und ist weisungsbefugt."
In einer Email von Donnerstag fordert die Tarifkommission MIWE dazu auf, am 5. Oktober zu verhandeln. Einen Tag später antwortet das Unternehmen, dass es nicht an der Einführung eines Tarifvertrags interessiert ist, jedoch bereit zu Gesprächen sei. "Das ist nicht in unserem Interesse", sagt Zirnsak. Er habe der Geschäftsleitung nun mitgeteilt, dass die Tarifkommission dennoch am vorgeschlagenen Termin vor Ort sein wird: "Wir warten, ob jemand kommt und sind so aufgestellt, schnell und entsprechend zu antworten, wenn die Unternehmensleitung nicht mit uns verhandelt."