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MAIN-SPESSART: 1800 Liter Milch zur Gülle gekippt

MAIN-SPESSART

1800 Liter Milch zur Gülle gekippt

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    Milchbauern aus dem Landkreis Main-Spessart beteiligen sich an dem Lieferboykott von Milch, was auf dem Hof der Familie Fehmel in Karlstadt (von links) Bettina Gerhard aus Retzstadt sowie Christine und Susanne Fehmel symbolisch demonstrierten.
    Milchbauern aus dem Landkreis Main-Spessart beteiligen sich an dem Lieferboykott von Milch, was auf dem Hof der Familie Fehmel in Karlstadt (von links) Bettina Gerhard aus Retzstadt sowie Christine und Susanne Fehmel symbolisch demonstrierten. Foto: FOTO PETER PILLICH

    Mit einer eindrucksvollen Aktion eröffneten in Karlstadt auf dem Hof der Familie Fehmel die Milchbauern in Main-Spessart den Lieferboykott von Milch.

    „Dies ist eine Investition in die Zukunft“, erklärte dazu die Landkreisvertreterin des BDM (Bund Deutscher Milchviehhalter), Bettina Gerhard (Retzstadt), die zusammen mit den beiden Töchtern von Elisabeth und Reinhold Fehmel die ersten Kannen voller Milch in die Gülle schütteten. Rund 1800 Liter wurden an diesem Vormittag (allerdings dann über einen Schlauch) entsorgt und werden zusammen mit der Gülle zu einem späteren Zeitpunkt auf die Felder ausgebracht.

    Solidarität mit EU-Ländern

    Mit diesem Lieferboykott wollen sich auch die Milchviehhalter in Main-Spessart mit den anderen Milchviehhaltern in Deutschland, Frankreich und den anderen EU-Ländern solidarisieren, die alle für eine Reduzierung der Milchmenge kämpfen.

    „Ich möchte eine Zukunft auf dem Hof haben und auch noch in 20 Jahren Kühe melken“, erklärte Susanne Fehmel, die zurzeit zusammen mit ihrer Schwester Christine die Landwirtschaftsschule für Unterfranken in Schweinfurt besucht, um ihren Abschluss als Landwirtschaftsmeisterin zu machen. 60 Milchkühe stehen auf dem Hof der Familie Fehmel am Ortsrand von Karlstadt, die im Durchschnitt 7200 Liter Milch (pro Kuh) im Jahr liefern.

    1800 Liter Milch, der Ertrag von eineinhalb Tagen, wurde bei dieser Aktion über die Gülle entsorgt. „Es ist 5 nach 12“, erklärte Bettina Gerhard. Nur wenn ein tragbarer Kompromiss gefunden wird, kann langfristig der Bestand der Milchbauern gesichert werden. Bis dahin soll jeden Tag die Milch weggeschüttet werden.

    Der Schwerpunkt auf dem Hof in Karlstadt liegt dabei auf der Milchviehhaltung mit Nachzucht. Nur ein geringer Teil der Produkte vom Getreide-, Mais- und Zuckerrübenanbau geht in den Verkauf. Die Masse wird für die Versorgung der eigenen Tiere benötigt. „Ohne die Milchviehhaltung kann der Hof aber nicht überleben“, erklärte Christine Fehmel. Denn die für einen landwirtschaftlichen Hof benötigte Mindestfläche, um damit eine Familie ernähren zu können, hat die Familie Fehmel nicht.

    Politiker hielten Zusagen nicht

    Bereits letztes Jahr hatten die Milchbauern gestreikt, aber die Zusagen durch die Politik wurden nicht eingehalten. Wie mehrfach berichtet, haben die Agrarminister von Bund und Ländern auf ihrer Herbstkonferenz in dieser Woche in Eisleben (Sachsen-Anhalt) weiter über die Krise am Milchmarkt beraten und auf einer Pressekonferenz zum Abschluss die Ergebnisse der zweitägigen Tagung mit Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner vorgestellt.

    Die Milchpreise liegen derzeit bei 20 bis 21 Cent pro Kilogramm Milch. Die Bauern fordern mindestens 40 Cent, um zumindest kostendeckend Milch produzieren zu können. Außerdem fordern sie die Einrichtung einer Monitoringstelle (um regelmäßig die Kosten für die Milcherzeugung zu ermitteln), eine Umlage der Milcherzeuger (mit der eine bedarfsorientierte Mengensteuerung finanziert wird), die Einführung einer EU-weiten, rechtlich abgesicherten Mengenbegrenzung auf der Basis einzelbetrieblicher Referenzmengen sowie die Schaffung einer rechtlichen Grundlage für den Zusammenschluss zu Erzeugergemeinschaften.

    „Um die Anhebung des Milchpreises auf ein kostendeckendes Niveau schnell umzusetzen, sollte die Politik eine rasche Reduzierung der Milchmenge durchsetzen“, verdeutlichte Bettina Gerhard, die sich selbst seit Dienstag an dem Lieferboykott beteiligt. Wie viele der knapp 70 Milchviehhalter mit ihren rund 1500 Milchkühen im Landkreis Main-Spessart, dem „kuhärmsten Landkreis in Bayern“ (zum Vergleich: im Landkreis Rosenheim sind über 50 000 Milchkühe gemeldet) sich an diesem Boykott beteiligen, war nicht bekannt.

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