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Trennfeld: 3 Familien erzählen über ihr Leben im Kloster: Ein Abenteuer zwischen Glaube und Gemeinschaft

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3 Familien erzählen über ihr Leben im Kloster: Ein Abenteuer zwischen Glaube und Gemeinschaft

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    Neue Heimat im Kloster: Drei Familien sind innerhalb der letzten fünf Jahre auf Kloster Triefenstein eingezogen. Sie erzählen, warum sie Häuser aufgegeben und sich von Freunden und Familien in der Heimat verabschiedet haben. 
    Neue Heimat im Kloster: Drei Familien sind innerhalb der letzten fünf Jahre auf Kloster Triefenstein eingezogen. Sie erzählen, warum sie Häuser aufgegeben und sich von Freunden und Familien in der Heimat verabschiedet haben.  Foto: Silvia Gralla

    Sie wollen das Kloster Triefenstein weiter mit Leben füllen. Sie wollen an die Arbeit der Christusbrüder anknüpfen. Und sie wollen diesen besonderen Ort relevanter machen für die Menschen in der Region. Drei Familien sind innerhalb der letzten fünf Jahre auf Kloster Triefenstein eingezogen. Sie erzählen, warum sie Häuser aufgegeben, sich von Freunden und Familien in der Heimat verabschiedet haben, um sich der Weggemeinschaft anzuschließen. Und sie erzählen, wie das Zusammenleben von Bruderschaft und Familien auf dem Klostergelände funktioniert, welche Regeln wichtig sind und warum es so bereichernd ist.    

    1. Timo (38) und Doro Bäcker (37)

    Im Sommer 2020 zogen die Bäckers mit ihren drei Kindern als erste Familie in Triefenstein im Gärtnerhaus ein.
    Im Sommer 2020 zogen die Bäckers mit ihren drei Kindern als erste Familie in Triefenstein im Gärtnerhaus ein. Foto: Silvia Gralla

    Die Idee, bei den Christusträgern einzusteigen, weiterzuführen, was die alternde Gemeinschaft irgendwann einmal nicht mehr leisten kann, war schon länger da bei Doro und Timo Bäcker. "Ich kenne die Christusträger seit meiner Kindheit", erzählt Doro Bäcker. Aufgewachsen im Schwarzwald, ist sie oft mit ihren Eltern zu Gast im schweizerischen Sitz der Gemeinschaft in Ralligen am Thunersee. Sie reist später mit ihrem Ehemann Timo und den Kindern auch nach Triefenstein ins Kloster. "Der Ort hat mich schon immer inspiriert. Vor allem die Brüder, mit ihren außergewöhnlichen Lebensläufen und ihrer offenen Art", erzählt Timo Bäcker. 

    Dann geht plötzlich alles sehr schnell. "Wenn nicht jetzt etwas passiert, müssen wir hier für immer zuschließen", lautete die alarmierende Nachricht der Brüder Anfang 2020 kurz nach dem Corona-Ausbruch. "Das war ein bewegender Nachmittag", erinnert sich Timo Bäcker. "Wir waren kurz davor, in Gießen ein Haus zu bauen, alles war geplant." Aus einem Impuls heraus schickt er eine Email in die Gruppe ehemaliger FSJler und Freiwilliger. Seine Frage: Wer kann sich vorstellen, seinen Lebensmittelpunkt nach Triefenstein zu verlegen? Die Rückmeldungen kamen rasch. Und die Antwort an die Brüder folgte prompt: "Wir kommen jetzt - und wir kommen nicht allein."     

    Im Sommer 2020 zogen Bäckers mit ihren drei Kindern in Triefenstein im Gärtnerhaus ein. "Ich bin die ersten zwei Jahre noch nach Gießen zu meinem alten Job gependelt", erzählt der gelernte  Sportwissenschaftler, der dort an einer Schule tätig war. Seine Frau Doro fing im Kloster mit einem Minijob an, putzte und kochte mit. Mittlerweile arbeitet die Sozialpädagogin bei der Programmgestaltung und Helfer-Organisation im Gästehaus mit. Ihr Mann ist inzwischen als betrieblicher Leiter für das Gästehaus verantwortlich. 

    Ihre Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren gehen in der Region in die Schule. "Wir waren natürlich erstmal die Exoten", erzählt Doro Bäcker. Aber Schule, Vereine und neue Freundschaften machten das Ankommen leicht. Mittlerweile sind allen die Wege über das große Klostergelände vertraut. Zum Beispiel der in den großen Gemeinschaftsraum, wo alle Klosterbewohner zusammen essen können. Oder der in die Keller-Kapelle, wo gemeinsam mit den Brüdern gebetet werden kann. Genauso gilt der Respekt vor der jeweiligen Privatsphäre. Die beiden Stockwerke, in denen die Brüder leben, sind ganz klar tabu. Genauso klar ist: Wenn die Tür der eigenen Wohnung zu ist, der Vorhang davor, möchte die Familie ihre Ruhe.  

    2. Anna Gerlach (30) und Ludwig Schultz (26)

    Anna Gerlach und Ludwig Schultz schlossen sich 2021 der Weggemeinschaft an. Mittlerweile wohnen sie in einem Mobile Home auf dem Klostergelände. 
    Anna Gerlach und Ludwig Schultz schlossen sich 2021 der Weggemeinschaft an. Mittlerweile wohnen sie in einem Mobile Home auf dem Klostergelände.  Foto: Silvia Gralla

    Wenn nicht jetzt, wann dann? Das war die Reaktion Anna Gerlachs, als sie Anfang 2020 die E-Mail von Timo Bäcker las. Ihr Mann Ludwig Schultz hatte seinen Bundesfreiwilligendienst bei den Christusträgern in Triefenstein gemacht. Und auch sie kannte den Ort. Nach ersten Telefonaten war klar: Wir wollen keine große Studenten-WG unter einem Dach. Jeder sollte seine eigene Wohnung haben. Und: Wir wollen zusammen das Gästehaus weiterführen – und noch vieles mehr. "Timo hat das Wort 'Klosterkneipe' in den Mund genommen, ich das Wort 'Klostercafé'", erzählt sie. Beides gibt es noch nicht. Aber für die Idee, das Klostergelände und die Arbeit, die hier gemacht wird, für alle zu öffnen, dafür brennen alle gleich. 

    "Wir haben vor dem Einzug viel gezoomt und uns auch schon besucht, um uns besser kennenzulernen", erzählt Anna Gerlach. Und sie beschließen, zunächst einmal keine großen Projekt zu starten. "Damit es sich erst einmal zurechtruckelt." 2021 zog das Pärchen ein. Zunächst im Gärtnerhaus, mittlerweile wohnen sie in einem Mobile Home auf dem Klostergelände. Nach einer Weile kam der Wunsch nach gemeinsamer Zeit mit den anderen Familien dazu: Es wäre schön, wenn gemeinsame Gebetszeiten und auch einen gemeinsamen Abend zum essen, reden, austauschen zu haben. Mittlerweile haben sie feste Termine, zu denen alle neun Erwachsenen und sieben Kinder zusammen kommen. 

    In diesen Momenten bleiben die Familien ganz für sich. "Das war für die Brüder auch neu, das wir eigene Bereiche schaffen. Die kannten es, dass die Menschen kommen und sich ihrem Rhythmus anschließen", erzählt Anna Gerlach. Auch sie ist mittlerweile im Klosterbetrieb mit eingestiegen, hat ihren alten Job im Verlag gekündigt. Ihr Mann bringt derweil sein Mathestudium zu Ende, das er von Göttingen nach Würzburg verlegt hat. 

    3. Marco (35) und Eva Gogg (35)

    Im Sommer 2024 tauschten Eva und Marco  Gogg mit ihren drei Jungs ihre Heimat Gießen gegen Trennfeld ein und bezogen ihre Wohnung im Gärtnerhaus. 
    Im Sommer 2024 tauschten Eva und Marco  Gogg mit ihren drei Jungs ihre Heimat Gießen gegen Trennfeld ein und bezogen ihre Wohnung im Gärtnerhaus.  Foto: Silvia Gralla

    Als zunächst letzte Familie kamen im Sommer 2024 Eva und Marco Gogg mit ihren Kindern nach Triefenstein. Mit 14 Brüdern und zwei unbekannten Familien auf einem Klostergelände zu leben? "Eigentlich hatten wir viele Gründe, die dagegen sprachen", erzählt Marco Gogg. Allem voran ein Haus in Gießen, das sie gerade gekauft hatten, und ihre Jobs. "Die Gegenargumente sind mit jedem Besuch im Kloster weniger geworden", erzählt der Familienvater. Es gibt viele Menschen, gute Laune und das Klosterareal ist wie ein riesiger Spielplatz, auf dem nicht viel kaputt gehen kann. Bei drei Jungs zwischen einem und sieben Jahren sei das auch wichtig, erzählt er. "Alles, was nicht abgeschlossen ist, darf betreten werden", laute der Grundsatz für die Kinder. Und es gilt die gegenseitige Rücksichtnahme: Zum Beispiel, wenn eine Besuchergruppe zum Schweigen da ist. Dann wird an einer anderen Stelle Ball gespielt oder getobt.    

    Aber auch die Brüder machen mit den Kindern neue Erfahrungen. So ist der Fünfjährige der Familie Gogg oft bei Bruder Schorsch in der Schlosserei zu finden. "Das ist ein bisschen so, als wären sie plötzlich alle Großväter", beschreibt es Vater Marco. Er ist gelernter Kaufmann und hat danach ein Theologiestudium angehängt. Er und seine Frau arbeiten auch im Klosterbetrieb mit. Sie im Gästebüro, er steigt im Juni als Geschäftsführer im Leitungsteam mit ein.  

    Nach knapp neun Monaten in der neuen Heimat kommt langsam Ruhe und Struktur rein ins Familienleben. Und Fahrt in die Arbeit: "Wir wollen das Kloster für die Region relevanter machen. Mehr öffnen für Familien und Kinder und eine Begegnungsstätte werden'", so Gogg. Christliche Angebote gehörten dabei dazu, aber auch Konzerte, Tage der Begegnung oder österliche Entdeckungstouren über das Klostergelände.  

    "Unser Ziel ist, in 20 Jahren noch hier zu sein. Damit die nächste Generation weiterführen kann, was wir angefangen und von den Brüdern übernommen haben", so Gogg. Ein Traum wäre auch, dass sich noch viele Menschen finden, die das Kloster und die Bruderschaft finanziell unterstützen. "Dann könnten wir auch den Westflügel ausbauen, um ihn zukünftig zu nutzen." Wie es bei der Weggemeinschaft weitergeht? Im Sommer stößt noch eine weitere Familie zu ihnen. Damit ist der Kreis erst einmal geschlossen. Was nicht heißt, dass in Zukunft keine weiteren Menschen, auch Singles, mehr erwünscht sind. "Da sind wir offen", sind sich alle einig.  

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