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Karlstadt: 30 Jahre voller Emotionen, Anekdoten, Pleiten und Erfolge: Rückblick zum Jubiläum des Umsonst & Draußen Karlstadt

Karlstadt

30 Jahre voller Emotionen, Anekdoten, Pleiten und Erfolge: Rückblick zum Jubiläum des Umsonst & Draußen Karlstadt

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    Beim ersten Umsonst & Draußen Karlstadt im Jahr 1993 spielten gerade einmal fünf Bands.  
    Beim ersten Umsonst & Draußen Karlstadt im Jahr 1993 spielten gerade einmal fünf Bands.   Foto: Archiv U&D Karlstadt

    Die Arbeiten auf dem Festivalgelände am Saupurzel in Karlstadt sind schon seit einigen Tagen in vollem Gange. Seit der ersten Ausgabe des Umsonst & Draußen (U&D) im Jahr 1993, fanden dort insgesamt 75 Festivaltage statt. Rechnet man die etwa 290 Tage für Auf- und Abbau dazu, stehen unterm Strich 365 Tage – also glatt ein Jahr – in dem sich das Organisationsteam von Troja innerhalb der drei Jahrzehnte um den Betrieb des Musik- und Kulturevents gekümmert hat. Seitdem spielten fast 600 Bands dort ihr Set – soweit die Berechnungen des Pressebeauftragten Jakob Schreiner. Zum 30. Jubiläum sollen nun knapp 30 weitere dazukommen.

    In drei Jahrzehnten hat sich beim Umsonst und Draußen Karlstadt viel getan. Das Festival ist gewachsen, die Namen der Bands wurden größer, das Orgateam erlebte Erfolgserlebnisse und Rückschläge.
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    Aber von vorne: Wie eine ausführliche Chronik des Festivals zeigt, wird die Idee für den "kleinen Bruder" des Würzburger U&D abends beim Bier geboren. Mit Troja wird extra ein gemeinnütziger Verein gegründet, um der Jugend- und Kulturszene etwas zu bieten. Am Samstag, 24. Juli 1993, wird das damals eintägige Festival mithilfe von acht Sponsoren, einer provisorischen Bühne und von lokalen Musikern ausgeliehener Technik aus der Taufe gehoben. Fünf Bands liefern handgemachten Soul, Rock, Blues und Folk.

    In den ersten Jahren des Umsonst & Draußen Karlstadt war vieles anders als heute – auch, was den Kleidungsstil und die Haarpracht der Besucherinnen und Besucher angeht. 
    In den ersten Jahren des Umsonst & Draußen Karlstadt war vieles anders als heute – auch, was den Kleidungsstil und die Haarpracht der Besucherinnen und Besucher angeht.  Foto: Archiv U&D Karlstadt

    Mit dem Satz "Aller Anfang ist schwer" lässt sich die Geschichte des Festivals nur bedingt beschreiben. Das Learning-by-Doing-Projekt hielt immer wieder Überraschungen und Rückschläge für das Team bereit. Mehrmals standen die Organisatoren auch aufgrund ihres Minimalbudgets mit dem Rücken zur Wand. Trotzdem konnte das U&D unterm Strich jedes Jahr wachsen und sich weiterentwickeln. 

    Festival schon vor der Jahrtausendwende kurz vor dem Aus

    Im Laufe der Zeit gab es viele kleine und größere Veränderungen. 1995 gingen die Bewerbungen der Bands noch über die heute antiquarische Musikkassette ein. Die sechs mal acht Meter große Bühne wird überdacht. Einige Verkaufsstände säumen den Platz "Am Mäuerle", dazwischen tummeln sich die Besucherinnen und Besucher. Erstmals wird ein richtiger Backstage-Bereich eingerichtet. Die Polizei wirkt bei der dritten Ausgabe etwas nervös und lässt es sich nicht nehmen, das gesamte Umsonst-&-Draußen-Festival zu filzen.

    Ein Jahr später wird der Sonntag mit dazu genommen, das Festival geht über ein ganzes Wochenende. Bewerbungen auf CDs lösen die Kassetten ab. Ein Grafiker gestaltet Logo und Plakate. Am Ende stehen trotzdem 3000 Euro Minus und Unstimmigkeiten im Team. Auch das Folgejahr läuft finanziell nicht besser. 1998 steht das U&D Karlstadt sogar kurz vor dem Aus. Ein neuer Vorsitzender für die Vereinsabteilung "Veranstaltungen" reißt das Ruder herum und führt einen dritten Festivaltag ein. Das umbenannte "Karschter Umsonst und Draußen" bietet den Besuchern ganze 21 Bands.  

    Bei der 17. Ausgabe des U&D Karlstadt im Jahr 2009 kam es hinter und rund um die Bühnen zu einigen Zwischenfällen. Eine der Bands zerstörte sogar ihr Hotelzimmer.
    Bei der 17. Ausgabe des U&D Karlstadt im Jahr 2009 kam es hinter und rund um die Bühnen zu einigen Zwischenfällen. Eine der Bands zerstörte sogar ihr Hotelzimmer. Foto: Archiv U&D Karlstadt

    Sonnenstich, Lkw-Pannen und Bienennester

    Es folgen verschiedene Anekdoten, die zeigen, wie viel Unerwartetes bei so einem Festival passieren kann: 1999 bricht die neue Runddachbühne schon vor Beginn des Festivals zusammen. Zwei Jahre darauf hat das Team zwischenzeitlich Angst, dass das Bier nicht reichen könnte. Im Jahr 2006 muss ein Sänger, der bei 35 Grad auf der Bühne umgekippt war, im Backstage-Pool aufgepäppelt werden.

    Das 15. U&D versinkt im Schlamm, die Autos der Besucher können nur mit Traktoren bewegt werden. Nachher sind 4500 Euro Verlust auf dem Vereinskonto und Troja wird rückwirkend die Gemeinnützigkeit aberkannt. Ein Jahr später tauchen einige Bands unentschuldigt nicht auf und ein Lkw, der beim Abbau Material nach Würzburg fahren soll, bleibt an der Alten Mainbrücke hängen – alle Einnahmen sind futsch. Möglich ist die Finanzierung des Festivals ohnehin lange nur gewesen, weil viele Bands auf ihre Gage verzichteten.

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    Im Jahr 2009 verwandelt sich ein Süßigkeitenstand während des U&D in ein riesiges Bienen- und Wespennest und muss vorzeitig geschlossen werden. Eine Band zerstört nach dem Auftritt ihr vom Team gebuchtes Hotelzimmer und sorgt damit für die letzte Buchung in dieser Unterkunft. Doch auch diese Ereignisse bringen das Team nicht aus dem Konzept. "Katastrophen gehören zum Festival. Da gibt es größere und kleinere. Da wir ja offensichtlich bis jetzt jede von ihnen pariert haben, nehmen wir mittlerweile sehr vieles mit Humor", heißt es in einer einst erstellten Chronik der Festivalgeschichte.

    Trotz aller Widrigkeiten arbeitet Troja stetig daran, an vielen Stellschrauben zu drehen, um das Festival weiterzubringen: 2002 gab es etwa erstmals eine zweite Bühne, die heute als Trailer Stage etabliert ist. Die Anzahl der Stände wurde deutlich erhöht und ein Bürocontainer zur neuen Teamzentrale.

    Das Gelände am Saupurzel ist seit jeher Schauplatz des Karlstadter Festivals. Heute wird der vorhandene Platz auf dem Areal deutlich mehr ausgeschöpft als früher.
    Das Gelände am Saupurzel ist seit jeher Schauplatz des Karlstadter Festivals. Heute wird der vorhandene Platz auf dem Areal deutlich mehr ausgeschöpft als früher. Foto: Archiv U&D Karlstadt

    Heute will man eher qualitativ wachsen

    Das 25. U&D am Saupurzel zeigte, dass ein Jubiläum eine Belastungsprobe fürs ganze Team ist. Um den höheren Besucherzahlen gerecht zu werden, wurde 2017 die Getränkelogistik neu aufgebaut. Das Festival kam an seine Kapazitätsgrenzen. Die zur Verfügung stehenden Helferinnen und Helfer konnten nicht mehr Arbeit leisten, als in diesem Jahr aufgebracht wurde. Deshalb wurde damals – für die Folgejahre bis heute – beschlossen, eher qualitativ als quantitativ zu wachsen.

    In den Ausgaben rund um die Corona-Pause lautete das Stichwort daher "Professionalisierung". Überraschungen kommen immer noch vor, aber nicht mehr in dieser Häufigkeit und Intensität wie vor 20 Jahren. Um der wichtigsten Leitlinie des kostenlosen Festivals für alle treu zu bleiben, ist die Finanzplanung nach wie vor eng bemessen.

    Auch das Organisations- und Helferteam des Umsonst & Draußen Karlstadt wuchs und veränderte sich kontinuierlich. Manche der Verantwortlichen sind von Anfang an mit dabei.
    Auch das Organisations- und Helferteam des Umsonst & Draußen Karlstadt wuchs und veränderte sich kontinuierlich. Manche der Verantwortlichen sind von Anfang an mit dabei. Foto: Archiv U&D Karlstadt

    Umso hilfreicher sind Geldspritzen wie die kürzliche Festivalförderung der Bundesregierung. Sie helfen dabei, die Mitglieder des Teams bei der Stange zu halten. Diese bringen jedes Jahr Urlaub, Zeit, Geld und Energie ein und verzichten dabei auf Bezahlung, um das Umsonst & Draußen in Karlstadt weiterhin als familiäres Festival und kulturelles Aushängeschild der Stadt zu erhalten. 

    Hinweis: Trotz sorgfältiger Recherche konnten die Rechteinhaber der Fotos nicht ermittelt werden. Sie werden gebeten, sich bei der Redaktion zu melden.

    Neuer Shuttle mit dem Karschter BüssleNeu in diesem Jahr: Das Karschter Büssle bietet einen Shuttle zum Festivalgelände an. Es fährt immer 20 Minuten vor Geländeöffnung des jeweiligen Tages los und verkehrt im 20-Minuten-Takt zwischen den Haltestellen Neues Rathaus, Tegut, Johann-Schöner-Gymnasium/Schulzentrum und dem Festivalgelände. Die letzte Fahrt startet immer um 21 Uhr. Helfer mit Pass fahren kostenlos, für Besucherinnen und Besucher kostet eine Fahrt zwei Euro. Quelle: U&D Karlstadt

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