Wilhelm Weimer sagt, er sei viele Jahre das Gesicht der Feuerwehr in Fellen gewesen. In der Vergangenheit kam es häufig vor, dass bei einem Brand oder ähnlichem nicht der Notruf gewählt, sondern "der Willi" privat angerufen wurde, erzählt er. "Weil ich halt immer geholfen habe." Das sei auch mal unbürokratisch gegangen. Vor Kurzem erst habe ihn ein Bekannter angerufen, dass beim Nachbar Rauch aus der Scheune komme. "Das war knapp", sagt er. Mit Gießkannen im Hof konnte er das kleine Feuerchen löschen, bevor die Flammen mehr Schaden anrichten konnten. "Wäre die Feuerwehr gerufen worden, wäre es zu spät gewesen, glaube ich."

Nach fast 48 Jahren hat Weimer bei der Generalversammlung im März den aktiven Dienst bei der Feuerwehr, darunter 24 Jahre als stellvertretender Kommandant, beendet. Er räumte danach seine privaten Sachen aus dem Spind. "Dann hab ich meinen Namen abgekratzt", sagt der 62-Jährige. Er könne, auch nach einem schweren Herzinfarkt vor 14 Jahren, körperlich nicht mehr so. Und es sei jetzt auch gut, meint er. Momentan kämen viele junge Leute nach, deswegen stehen auch mehrere neue Spinde im Feuerwehrhaus. 35 Aktive seien es derzeit etwa. "Es läuft sehr gut, da kann man mit ruhigem Gewissen aufhören."
"Es läuft sehr gut, da kann man mit ruhigem Gewissen aufhören."
Wilhelm Weimer über die Feuerwehr Fellen
Mit 15 Jahren, da machte er gerade eine Maurerlehre, fing er 1977 bei der Feuerwehr an. "Das war ja damals eigentlich erst ab 16, aber das ist auf so einem Dörfle ja egal." Andere seien auch so jung gewesen. Sein erstes Abzeichen machte er auch schon mit 15, bekam es aber nicht, da er noch keine 16 war. Und da Ehrungen für jahrzehntelangen aktiven Dienst erst ab 18 zählen, fehlten ihm immer die ersten drei Jahre, erzählt er.
Unzählige Male war er auf Beerdigungen ehemaliger Feuerwehrkameraden
Dafür war er mit 15 Jahren gleich zum ersten Mal als Sargträger mit dabei. Seither sei ein recht hoher Stapel an Trauerbildchen von ehemaligen Feuerwehrkameraden oder Mitgliedern des Feuerwehrvereins zusammengekommen. Die habe er alle aufgehoben. Neulich erst habe er wieder eine Urne getragen.
Und als er gerade frisch dabei war, feierte die Feuerwehr Fellen im Sommer 1977 ihr 100-jähriges Bestehen mit einem großen Fest. Als ein schweres Gewitter kam, habe es die Plane vom Anbau auf die Kuchentheke gewedelt. Die Jungfeuerwehrler mussten vom Sägewerk Sägemehl holen, um damit den Boden im Zelt wieder trocken zu bringen, erinnert er sich. Früher seien bei Feuerwehrfesten 2000-Mann-Zelte normal gewesen, und man sei mit Bussen zu den Festen gefahren. Beim Fest zum 150. Bestehen der Feuerwehr Fellen in zwei Jahren werde nur ein kleines Zelt aufgestellt.
"Früher gab es mehr Brände."
Ehemaliger zweiter Kommandant Wilhem Weimer
Die erste Spritze von 1877 existiere noch, wie auch die erste Motorspritze von 1935. Beide wurden schon in den 90er Jahren wieder instand gesetzt. Die von 1877 habe die Feuerwehr wegen eines Holzwurmbefalls in die Trockenkammer eines Sägewerks gebracht, erzählt er. Die von 1935 habe Fellen während des Kriegs an Schweinfurt abtreten müssen. Später sei sie wieder zurückgekommen und der Feuerwehr im benachbarten Wohnrod überlassen worden.
Erinnerung an Großbrand in Rollladenfabrik in Aura
"Früher gab es mehr Brände", sagt Weimer. "Heute gibt es ja nicht mehr so viele Ställe und Scheunen, wo Betrieb ist." Einen richtig großen Brand in Fellen habe er nicht erlebt. Er erinnert sich aber an zwei größere Brände im Nachbarort Aura. Bei einem Kuhstallbrand irgendwann nach der Jahrtausendwende habe er einen Polizisten, der gerade durch eine Tür schaute, voll mit dem Strahl erwischt, amüsiert er sich. Und als er noch jung war, habe eine Rollladen-Fabrik in Aura gebrannt. Die Hitze durch den verbrennenden Kunststoff sei so stark gewesen, dass Rollläden an Nachbarhäusern geschmolzen seien, weshalb sie die umstehenden Häuser zur Kühlung abspritzen mussten. Atemschutz hätten sie damals noch keinen gehabt.

Die Feuerwehr Fellen hatte jahrzehntelang weder ein Feuerwehrgerätehaus noch ein Feuerwehrauto. Erst im Jahr 2000 gab die Gemeinde grünes Licht für den Bau eines Feuerwehrhauses. Es sei mit über 4000 Stunden Eigenleistung gebaut worden. "Vom Bauholz schlagen bis zum Hof pflastern haben wir das durchgezogen", so Weimer. 2002 erhielt Fellen dann das erste Feuerwehrauto. Zuvor habe es nur einen Schlepperanhänger gegeben. "Das war halt so", meint Weimer.
Vergangenes Jahr sprang er noch einmal als Fahrer ein
Bis 2018 war er stellvertretender Kommandant. Sein letzter offizieller Einsatz war vergangenen Sommer. Als die Sirene ging, fuhr er mit dem Fahrrad zum Feuerwehrhaus. Es sei außer ihm keiner dagewesen, der das Fahrzeug fahren konnte. "Da hab ich noch mal ausgeholfen", erzählt er. Neben ihm habe der langjährige Kommandant Rainer Lutz, der ein Jahr älter als Weimer ist, gesessen. Nach dem Einsatz habe er zu Lutz gesagt: "Wir zwei sind 125 Jahre alt, es reicht."
Der aktive Dienst bei der Feuerwehr sei durchaus belastend: "Jeden Tag, 24 Stunden, muss man damit rechnen, dass die Sirene geht", sagt Weimer. Er kann sich außerdem an schwere Verkehrsunfälle erinnern, darunter ein tödlicher Unfall einer jungen Frau vor ein paar Jahren. Einige Mitglieder der erst 2015 gegründeten Helfer-vor-Ort-Gruppe Fellen hätten danach aufgehört. "Das muss man verkraften."
Ganz raus ist Weimer noch nicht bei der Feuerwehr. Sein Amt als Kassier im Feuerwehrverein, das er seit acht Jahren innehat, hat er noch zwei Jahre.