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Thüngen: 52 "Rekruten" lernen die Truppe kennen

Thüngen

52 "Rekruten" lernen die Truppe kennen

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    Sechs Teilnehmergeloben mit der Hand auf der Truppenfahne der Infanterieschule. 
    Sechs Teilnehmergeloben mit der Hand auf der Truppenfahne der Infanterieschule.  Foto: Benjamin Bendig

    Gelöbnisse der Bundeswehr sind weitestgehend aus der Öffentlichkeit verschwunden. Nicht so in Thüngen. Dort fand am Montag auf dem Marktplatz ein besonderes Gelöbnis statt. Die Teilnehmer der „Informationsveranstaltung für zivile Führungskräfte“ legten dort vor zahlreichen Gästen ihren Schwur ab. Dies teilte die Infanterieschule Hammelburg nun mit. Dem Text sind auch die folgenden Informationen entnommen. 

    Brigadegeneral Matz (links) und ein Ausbilder ziehen den Teilnehmern nach dem Gelöbnis die Dienstgradabzeichen auf: Nun sind aus Zivilisten Soldaten geworden.
    Brigadegeneral Matz (links) und ein Ausbilder ziehen den Teilnehmern nach dem Gelöbnis die Dienstgradabzeichen auf: Nun sind aus Zivilisten Soldaten geworden. Foto: Benjamin Bendig

    Die insgesamt 52 „Rekruten“ sind in diesem Fall keine gewöhnlichen Rekruten, wie Brigadegeneral Michael Matz, Kommandeur der Hammelburger Infanterieschule und General der Infanterie, beschreibt: "Sie als Teilnehmer sind unsere Multiplikatoren. Führungskräfte aus der zivilen Wirtschaft, Vertreter der Politik bis auf Bundesebene, Vertreter des öffentlichen Rechts und hohe Beamte verschiedener Behörden." Die Teilnehmer seien für eine Woche zur Bundeswehr gekommen, um sich einen Einblick in die Streitkräfte geben zu lassen. Und um im Anschluss an diese Veranstaltung aussagekräftig zu sein. Vor allem aber auch aus persönlichem Interesse an der Bundeswehr.  

    Das Heeresmusikkorps Veitshöchheim zog durch die engen Gassen Thüngens ein.
    Das Heeresmusikkorps Veitshöchheim zog durch die engen Gassen Thüngens ein. Foto: Benjamin Bendig

    Angekommen am sogenannten „Planplatz“, säumten bereits einige Interessierte das militärische Zeremoniell, bis sich zum Beginn des Gelöbnisses der ganze Platz füllte. Die Aufregung in den Reihen der Teilnehmer war deutlich spürbar – doch das gemeinsame Vorüben mit dem sogenannten „Ehrenzug“, einer speziellen Formation von Soldaten bei feierlichen Anlässen, schaffte Handlungssicherheit. Auch das Heeresmusikkorps Veitshöchheim war bereits eingetroffen, um das Gelöbnis musikalisch zu begleiten.  

    Oberstleutnant kritisiert mangelnde gesellschaftliche Haltung

    Auch der Bürgermeister Lorenz Strifsky fand Worte des Lobes und Dankes: "Es ist keine Selbstverständlichkeit in der heutigen Zeit, in der die Welt aus den Fugen zu geraten scheint, zur Bundeswehr zu gehen, umso mehr gilt mein Dank denjenigen, die für Freiheit, Menschlichkeit und Frieden eintreten. Dass wir uns hier heute an unserem altehrwürdigen Planplatz befinden, soll Dank, Anerkennung und Wertschätzung gegenüber Ihnen ausdrücken!"

    Der Lehrgruppenkommandeur schreitet gemeinsam mit dem Bürgermeister die Front der angetretenen Soldaten als Zeichen der Ehre und Wertschätzung ab.
    Der Lehrgruppenkommandeur schreitet gemeinsam mit dem Bürgermeister die Front der angetretenen Soldaten als Zeichen der Ehre und Wertschätzung ab. Foto: Benjamin Bendig

    Oberstleutnant Andreas Eichhorn, der Kommandeur der Lehrgruppe A hielt eine Rede, die das aussprach, was in den Köpfen vieler Soldaten vorgeht: "Die Barbarei ist spätestens mit dem völkerrechtswidrigen Angriff Putins auf die Ukraine nach Europa zurückgekehrt und hat die Debatte um die Kriegstüchtigkeit unserer Armee schneller denn je in unsere Köpfe katapultiert." Eben diese Kriegstüchtigkeit solle gemäß dem Generalinspekteur, General Carsten Breuer, bis 2029 sichergestellt werden. Die mangelnde Wehrhaftigkeit begründe sich laut dem Militärexperten Carlo Masalla, einem der führenden Politikwissenschaftler in Deutschland, nicht nur in der mangelnden Ausstattung der Streitkräfte, sondern gesamtgesellschaftlich, denn das "Mindset", also die geistige Haltung der Gesellschaft und der damit verbundene Rückhalt der Streitkräfte, fehle.

    Für viele Besucher war das Gelöbnis ein ungewohntes Bild, denn so viele Soldaten sieht man selten in der Öffentlichkeit zusammen.
    Für viele Besucher war das Gelöbnis ein ungewohntes Bild, denn so viele Soldaten sieht man selten in der Öffentlichkeit zusammen. Foto: Benjamin Bendig

    Betroffenheit, nachdenkliche Gesichter und bejahendes Nicken erntete Oberstleutnant Eichhorn mit einer ganz bestimmten Passage: "Und wenn wir auch vor 2029 gebraucht werden, dann gehen wir! Wir gehen unter anderen Bedingungen als gewohnt, denn internationales Krisenmanagement ist anders als Landes- und Bündnisverteidigung. Wir können es uns dann nicht mehr länger aussuchen, ob wir gehen und mit wem und wie lange. Wir gehen dann. Wir gehen, wie wir sind und mit dem, was wir haben."

    Der Dienstgrad gilt nur während des Lehrgangs

    Ein jedes Gelöbnis erreicht seinen Höhepunkt mit den Worten: "Soldaten sprechen Sie mir nach!", denn das ist der Zeitpunkt, an dem die angehenden Soldaten geloben, das Recht und die Freiheit des Deutschen Volkes tapfer zu verteidigen. Mit diesen Worten drücken die frisch gebackenen Soldaten ihren Willen aus, nötigenfalls mit ihrem Leben für das Leben anderer, für die Freiheitlich Demokratische Grundordnung und den Schutz des Landes, dessen Traditionen, Werte und Normen einzutreten.

    Die Teilnehmer vor der Verleihung der Dienstgrade angetreten auf dem Planplatz in Thüngen.
    Die Teilnehmer vor der Verleihung der Dienstgrade angetreten auf dem Planplatz in Thüngen. Foto: Benjamin Bendig

    Nachdem die Soldaten diesen Schwur geleistet hatten, folgte die Verleihung der Dienstgrade. Anders als bei gewöhnlichen Gelöbnissen stiegen die Teilnehmer mit dem temporären Dienstgrad "Oberleutnant" ein.  Temporär, da sie diesen am Ende des Lehrgangs wieder abgeben müssen.

    Die Truppenfahne mit ihren Fahnenbegleitoffizieren, rechts daneben schloss sich der Ehrenzug an. 
    Die Truppenfahne mit ihren Fahnenbegleitoffizieren, rechts daneben schloss sich der Ehrenzug an.  Foto: Benjamin Bendig
    Der „Planplatz“ in der Abendsonne.
    Der „Planplatz“ in der Abendsonne. Foto: Benjamin Bendig
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