Jetzt also doch: Das derzeit am Lohrer Sommerberg entstehende Zentralkrankenhaus für den Landkreis wird deutlich teurer, als bisher angenommen. Wie der stellvertretende Klinikreferent Albert Prickarz in der Kreistagswerkausschusssitzung am Mittwoch mitteilte, geht man nach Fortschreibung des Baukostenindexes derzeit von Gesamtkosten in Höhe von 234,5 Millionen Euro aus. Das sind gut 70 Millionen mehr, als bisher veranschlagt waren. Die Kreisräte hatten dies bereits zu einem früheren Zeitpunkt in einer nichtöffentlichen Klausurtagung erfahren.
Durch die erhöhten Kosten steigen zwar die Fördermittel von bisher 109 auf nun knapp 157 Millionen, dennoch klettert auch der Anteil, den der Landkreis Main-Spessart aus eigener Tasche finanzieren muss, um rund 30 Millionen auf 83 Millionen in die Höhe.

5,3 Millionen Euro Zinsen für Zwischenfinanzierung
Da die Fördermittel nicht punktgenau mit dem Baufortschritt ausgezahlt werden, muss der Landkreis laut Prickarz 47,7 Millionen zwischenfinanzieren. Dafür fallen voraussichtlich 5,3 Millionen Euro an Zinsen an.
Es sei "uns allen klar" gewesen, dass der Bau teurer werde, meinte in der Sitzung Gerhard Kraft (Grüne); aber das Projekt sei trotzdem "machbar".

Mit Blick auf die notwendige Zwischenfinanzierung sowie weitere Großprojekte des Landkreises wollte Manfred Goldkuhle (CSU) wissen, ob die Genehmigungsfähigkeit künftiger Kreishaushalte infrage gestellt sei. Darauf müsse man jedes Jahr neu blicken, meinte Kämmerer Thomas Hubrich; eventuell müsse man an der Kreisumlage "drehen", oder auch andere Projekte schieben. "Wir werden uns die nächsten Jahre sehr strecken müssen", lautete Christian Menigs (UGM) Einschätzung.

Während die Kosten für den Krankenhausneubau in die Höhe schießen, sieht es beim Betriebsdefizit des bestehenden Klinikums Main-Spessart mit seinem Krankenhaus in Lohr und den beiden Seniorenheimen in Gemünden und Marktheidenfeld besser aus. Lag der Fehlbetrag im Jahr 2023 noch bei rund 9,5 Millionen Euro, so rechnen die Verantwortlichen 2024 trotz schwieriger Rahmenbedingungen mit einem Defizit von nur noch 5,6 Millionen; davon entfallen rund 93.000 Euro auf die beiden Seniorenheime.
Erschließungsstraße für Neubau soll im zweiten Quartal fertig werden
Vor allem höhere Fallzahlen – sprich: mehr Patienten – sollen zum Sinken des Defizits beitragen, ging aus Prickarz' Ausführungen hervor. Ab 2027, wenn der Neubau stehe, sei mit einer weiteren Effizienzrendite von rund fünf Millionen Euro zu rechnen.
Der Werkausschuss empfahl dem Kreistag, dem Wirtschafts- und Stellenplan 2024 zuzustimmen und den Höchstbetrag der Kassenkredite auf 9,5 Millionen Euro festzusetzen.
Einen ausführlichen Sachstandsbericht zum derzeit entstehenden Zentralkrankenhaus gab Neubau-Leiter Roland Wolf.

Demnach steht der Baufortschritt derzeit im Einklang mit der terminlichen Planung der Gesamtmaßnahme. Vor gut zwei Wochen wurde mit der Baustelleneinrichtung und den Erdbauarbeiten für den Krankenhaus-Neubau begonnen. Die Rohbauarbeiten sollen im dritten Quartal starten. Die Erschließungsstraße soll im zweiten Quartal fertig werden.
Die auf der Internetseite des Klinikums aufgelisteten erfolgten Auftragsvergaben im Zusammenhang mit dem Krankenhausneubau summieren sich inzwischen auf rund 13,3 Millionen Euro.
Schließlich gab Prickarz dem Werkausschuss noch einen Einblick in den Dschungel der Krankenhausstrukturreform, wo vieles noch unklar ist.