Nicht nur die Stadträte hatten Projektentwickler Wilhelm Sträter und Investor André Muth von der KIZ GmbH in Bad Soden-Salmünster geladen, auch die Nachbarn des neuen Einkaufszentrums waren zum kleinen Imbiss geladen, der nach den Ansprachen in der kalten Halle von innen wärmte.
Mit dem evangelischen Pfarrer Paul Häberlein ging es in die Bäckerei Rudolph zum kirchlichen Segen. Das Eußenheimer Geschäft ist (noch) das einzige heimische neben den Filialisten Lidl, Deichmann, Takko, Tedi, Erstings Family, Getränke Logo, Vodafone und KiK.
Kaufmännisch-nüchtern der Rückblick von André Muth, Geschäftsführer der KIZ GmbH, die 5,2 Millionen Euro in Grundstückskauf und Baulichkeiten investiert hat: 4500 Quadratmeter Nutzfläche und 186 Parkplätze auf 12 500 Quadratmetern. "Im Oktober stellte uns Projektentwickler Wilhelm Sträter das Gelände vor, mit Leuten in Karlstadt, mit denen wir was anfangen können. Das ist nicht immer so", erklärte Muth, der als früherer Mitarbeiter im Zementwerk Schwenk die Stadt kennt. Am 25. November 2004 erfolgte die einstimmige Aufnahme im Stadtrat. Und weil sich auch die Genehmigungsbehörden Landratsamt und Regierung von Unterfranken beeilten, wurde nach Erteilung der Baugenehmigung am 23. März 2005 am 19. Mai der Spatenstich gesetzt "bei schönerem Wetter als heute", so Muth.
Der Sodener Geschäftsführer hob 70 neue Arbeitsplätze in Voll- und Teilzeit hervor, über die sich Karlstadts Bürgermeister Karl-Heinz Keller freute. Der Bürgermeister betonte, dass das EKZ keine Konkurrenz zur Altstadt, sondern eine Ergänzung sein soll. Beide sollen die Kaufkraft an Karlstadt binden und eine weitere Abwanderung nach Würzburg verhindern. Keller betonte, die Stadt werde ihr Augenmerk auf die Händler in der Altstadt haben, mehr als auf die Geschäfte im EKZ. Den Vorteil der Parkplätze mache die Altstadt mit ihrem unvergleichlichen Ambiente wett.
Keller betonte auch die begleitende Verbesserung der Infrastruktur nach Westen und Norden mit Öffnung der Karolingerbrücke am 9. Dezember.
Den Spagat in Karlstadt mit Handel in der Altstadt und auf dem neuen Einkaufszentrum sprach auch stellvertretender Landrat Roland Metz an. "Der Markt verändert sich. Der frühere Tante-Emma-Laden ist heute ein Selbstbedienungsmarkt auf 800 Quadratmetern." Auch Metz glaubt, dass sich beide Einkaufsstandorte befruchten. 70 Arbeitsstellen bedeuten auch, dass sich die Kaufkraft erhöhen werde, weil das Geld hier wieder ausgegeben werde. Metz: "Es ist ein guter Tag für Karlstadt. Und wenn es der Kreisstadt gut geht, geht es dem Landkreis gut."

Der katholische Pfarrer Klaus Beißwenger mahnte, bei aller Freude auf ein Leben in Fülle den sozialen Aspekt nicht zu vergessen: "Es gibt viele alte Menschen und Arbeitslose, die diese Geschäfte nicht aufsuchen können."