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Gemünden: Acht Jahre nach seinem historischen ESC-Ausstieg: Was macht eigentlich der Gemündener Andreas Kümmert?

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Acht Jahre nach seinem historischen ESC-Ausstieg: Was macht eigentlich der Gemündener Andreas Kümmert?

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    Historischer Fernsehmoment am 5. März 2015 in Hannover: Sänger Andreas Kümmert aus Gemünden (Lkr. Main-Spessart) gewinnt den deutschen Vorentscheid beim Eurovision Song Contest, nimmt die Wahl aber nicht an. Mit im Bild Moderatorin Barbara Schöneberger.
    Historischer Fernsehmoment am 5. März 2015 in Hannover: Sänger Andreas Kümmert aus Gemünden (Lkr. Main-Spessart) gewinnt den deutschen Vorentscheid beim Eurovision Song Contest, nimmt die Wahl aber nicht an. Mit im Bild Moderatorin Barbara Schöneberger. Foto: Peter Steffen, dpa

    Es ist ein Stück Fernsehgeschichte, das Andreas Kümmert am 5. März 2015 schreibt. Bei der Telefonabstimmung küren ihn fast 80 Prozent der Fernsehzuschauer zum Sieger des deutschen Vorentscheids für den Eurovision Songcontest (ESC). Doch der Sänger aus Gemünden (Lkr. Main-Spessart) steigt aus - und verzichtet auf die Reise zum Finale in Wien, wo er mit seinem Song "Heart of Stone" womöglich Siegchancen gehabt hätte.

    Wenn jetzt an diesem Freitag mit Trong Hieu Nguyen aus Bad Kissingen erneut ein Sänger aus Unterfranken versucht, einen Platz beim beliebten Wettstreit zu ersingen, werden Erinnerungen an jenen Abend vor acht Jahren in Hannover wach. Und an Andreas Kümmert.

    Gerne hätte die Redaktion den mittlerweile 36-Jährigen gefragt, wie er heute auf die Geschehnisse von damals blickt. Doch Kümmerts Management sagt ein zunächst von ihm zugesagtes Gespräch wieder ab. Man sehe aktuell "keine Notwendigkeit, die ESC-Geschichte von 2015 erneut zu erzählen", heißt es in einer Mail. "Das ist für uns lange, lange her." Lieber befasse man sich mit neuen Projekten.

    Kümmert löst Schockstarre in der Halle aus

    Es ist kurz vor halb elf, als Kümmert an jenem Abend im März 2015 zitternd auf der Bühne in der TUI-Arena steht und wartet, dass Moderatorin Barbara Schöneberger in der Livesendung der ARD das Resultat des Zuschauer-Votings verkündet: Andreas Kümmert hat gewonnen. Er scheint überwältigt. Blitzlichtgewitter. Wenig später spricht der Gemündener die historischen Worte: "Ich bin nicht wirklich in der Verfassung, diese Wahl anzunehmen. Ich gebe meinen Titel an Ann-Sophie." Schockstarre auf der Bühne. Das Publikum in der Halle raunt.

    Schöneberger indes behält kühlen Kopf und reagiert nach außen souverän auf diesen, wie sie sagt, "Coitus interruptus der schlimmsten Sorte". Sekunden später erklärt sie die zweitplatzierte Ann-Sophie zur Deutschland-Vertreterin beim Songcontest in Österreich. Die Hamburgerin wird im Mai in Wien schließlich den letzten Platz belegen. Null Punkte für Deutschland.

    Kümmert erntet Enttäuschung und Zustimmung 

    Kümmerts Rückzug spaltet die TV-Nation. Vor allem in den sozialen Netzwerken wird heftig diskutiert. Während die einen von den vermeintlichen Launen des Mannes mit der markanten Stimme enttäuscht und genervt sind, feiern ihn andere als einen Künstler, der sehr authentisch für seine Musik lebt und sich standhaft weigert zu funktionieren, wie es die Branche wohl verlangt. Dabei ist das Rampenlicht an diesem ESC-Abend so neu für Kümmert nicht. Bereits 2013 sorgte er für Fernsehschlagzeilen - mit seinem Sieg bei der Sat.1/Pro7-Castingshow "The Voice of Germany".     

    Andreas Kümmert im Juli 2022 bei einem Auftritt in Karlstadt.
    Andreas Kümmert im Juli 2022 bei einem Auftritt in Karlstadt. Foto: Fabian Gebert

    Was viele an diesem Abend in Hannover ahnen, macht Andreas Kümmert Monate später in Interviews  öffentlich: Er spricht offen von Angststörungen und Panikattacken. Symptome einer Depression, wegen der er nun in Behandlung sei. Der Sänger hat Atemnot und Todesangst schon vor dem Auftritt in Hannover beschrieben. Die Vorstellung, sich beim ESC-Finale in Wien komplett verstellen zu müssen, habe letztlich dazu geführt, die Reißleine zu ziehen. Getrieben habe ihn die "blanke Angst", sagt er 2016 im Gespräch mit dieser Redaktion.

    Seitdem besinnt sich der Gemündener weiter auf das, was er am besten kann: Mit erdigem, souligen Rock und Blues bespielt er Konzerthallen, Clubs und Festivals in ganz Deutschland und darüber hinaus. Kümmert genießt die Nähe zum Publikum hier. Abseits des grellen Rampenlichts der TV-Scheinwerfer fühlt er sich bei seinen Auftritten offensichtlich wohl. Mit dem ganzen Körper - und der Seele - legt er sich in die Songs, in die eigenen Balladen genauso wie in Klassiker von Elton John oder Joe Cocker. 

    Als in Corona-Zeiten dann - gezwungenermaßen - der Kontakt zum Publikum fehlt, versucht Kümmert versucht sich in Videoformaten, baut einen Bus zur Bühne um und spielt für einzelne Familien. Vorübergehend aber sorgt er auch wieder für Schlagzeilen jenseits der Musik: Mit Beschäftigten eines Lebensmittelgeschäfts im Landkreis Main-Spessart legt er sich in den sozialen Medien an - weil sie ihn in der Hochzeit der Pandemie auf die geltende gesetzliche Maskenpflicht hingewiesen hatten. 

    Im April 2023 erscheint Kümmerts neues Album

    Mittlerweile ist der Gemündener Vater geworden - und wieder viel unterwegs. Auf seiner Homepage sind bis in den Herbst 2023 hinein Dutzende Live-Auftritte angekündigt, von Bad Kohlgrub in Oberbayern bis hinauf nach Bremen. Für Sonntag, 16. April, ist in der Posthalle in Würzburg ein Heimspiel in Unterfranken geplant.

    Zwei Tage zuvor soll das neue Album herauskommen: "Working class hero". Zwei Singles daraus sind mittlerweile schon veröffentlicht, die zugehörigen Videos - ganz in Schwarz-Weiß - machen Lust auf mehr. Die Songtexte stammen von Kümmert selbst: "Leave the radio on" versteht sich als Hommage an die gute alte Zeit, die Ballade "Miracles" beschwört seinen Glauben an Wunder.   

    Ob dazu eines Tages auch ein neuer Anlauf beim Eurovision Song Contest gehören könnte? Am Rande eines Konzerts dieser Tage in Bad Neustadt sagte der 36-Jährige jedenfalls, er wünsche sich eine zweite Chance, bei dem Wettbewerb starten zu können. Mittlerweile fühle er sich dazu in der Lage.   

    Die Vorentscheid-Show "Unser Lied für Liverpool" läuft an diesem Freitag, 3. März, ab 22.20 Uhr live im Ersten, auf One und der Deutschen Welle sowie im Livestream auf eurovision.de und in der ARD Mediathek. Ab 21.20 Uhr gibt es auf eurovision.de und in der ARD-Mediathek als Warm-Up zur Show eine Sonderausgabe von "Alles Eurovision".

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