Am 2. April 1945, Ostermontag, wenige Wochen vor Ende des Zweiten Weltkriegs, wurden gegen 4 Uhr zwei Bogen der alten Marktheidenfelder Mainbrücke gesprengt mit dem Ziel, die vermeintlich aus dem Spessart heranrückenden Amerikaner aufzuhalten.
Tags zuvor stand fest, dass die „Verteidigungsstellung“ Wertheim – Marktheidenfeld – Lohr geräumt werden und auf die Linie Gemünden – Karlstadt – Veitshöchheim gesetzt werden würde. Befehle zum Sprengen der Brücke waren schon für den Palmsonntag, 25. März, und in der Karwoche ergangen, aber nicht ausgeführt worden. Die Brückensprengung am 2. April erwies sich als unnötig und völlig sinnlos: Amerikanische Truppen besetzten Marktheidenfeld noch am Nachmittag, sie kamen aus Richtung Erlenbach und Lengfurt.
Die damalige Marktgemeinde wurde vom amtierenden Bürgermeister Haider und vom bereits seit 1943 amtierenden stellvertretenden Landrat Dr. Schmidt den Amerikanern im Rathaus übergeben.
Damit war der Zweite Weltkrieg für Marktheidenfeld zu Ende – fünf Wochen vor dem offiziellen Kriegsende in Deutschland am 8. Mai 1945. Der US-Soldat Jerry Hubert Pinkowski hat dafür gesorgt, dass es von der gesprengten Brücke ein qualitativ gutes fotografisches Zeugnis gibt. Pinkowski machte privat Aufnahmen von zerstörten deutschen Städten und Gebäuden, namentlich auch von Brücken. Die Amerikaner begannen sofort, die hiesige Brücke behelfsmäßig herzurichten. An den zerstörten Bogen wurde der Grund mit Kies und Sand aufgefüllt sowie mit Beton befestigt. Darauf stellte man Holzgerüste mit Eisenträgern. Quer darüber kamen Eisenträger und Holzbretter und seitlich Holzgitter als Abschluss und Sicherung.
Bis auf Weiteres war es grundsätzlich den Amerikanern vorbehalten, die Brücke zu benutzen. An beiden Brückenköpfen standen Wachen, die die Passanten kontrollierten. Wer als Deutscher den Main überqueren wollte, musste meistens mit der Fähre Vorlieb nehmen, die auf Höhe der Fahrgasse die Mainufer miteinander verband. Die provisorisch in Stand gesetzte Brücke spielte eine wichtige Rolle beim weiteren Vormarsch der Amerikaner Richtung Süden. Ab 1946 wurden die zerstörten Bogen in Beton und mit Sandstein verblendet wieder hergestellt. 1953 und 1954 wurden die Steinbrüstungen durch auskragende Betonkappen und Stahlgeländer auf beiden Seiten der Brücke ersetzt. So konnten die Fahrbahn von 6,1 auf 7,0 Meter und die Gehwege von einem auf 1,4 Meter verbreitert werden.