Die höchsten islamischen Feiertage stehen vor der Tür. Vom Freitag bis einschließlich Montag feiern auch Karlstadts Muslime das Opferfest – Kurban Bayram?.
Viele muslimische Schüler haben am Freitag schulfrei. An der Hauptschule wird automatisch freigegeben, berichtet Rektor Wolfgang Leibold. An Realschule und Gymnasium können muslimische Kinder schulfrei bekommen – und viele beantragen dies auch. Auch ist der Tag von Schulaufgaben oder anderen Leistungsnachweisen freizuhalten, sofern Muslime in der Klasse sind.
Bekanntlich haben der Islam und das Christentum viele gemeinsame Wurzeln. Das Opferfest geht zurück auf die Geschichte von Abraham beziehungsweise Ibrahim, der seinen Sohn Isaak beziehungsweise Ismail opfern sollte.
Allah wollte ihn testen
Der Imam der Karlstadter Süleyman-Moschee, Halil Yildirim, und Thomas Müller als Vertreter der Ditib-Moschee beschreiben die islamische Version folgendermaßen: Ibrahims erste Frau Sarah bekam lange keine Kinder. Da gebar seine zweite Frau Hacer den Sohn Ismail. Später wurde Sarah doch noch schwanger und bekam Isaak.
Ibrahim hatte Allah versprechen müssen, dass er das erste Kind opfert. Dreimal war ihm im Traum sein Versprechen gegenüber Allah erschienen. Was er nicht wusste: Allah wollte ihn nur auf die Probe stellen. Denn als er das Messer an Ismail anlegen wollte, hatte Allah es stumpf werden lassen. Denn im Islam gelte wie im Christentum der Grundsatz: Du sollst keinen Menschen töten. Allah schickte Ibrahim ersatzweise einen Schafbock, den dieser anschließend opferte.
Während im Fastenmonat Ramadan der gläubige Muslim als eine Art Gottesdienst seine Begierden zügelt, geht es beim Opferfest um die Treue zu Allah. Der Muslim signalisiert damit, dass er sich für Allah hingeben würde. Hier liegt ein wesentlicher Unterschied zwischen dem Christentum und dem Islam. Denn im Christentum ist es Jesus, der sich für die Menschen hingegeben hat. – Im Islam ist der Prophet Jesus in den Himmel aufgefahren, während ein anderer, der ihm ähnelte, ans Kreuz geschlagen wurde.
Während des Opferfests wird insgesamt 23-mal das Gebet Tesrik Tekbiri gesprochen. Dies beginnt bereits am Tag vor dem Opferfest. Heuer wird es von Donnerstag bis Sonntag jeweils fünfmal täglich gebetet, am Montag dann nur noch dreimal. Die Gebete spricht der Imam von der höheren Kürsü herab. Das ist in der Karlstadter Süleyman-Moschee die Treppe mit dem Pult auf der rechten Seite.
Am Freitag, dem ersten Feiertag des Opferfests, hält der Imam eine etwa 20-minütige, selbst verfasste Predigt, die sich auf die Geschichte von Ibrahim bezieht. Sie wird in der Süleyman-Moschee von der Mimber herabgesprochen. Das ist die niedrige Kanzel auf der linken Seite.
Meist wird ein Schaf geschlachtet
In der Regel geht es am ersten Feiertag zur rituellen Schlachtung eines Tiers, meist eines Schafs. In der Türkei gibt es dafür spezielle Schlachtplätze. In Deutschland findet die Schlachtung meist bei einem Schäfer statt. Wenn sich mehrere Familien zusammentun, kann es auch sein, dass ein Rind geschlachtet wird.
Das Opfertier wird in drei Teile zerlegt. Ein Drittel ist für die eigene Familie, ein weiteres für Verwandte und Gäste und eines für Arme. Viele türkische Familien in Deutschland schicken Geld in die Türkei, um so symbolisch das Tier zu teilen.
Als Vorbereitung auf die Feiertage bringen die Frauen das Haus auf Hochglanz – wie am Ende des Ramadans. Man kleidet sich elegant. Es wird gut gegessen. Die Kinder bekommen Süßes oder Geld geschenkt, jedoch keine Spielsachen wie im hiesigen Christentum an Weihnachten. Imam Halil Yildirim, der jetzt 30 ist, erinnert sich, in seiner Jugend in der Türkei Nüsse bekommen zu haben.
Wie Thomas Müller ergänzt, haben die Feiertage auch einen sozialen Hintergrund, indem sie dem Zusammengehörigkeitsgefühl dienen.
Im Monat Dhu l-hiddscha des Opferfests findet die Hadsch statt, die große Pilgerfahrt nach Mekka. Dort ist derzeit auch Yakup Yayla, der Imam der Karlstadter Ditib-Moschee. Kleine Pilgerfahrten (Umra) können in den restlichen Monaten unternommen werden. Währen dieser Wallfahrt befinden sich die Pilger in einem Weihezustand, genannt Ihram. In dieser Zeit sollen sie besonders friedfertig sein und zum Beispiel nicht einmal einem Insekt etwas zuleide tun.
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