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ERLASEE: Arnstein geht bei Erlasee leer aus

ERLASEE

Arnstein geht bei Erlasee leer aus

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    So weit das Auge reicht: Knapp 1500 Mover stehen auf dem ehemaligen Rebenversuchsgut Erlasee. Sie richten die Solarmodule nach dem Stand der Sonne aus.
    So weit das Auge reicht: Knapp 1500 Mover stehen auf dem ehemaligen Rebenversuchsgut Erlasee. Sie richten die Solarmodule nach dem Stand der Sonne aus. Foto: Foto: Jürgen Kamm

    Die Stadt Arnstein, die Arnsteiner Bürger-Energie-Genossenschaft und die Überlandzentrale Lülsfeld (ÜZ) hatten im Dezember jeder für sich versucht, das Gelände des Solarparks Erlasee zu übernehmen. Doch in einem Bieterverfahren hat ein Käufer, der nicht genannt werden will, den Zuschlag erhalten.

    Mit folgender Nachricht hat sich die Arnsteiner Bürger-Energie Genossenschaft dieser Tage an die Öffentlichkeit gewandt: „Der Solarpark Erlasee der Solon AG stand kurzfristig zum Verkauf. Die bereits seit einiger Zeit im Insolvenzverfahren befindliche Gesellschaft musste die Freiflächen inklusiv der technischen Anlagen bis zum Jahresende veräußern.“

    Dies ist eine stark vereinfachte Darstellung, teilweise ist sie sogar irreführend – falls jemand unter „technische Anlagen“ auch die Solar-Module versteht. Denn die knapp 1500 Mover mit ihren jeweils rund 50 Quadratmetern Modulfläche bleiben im Besitz der Investoren, die sich hier vor siebeneinhalb Jahren beteiligt haben. Vielmehr ging es bei dem Geschäft im Wesentlichen um die Fläche des Solarparks.

    Der Name „Solon AG“ ist in Arnstein geläufig, seit diese das Solarkraftwerk auf Erlasee errichtet hat. Inzwischen aber war die Solon AG international ins Solargeschäft eingestiegen und hatte sich daher in „Solon SE il“ umbenannt. Ihr Hauptgeschäft war die Entwicklung von Groß-Photovoltaikanlagen, aber auch die Produktion von Solarzellen. Die „Solon SE il“ meldete im Dezember 2011 Insolvenz an. Solon war zu 90 Prozent an der „Erlasee Liegenschaften GbR“ beteiligt, der das Grundstück des Solarparks gehörte. Und um diesen Anteil ging es nun.

    Nun aber wird es kompliziert: Als Insolvenzverwalter wurde der Rechtsanwalt Rüdiger Wienberg von der bundesweit tätigen Kanzlei „www wienberg wilhelm“ (Berlin) bestellt. Dort heißt es: „Die Mehrheitsbeteiligung der Solon SE il an der ,Erlasee Liegenschaften GbR‘ wurde noch vor Insolvenzeröffnung . . . aus Rechtsgründen in die eigens hierzu errichtete ,Crumasolar Dritte Beteiligungs UG‘ übertragen. Die ,Crumasolar‘ ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Solon DE.“

    Aufgabe eines Insolvenzverwalters ist es unter anderem, Vermögenswerte zu Geld zu machen, um Gläubiger zu befriedigen. So kam es im Dezember zu dem Bieterverfahren. Noch im alten Jahr wurde der Kaufvertrag unterzeichnet und der Kaufpreis belegt. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Die Pachtverträge, die die Besitzer der Mover mit der „Erlasee Liegenschaften GbR“ geschlossen haben, bleiben bestehen. Der Insolvenzverwalter: „Auch die ,Erlasee Liegenschaften GbR‘ ist weiterhin werbend tätig. Der Verkauf der Geschäftsanteile an die ,Crumasolar‘ hatte auf deren Geschäftsbetrieb keinen Einfluss.“

    „Wir wollten nicht auf Teufel komm raus einen Mondpreis bieten.“

    Gerd Bock, Geschäftsführer der Überlandzentrale Lülsfeld

    Die Arnsteiner Bürgermeisterin Linda Plappert-Metz bestätigt, dass die Stadt mitgeboten hatte. Mehr könne sie dazu nicht sagen. Sie habe „viele Klauseln der Verschwiegenheit unterschreiben müssen“.

    Der Geschäftsführer der ÜZ, Gerd Bock, sagt, sein Unternehmen und die Stadt Arnstein hätten jeder für sich geboten. Man habe sich aber eng abgestimmt und die Stadt habe in dieselbe Richtung wie die ÜZ geboten. Diese wiederum habe sich auf den Rat eines Fachmanns verlassen. „Wir wollten nicht auf Teufel komm raus einen Mondpreis bieten.“

    Die Abstimmung mit Arnstein begründet er damit, dass die Stadt starken Einfluss auf die spätere Nutzung des Geländes habe. Und hier biete Erlasee mit der Fläche, der Lage und den Abständen zur Wohnbebauung gute Voraussetzungen für eine Nutzung – beispielsweise wieder zur Energieerzeugung.

    Nach Bocks Information sind im Fall von Erlasee die Investoren übrigens nicht für die spätere Demontage der Mover zuständig, wie bei neueren Freiflächenanlagen der Fall. In die Mover haben die Investoren für 20 Jahre, also bis 2026, investiert. Es gebe aber eine Verlängerungsoption bis 2036, so Johannes Bense. Er kann sich gut vorstellen, dass die genutzt wird, denn bisher würden die Mover hervorragend arbeiten. Der übliche, zehnprozentige Leistungsabfall bei Solarzellen finde vor allem in den ersten Jahren statt. Und bei der Mechanik sei Qualität verbaut worden – „heavy duty“, wie Bense es nennt.

    Nicht nur die Fläche, auf der die Mover stehen, sondern alle seinerzeit von Solon erworbenen Teile spielten bei der Insolvenz eine Rolle. So wurden rund 28 Hektar Wald, rund vier Hektar Ackerland und das Verwalterhaus verkauft. Auch hier wurde über die Kaufpreise Stillschweigen vereinbart.

    Wie die Arnsteiner Bürger-Energie-Genossenschaft berichtet, beteiligte sie sich an dem zweistufigen Bieterverfahren und erstellte dafür sowohl einen detaillierten Finanzplan als auch ein Betriebskonzept. Die Finanzierung des Erwerbs sei mit Unterstützung eines örtlichen Kreditinstituts erarbeitet und gebilligt, worden, teilt die Energie-Genossenschaft mit.

    Erlasee und Solon

    2006 wurde auf Erlasee die damals weltgrößte Photovoltaikanlage ihrer Art mit fast 1500 Movern zu je 50 Quadratmetern in Betrieb genommen. Zusammen sind das fast 7,5 Hektar reine Modulfläche auf 72 Hektar Boden. Rund 80 Millionen Euro wurden investiert. Die Spitzenleistung liegt bei zwölf Megawatt.

    Zuvor war Erlasee ein Rebenversuchsgut im Eigentum des Bundes. Schon mit Errichtung des Solarparks waren andere Teile des Gutshofs verkauft worden. Ein Teil gehört seitdem dem Landkreis Main-Spessart, der auf Erlasee seinen dritten Jugendzeltplatz betreibt. Im Gebäudeteil des Landkreises sind die Küche und die Sanitäranlagen für den Zeltplatz untergebracht. Zudem hat er eine Scheune. Das Gewächshaus und eine weitere Scheune sind im Eigentum der Mainfränkischen Werkstätten.

    Für die Insolvenz von Solon macht Johannes Bense neben dem Konkurrenzdruck aus Fernost auch die plötzlichen, radikalen Kürzungen bei der Vergütung für den eingespeisten Strom verantwortlich. Nachdem im März 2012 das Insolvenzverfahren eröffnet worden war, erwarb ein indisch-arabisches Unternehmen namens Microsol großteils Solon, übernahm auch den größten Teil des Personals und gründete die Solon Energy GmbH.

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