"Dann sind die Würfel wohl jetzt gefallen", stellte Thomas Müller vom gleichnamigen Arnsteiner Autohaus am Ende eines Ortstermins fest, bei dem es um die bevorstehenden Sperrungen innerhalb von Arnstein ging. Ab 6. April bis Ende Mai und dann wieder ab August bis Mitte Dezember wird es kein Durchkommen mehr an Arnsteins Knotenpunkt Nummer eins mehr geben: der Kreuzung von Grabenstraße, Marktstraße, Schweinfurter und Würzburger Straße. Parallel wird obendrein die Bahnbrücke in der Würzburger Straße gesperrt.
Müller bezeichnete sich als Sprecher der Unternehmer aus der Schweinfurter Straße im Arnsteiner Osten, unterstützt von Markus Merklein von der Firma Caravaning Arnstein. Beide sehen die Existenz der Unternehmen durch die Sperrungen gefährdet. Müller: "Wir mussten Corona weghecheln. Und jetzt müssen wir eine neunmonatige Vollsperrung weghecheln."
Sein Vorschlag lautete: Die Bruchsteinmauer am Parkplatz zwischen Pfründnerspital wegreißen, eine Schotterstraße anlegen und per Ampelregelung an der Baustelle vorbeifahren. Er hatte sich sogar bei einem Abbruchunternehmen erkundigt, das die Arbeiten demzufolge für 7000 Euro erledigen würde. Für 1690 Euro gebe es eine Baustellenampel zu kaufen, so Müllers zweites Rechercheergebnis. Auch schlug er vor, beim Kanalbau in der Marktstraße schrittweise vorzugehen.
Bauzeitenplan sollte nicht durchkreuzt werden
Der für Tiefbau in der Stadt Arnstein zuständige Helmut Franz warnte aus mehreren Gründen davor, diese Idee umzusetzen. Auf der Baustelle müsse stets gewährleistet sein, dass das Abwasser weiter abfließt. Daher könne man nicht so einfach Abschnitte bilden. Wo dies möglich sei, werde es auch schon gemacht.

Einbahnverkehr mit Ampelregelung würde bedeuten, dass der Bagger jeweils auf die vorbeifahrenden Autos Rücksicht nehmen muss. "Er darf nicht über ein Fahrzeug hinwegschwenken." Das würde die Bauphase um mehrere Wochen verlängern. "Wenn sie sich dann bis zum Winter hinzieht, bekommen wir im Januar und Februar keinen Asphalt." Grundsätzlich gibt es keine Gewährleistung für den Asphalt, wenn es zu kalt ist. Darüber hinaus wäre die Durchfahrt bei der "Müller-Lösung" ohnehin nur für zusätzliche drei Wochen möglich.
Helmut Franz und Bürgermeister Franz-Josef Sauer betonten, die Baustelle folge einem genauen Ablaufplan. Bei den Überlegungen, wie der Bau beschleunigt werden könne, habe man sich für Betonfertigteile statt für Ortbeton (der also an Ort und Stelle betoniert würde) entschieden. Das und die Verbesserung der Umfahrung der Baustelle koste die Stadt 300 000 Euro mehr. Beispielsweise müssen die Teile mit dem Kran eingehoben werden. Das aber spart vier Monate Bauzeit.
Stadtrat und Bauunternehmer Martin Fischer warnte davor, den Ablaufplan der Firma Arlt zu durchkreuzen: "Das ist ein überregional tätiges Unternehmen. Da haben wir es nicht mit dem Bauleiter zu tun, sondern die kommen gleich mit Anwälten."
Die Idee mit der Behelfsbrücke
Müller und Merklein kritisieren, die Information der Stadt über den Bauablauf sei für sie als Betroffene zu spät gekommen. Mit mehr Vorlaufzeit hätten Pioniere der Bundeswehr eine Behelfsbrücke über die Wern bauen können. Vom Ölmühlweg auf der linken Wernseite kommend hätte sie zwischen dem Autohaus Müller und der Bäckerei Schmitt auf die Schweinfurter Straße geführt. Das würde auch die Umleitung durch Gänheim vermeiden.
Auch das sei ergründet worden, sagte Sauer. Aber das Wasserwirtschaftsamt und der Naturschutz hätten nicht mitgespielt. "Das wäre ein Vorhaben im Hochwasserabflussgebiet gewesen." Außerdem hätte eine solche Brücke denselben Kriterien genügen müssen wie jede andere für den Verkehr freigegebene, hätte also beispielsweise Fundamente benötigt. Sauer: "Wenn da Schulbusse mit Kindern drüberfahren, wird kein Provisorium zugelassen."
Offenbar fühlen sich nicht alle Unternehmer so gefährdet wie Müller und Merklein. Bürgermeister Sauer nannte Friseur Manger als Beispiel. Auch Busunternehmer Gerhard Schraud meinte bei dem Ortstermin, er werde mit den Regelungen und Umleitungen klarkommen. Er lobte sogar den Dialog mit der Stadt.
Wichtig für ihn sei aber ein Einbahnverkehr bei den Umleitungen über Landwirtschaftswege. "Wenn ein Bus auf einem Wirtschaftsweg fährt, kann er nicht ausweichen, sonst sinkt er ein." Von West nach Ost werden die Busse kurz vor der B 26a auf einen Wirtschaftsweg abbiegen. Von Ost nach West werden sie über Gänheim und den Wirtschaftsweg zum Ölmühlweg fahren. Pkw sollen den Schützenberg nutzen. Details werden in der nächsten Sitzung des Stadtrats besprochen.
Arnstein bleibt erreichbar
Scharf kritisierten Müller und Merklein die überörtliche Beschilderung. In Mühlhausen beispielsweise sei "Arnstein" schon jetzt durchgestrichen. Sauer bedauerte, dass die Straßenbauverwaltungen Würzburg und Schweinfurt teilweise schlecht zusammenarbeiten, und empfahl, Mängel sofort zu melden. Er kündigte an: "Während der Sperrungen in Arnstein werden die Logos der Firmen in Arnstein-Ost auf großen Wegweisern zu finden sein." Es sei die Aufgabe aller, möglichst viel Werbung dafür zu machen, dass Arnstein nach wie vor erreichbar ist.
Der Bürgermeister beklagte, dass in der jetzigen Bauphase Versäumnisse der Vergangenheit aufgearbeitet werden müssten. Es seien Baugebiete hinzugekommen, ohne die Infrastruktur im Untergrund zu ertüchtigen. Den Anliegern in der Grabenstraße sei nicht länger zuzumuten, dass sie bei jedem Starkregen Überschwemmungen in ihren Häusern haben. Zudem gehe es jetzt darum, auch Telekommunikations- und Gasleitungen zu erneuern.
"Ein Damoklesschwert schwebt allerdings noch über uns – die Archäologie und Kampfmittel", sagte der Bürgermeister. Im Bayernatlas sind an der Kreuzung Bodendenkmäler eingetragen. In der Grabenstraße ist auch bereits ein Stück der alten Stadtmauer Arnsteins aufgetaucht. Es werde aber nicht zu langwierigen Ausgrabungen kommen, versicherte Sauer. Einige Tage sind bereits als Puffer im Bauzeitenplan enthalten.
Die Firmen in Arnstein OstBei den Firmen im Osten Arnsteins, die von den Sperrungen besonders betroffen sind, handelt es sich um: Brauerei Max Bender, Than Vinh Asian Cuisine (Benderbräustübl), Friseur Manger, der Landwirt Franz-Josef Vetter, Werntal-Autohaus Müller mit Tankstelle, Bäckerei Schmitt, Maschinenring, Altenpflege Mack, Nadja Fertig Kosmetik, Pracht-IT, Netto, Miwe, Caravaning Arnstein, Busunternehmen Schraud, Illek Kfz-Reparatur. Quelle: Müller/Stadt Arnstein/Google