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Lohr/Gütersloh: Auch in Unterfranken: Mehr Qualität durch weniger Kliniken?

Lohr/Gütersloh

Auch in Unterfranken: Mehr Qualität durch weniger Kliniken?

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    Ein leeres Krankenhausbett in Düsseldorf. Eine Experten-Studie befeuert die Debatte, ob es in Deutschland zu viele Krankenhäuser gibt.
    Ein leeres Krankenhausbett in Düsseldorf. Eine Experten-Studie befeuert die Debatte, ob es in Deutschland zu viele Krankenhäuser gibt. Foto: Federico Gambarini, dpa

    Geht es nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung, sollte die Zahl der Akutkrankenhäuser in Deutschland von 1400 auf 600 mehr als halbiert werden. Die verbleibenden Häuser könnten so mehr Personal und eine bessere Ausstattung erhalten, sagen die Experten. Für die Patienten ergebe sich eine qualitativ hochwertigere Versorgung. Die Empfehlung ist umstritten. Vor allem in ländlichen Regionen hängen viele Menschen an "ihrem" Krankenhaus vor Ort.

    Beispiel Klinikum Main-Spessart

    Beispiel Klinikum Main-Spessart: Nach langer politischer Debatte entschied der Kreistag Ende 2015,  seine drei Krankenhäuser in Lohr, Karlstadt und Marktheidenfeld am Standort Lohr zu zentralisieren. 2024 soll das neue 280-Betten-Haus in Betrieb gehen, so Marketingleiterin Sandra Amberger. In Karlstadt schloss das bisherige Belegkrankenhaus bereits im September 2017 seine Pforten, in Marktheidenfeld steht der Umzug von 60 Betten der Inneren Medizin und der Akut-Geriatrie noch aus. Begleitet wurde die Neustrukturierung von Bürgerprotesten. So kämpft die Initiative "proMAR" weiter für eine Notfallversorgung am Standort Marktheidenfeld. Das Thema werde im Kommunalwahlkampf eine Rolle spielen, sagen Beobachter.

    Derweil rechnet der Chef der Bayerischen Krankenhausgesellschaft, Siegfried Hasenbein, mit weiteren Schließungen der aktuell noch 360 Krankenhäuser in Bayern. Ein großes Kliniksterben sei aber aktuell nicht in Sicht, sagte Hasenbein. In Unterfranken gibt es Akutkrankenhäuser in staatlicher, in kommunaler, in kirchlicher und in privater Trägerschaft. 

    Ullmann (FDP): Qualität ist keine Frage von Nähe

    Bei den Gesundheitsexperten der Parteien löst die Bertelsmann-Studie unterschiedliche Reaktionen aus. Medizin-Professor Andrew Ullmann (Würzburg) begrüßt die Ergebnisse ausdrücklich. Der FDP-Obmann im Gesundheitsausschuss des Bundestags fordert eine "grundlegende Strukturreform" im Gesundheitswesen. Therapie-Qualität sei keine Frage von Klinik-Nähe. Was nütze es einem Patienten, das Krankenhaus vor der Haustür zu haben, wenn beispielsweise der Experte für Schlaganfall 30 oder 40 Kilometer weiter entfernt praktiziert, fragt Ullmann. Er plädiert unter anderem dafür, die Rettungsdienste zu stärken, mehr Krankenwagen und Hubschrauber einzusetzen. Wenn man die Klinik-Standorte konzentriere, ließe sich mit freiwerdenden Kapazitäten die ambulante Versorgung verbessern. Der FDP-Politiker kann sich gut ausgestattete Allgemein- und Facharzt-Zentren vorstellen, die dann beispielsweise auch Fahrdienste für (ältere) Menschen in entfernten Dörfern anbieten. 

    Dittmar (SPD): Erst mal in Ballungsräumen schließen

    Allgemeinärztin Sabine Dittmar (Maßbach) sieht die Forderungen der Bertelsmann-Experten differenzierter. Die Erkenntnis, dass es in Deutschland zu viele Krankenhäuser gibt, sei nicht neu, sagt die SPD-Obfrau im Gesundheitsausschuss. Aber pauschal einfach die Hälfte der Kliniken zur Disposition zu stellen, sei zu einfach. Mehr Spezialisierung, um die Qualität zu verbessern, sei der richtige Weg. Die Idee vom gut erreichbaren Krankenhaus in der Fläche wolle sie aber deshalb nicht aufgeben, so die SPD-Bundestagsabgeordnete aus dem ländlichen Wahlkreis Bad Kissingen. Bevor man hier Häuser schließe, solle man sich zunächst die Situation in den Ballungsräumen ansehen. Dort gebe es noch Spielraum für Konzentration. Auf dem Land sei "viel Gespür" gefragt, um tragfähige Lösungen zu erarbeiten, "auch unter Nutzung der Digitalisierung".      

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