Die zwei Tage waren vollbepackt mit wunderschönen Eindrücken und vielen neuen Informationen über Martin Luther, dessen reformatorische Gedanken Anfang des 16. Jahrhunderts das religiöse Leben bis heute prägen. Die Reisegruppe aus Karlstadt ist dem Reformator zugetan, denn Andreas Bodenstein, ein "Sohn der Stadt", war Luthers Mentor und später sein Gegner.
Der Historische Verein Karlstadt lud zu einer Busfahrt zu Luthers Stationen - in die Universitätsstadt Jena, in seinen Geburts- und Sterbeort Eisleben und auf die Wartburg bei Eisenach. Vereinsvorsitzende Beatrix van Venrooy hatte den Ausflug bestens vorbereitet und Führungen an den Zielorten organisiert. Sie verteilte an die Mitfahrenden Stadtpläne und Prospekte und stimmte sie mit einem Vortrag im Bus auf einen Spaziergang durch ein spannendes Reformator-Leben ein.
Hauptbesuchspunkt in Jena während einer Stadtführung war die St.-Michel-Kirche, in der Luther zweimal, 1524 und 1529, gepredigt haben soll. Eine Bronzeplatte mit seinem Bildnis ist die Grabplatte von Lucas Cranach d. Ä., die ihren Zielort Wittenberg im Sterbejahr Luthers 1546 wegen des Schmalkaldischen Krieges und dem Ende des alten Kurfürstentums Sachsen nicht erreichte und im thüringischen Jena blieb.
Eisleben bot sich der Reisegruppe als eine beschauliche, im Zweiten Weltkrieg verschonte Stadt, die nicht nur vom Nimbus als Geburts- und Sterbeort Luthers lebt, sondern den Ruf eines erfolgreichen Berg- und Hüttenwerks hat, in dem in 800 Jahren 110 Millionen Tonnen Kupferschiefer gefördert wurden. Die Karlstadter wohnten im Hotel "Graf von Mansfeld". Es soll das wahre Sterbehaus Luthers sein. Sein Denkmal steht nur wenige Meter entfernt auf dem Marktplatz. In Sichtweite lebte der Komponist Richard Wagner 1822 als Achtjähriger bei seinem Stiefonkel, der ihn zu einem Golfschmied ausbilden wollte.
Auf der ab 1067 erbauten Wartburg wurde die Gruppe durch die reiche Geschichte und schönen Künste, vorbei an spätromanischer Baukunst, geführt. Hier übersetzte Luther 1521 im Exil die Bibel in die deutsche Sprache. Seine privaten Räume stehen offen. Bilder und Mosaike erzählen von bedeutenden Ereignissen in der knapp 1000-jährigen Wartburg-Geschichte.
Von: Martina Amkreutz-Götz für den Historischen Verein Karlstadt