Donnerstag, 17 Uhr: Vor dem Waldrand der Karbacher Waldabteilung "Mordenstatt" stehen Container-Sattelzüge Schlange. Bis 23 Uhr werden sie abgefertigt, dann zieht sich Karl Ditterich aus Gemünden in sein Holzfuhrwerk zurück und übernachtet dort. Es lohnt sich nicht, nach Hause zu fahren, denn am nächsten Morgen um 5 Uhr steht der erste Containerzug wieder da. Verladen wird Holz. Genauer gesagt: qualitativ schlechte Eiche.
Für die Holzverladung in Container hat sich Karl Ditterich vor einigen Jahren extra einen Radbagger gekauft. "Am Anfang war es fast nur Buche, die wir verladen haben; inzwischen ist es zu 99 Prozent Eiche", so Ditterich, der in ganz Unterfranken unterwegs ist. Seinen Bagger zieht er auf einem Tieflader direkt hinter seinem Holz-Laster hinterher.
"Wir sind ein Familienbetrieb. Mein Opa und mein Vater haben schon Holz gerückt und transportiert. Ich mache das jetzt seit 25 Jahren." Zehn Stunden ist der 42-jährige Vater von vier Kindern mit seinem Langholzzug täglich unterwegs. "Auf der Straße kannst du heute nichts mehr verdienen. Und wenn wir nur nach Vorschrift arbeiten wollen, können wir gleich zu Hause bleiben. Inzwischen belade ich 300 bis 400 Container im Jahr. Das ist ein gutes Zubrot." Drei Langholzzüge und zwei Planenzüge für Schnittholz sind für den Betrieb bis in die Schweiz, nach Österreich, Belgien und Frankreich unterwegs.
Eric Demuth stammt aus Ohio und spricht Deutsch mit typisch amerikanischem Akzent. Er ist nicht das erste Mal zur Verladung in Karbach. Er fährt Container-Sattelschlepper für eine Spedition in Aschaffenburg. Dort im Hafen werden die Container auch auf die Binnenschiffe verladen. "Wir sind Tag und Nachts unterwegs. Standzeiten werden erst ab drei Stunden bezahlt. Meine erste Beziehung ist an den Arbeitszeiten kaputt gegangen." Seit zweieinhalb Stunden wartet er, dass er an die Reihe kommt.
"Meine Freundin hat mit mir gestern Schluss gemacht" meint Kristoffer Wodickar, der für die gleiche Spedition fährt und dessen Container gerade beladen wird. "Es ist ein hartes Brot, aber ich bin froh, dass ich Arbeit habe". Außerdem sei die Arbeit abwechslungsreich. "Schließlich gibt es nichts, was nicht im Container gefahren wird. Im Wald ist das nicht so leicht. Wir haben zwar relativ gute Wegbeschreibungen, aber ab und zu fährt man sich fest."
So passierte es wenig später einem Fahrer aus Bremen. Er musste vom Gemeinde-Unimog wieder aus dem Acker gezogen werden. Die wenigsten Fahrer sind es gewohnt, abseits befestigter Straßen zu fahren. Sind die Container beladen, so ist das zulässige Gesamtgewicht von 45 Tonnen fast erreicht. Damit auf schmalen Waldwegen zu fahren, ist kein Vergnügen. Die Hälfte der Container wird nach Hamburg gefahren, der Rest in die Häfen von Schweinfurt und Aschaffenburg.
Drei Wochen später ist das Holz am Zielort in Asien angekommen. Wer weiß, ob die Brotzeitbrettchen mit Stempel "made in Hongkong" nicht ursprünglich 100 Jahre lang im Karbacher Wald gewachsen sind?

Freitag, 12 Uhr: Am Waldrand ist wieder Ruhe eingekehrt. In den letzten sieben Stunden wurden noch einmal 14 Containerzüge abgefertigt, während das Holz vom Vorabend schon Hamburg erreicht hat.