Die Geschichte der Post in Gemünden begann vor 175 Jahren, im Jahre 1838. Damals gab es noch kaum Privatbriefe und noch keine Briefmarken. Nachrichten wurden bis dahin von städtischen oder kurfürstlichen Boten übermittelt. Aber da Gemünden und auch Lohr lautstark Bedarf an einer fahrenden Post anmeldeten und weil vermehrt Reisende aus Frankfurt und Aschaffenburg über Gemünden in die Kurbäder Kissingen und Brückenau fuhren, wurde am 1. April 1838 eine Postexpedition in Gemünden errichtet. Die Post beförderte damals eben nicht nur Briefe. Der Langenprozeltener Norbert Schuch hatte sich 150 Jahre später mit der Post beschäftigt.
Bis zur Gründung der Postexpedition hatten die Königlich Bayerische Posten noch ihre Zweifel gehabt, ob sich dies in Gemünden lohne, unter anderem weil sich „eine Strecke vor und durch Langenbrodselten in einem schlechten, Gefahr und Verzögerung drohenden Zustande“ befunden habe. Nach Beseitigung der Mängel konnte es jedoch losgehen. Die erste Posthalterei mit Briefpost-Expedition befand sich in der Obertorstraße 13, im späteren Haus „Forchheimer“ (ehemals Elektro Weiglein). Sigismund Adelmann, Besitzer der Häuser „Forchheimer“ und „Adelmann“, war bis 1857 der erste Postexpeditor.
Gleichzeitig mit der Einrichtung der Postexpedition wurde auch die erste Postkutschenroute Aschaffenburg – Hessenthal – Rothenbuch – Lohr – Gemünden – Karlstadt – Würzburg eingerichtet. Viermal wöchentlich verkehrte ein zweispänniger Packwagen mit „einem bequemen Cabriolet“ für drei Personen. Der Reiseverkehr nahm immer mehr zu. Ab 1843 fuhr während der Badezeit täglich eine Kutsche zwischen Gemünden und Bad Kissingen – Abfahrt 5 Uhr, Ankunft 10 Uhr. 1851 wurden auch in Rieneck und Burgsinn Postexpeditionen eingerichtet. Ab November 1851 wurde eine tägliche Postomnibusverbindung zwischen Gemünden und Orb eröffnet. In Gemünden nachmittags aufgegebene Briefe kamen noch am gleichen Abend in Orb an.
Mit der Eröffnung der „Ludwigs-Westbahn“ am 1. Oktober 1854 wurden Post- und Bahnexpedition zusammengelegt und im neuen Ludwig-Westbahnhofs-Empfangsgebäude untergebracht. Das Gebäude, bekannt als „Max-II-Bahnhof“ oder „Preußischer Bahnhof“, stand unweit des heutigen Bahnhofs und wurde 1978 abgerissen.
„Die Strecke vor Langenbrodselten befindet sich in einem Gefahr und Verzögerung drohenden Zustande.“
Bayerische Postverwaltung kritisch zu einer möglichen Post in Gemünden
Durch die Inbetriebnahme der neuen Eisenbahnlinien nach Fulda 1872, Waigoldshausen 1879 und der sogenannten Lokalbahn nach Hammelburg 1884 erhöhte sich auch der Postverkehr. Deshalb wurden in zahlreichen Orten im Bereich Gemünden zusätzliche Postexpeditionen eröffnet, die von Gemünden aus versorgt wurden. Irgendwann reichte das Postlokal nicht mehr aus.
Die Bayerische Staatsbahn baute deshalb auf eigenem Grund 1896 in der Bahnhofstraße ein Dienstgebäude. 1898 erfolgte die Umwandlung der Postexpedition in ein „Königliches Postamt III. Klasse“. Neun Postboten waren damals dort beschäftigt. Die durchschnittliche Arbeitszeit betrug 63 Stunden pro Woche. Weil die Wohnungsnot damals groß war, baute die Oberpostdirektion Würzburg für ihre Gemündener Bediensteten 1910 und 1924 Wohngebäude (heute Brückleinsweg 3 und 20). Erst ab 1929 erfolgte die schrittweise Motorisierung des Postverkehrs in Gemünden.
Nach einem Bombenvolltreffer im Postamtsanbau am 24. März 1945 musste der Postbetrieb eingestellt werden. Von US-Soldaten nach der Einnahme Gemündens frei gelassene Polen hielten sich später schadlos an Tausenden von Briefen. In den ersten Junitagen ging es aber weiter, zunächst mit radelnden Postboten. Erst 1948 wurde der zerstörte Postanbau wieder aufgebaut.
Durch die Aufwertung Gemündens zum Knotenpostamt im Jahr 1950 nahm der Postverkehr erheblich zu. Gemünden versorgte 59 Postämter und Poststellen in den Landkreisen Gemünden, Hammelburg und Karlstadt. Darüber hinaus wurde auch der Postversand für das Knotenamt Bad Brückenau ausschließlich, für die Knotenämter Lohr und Bad Kissingen zum Teil über Gemünden abgewickelt.
Am 1. Oktober 1961 erhielt Gemünden die Postleitzahl 8780. Das Postamt Gemünden platzte schließlich aus allen Nähten, hatte 60 Mitarbeiter, weshalb die Post ab am Bahnhof neu baute. Die Eröffnung war am 22. Dezember 1972. Mit der Privatisierung der Deutschen Bundespost verlor die Verwaltung des Knotenpostamts Gemünden am 31. Dezember 1995 ihre Selbstständigkeit und wurde aufgelöst.
Seitdem werden die organisatorischen Verwaltungsaufgaben vom Briefzentrum 97 in Würzburg bzw. vom Frachtzentrum in Kitzingen wahrgenommen. Vom Zustellstützpunkt, so heißt die neue Organisationsform, wird zurzeit fast der ganze Altlandkreis Gemünden bedient. Das Postdienstgebäude am Bahnhof wurde an einen amerikanischen Investor verkauft und wartet weiter auf einen neuen Käufer. Am 28. Dezember 1999 wurden die Schalter im Postamtsgebäude geschlossen. Gleichzeitig wurde im Kaufhaus Michelbach eine Postagentur eröffnet. Damit wurde die Privatisierung der Post auch für die Postkunden sichtbar.
Mittlerweile können Postkunden die Postgeschäfte in Postagenturen im Lagerhaus Weimann in der Wernfelder Straße sowie in der Tankstelle Eschenbacher in der Frankfurter Straße abwickeln. Für die Zustellung von Briefen, Paketen und Päckchen hat die Deutsche Post AG im Anwesen Zachleder in der Schulstraße einen Zustellstützpunkt eingerichtet.
Gemündens Stadtpost
Aufgrund nachhaltiger Bemühungen des Stadtmagistrats unter Bürgermeister Otto Christin wurde 1891 eine Stadtpost im Erdgeschoss des Rathauses eröffnet – „Gemünden 1“ genannt, während die Hauptpost im Bahnhofsgebäude von da an „Gemünden 2“ hieß. Sie wurde jedoch 1923 aus wirtschaftlichen Gründen wieder geschlossen. In der Stadt wurde damals viermal täglich die Post zugestellt, an Sonn- und Feiertagen einmal. Nach den Jahren der wirtschaftlichen Rezession wurde die Stadtpost 1928 am Marktplatz im Anwesen Eberlein (genannt Wurzgarten) wieder eröffnet. 1938 zog die Stadtpost in die Obertorstraße.
Nach der Zerstörung der Altstadt von US-Truppenverbände 1945 wurde auch der Post- und Fernmeldedienst bei der Stadtpost eingestellt. Erst am 1. März 1950 eröffnete sie im Haus Sitzmann (Obertorstraße 21) wieder. Als die Posthalterin Anna Sitzmann nach zehn Jahren aufhörte, blieb die Stadtpost von 1960 bis Mai 1961 geschlossen. 1961 zog die Post ins Rathaus, 1972 dann kam das endgültige Aus für die Stadtpost, weil der Seite der Postkunden kein Bedarf mehr erkennbar war.